Kapitel 4

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Nachdenklich stocherte ich in meinem Essen herum. Meine Gedanken waren überall aber ganz bestimmt nicht im hier und jetzt. Alles was meine Gedanken benebelte waren die Erinnerungsbücher, die ich im schnelldurchlauf verschlungen hatte. Im Nachhinein war das vielleicht keine so gute Idee. Zwar war ich schnell mit allen zehn Schachteln durch, in denen immer so ungefähr zehn Bücher – plus, minus – drinnen waren, aber das hatte ich auch nur geschafft, weil ich immer mal Passagen oder Seiten übersprungen hatte oder einfach über die Wörter drüber geflogen bin. Man musste aber auch mal erwähnen, dass nicht immer auf jeder Seite etwas stand, sondern auch Dinge eingeklebt wurden - wie Fotos, Zeichnungen, eine Blume. Dennoch änderte es nichts an dem Fakt, dass ich dadurch Wissenslücken hatte. Deshalb muss ich diese Bücher noch einmal lesen, selbst auch die die für Roy bestimmt sind. In so gut wie jedem Buch, stehen wichtige und hilfreiche Informationen zu uns Suno und auch Hilfsmittel gegen die Dark Spirits. All das war wichtig und das konnte ich nicht einfach ignorieren, dass wäre Egoistisch von mir. Niemand konnte etwas dafür, dass ich meine Eltern verloren hatte und sie dann unnötig in Gefahr zu bringen – egal ob Suno, Mensch oder Werwolf – war nicht richtig. Trotzdem war ich nicht wirklich so erpicht darauf die Emotionalen Bücher für Roy noch einmal in die Hand zu nehmen. Diese hatten es ziemlich in sich. Bei diesen Büchern dachte ich das ich einen Dramatischen Roman lesen würde, welcher sich über mehrere Bände hinweg zog. Das Ende musste man mit einem traurigen und einem glücklichen Gesicht sehen aber dabei musste jeder selbst entscheiden welche Seite bei einem überwog. Für mich war es die traurige Seite. Ich hatte rotz und Wasser geheult, während dem lesen und ganz besonders danach. Alleine, wenn ich jetzt daran zurückdachte, sank meine Stimmung noch weiter in den Keller. Ehrlich gesagt war ich verdammt Glücklich darüber, dass Kai nichts davon mitbekommen hatte. Außer er hat es aber hatte es nicht erwähnt.

Grundsätzlich bereute ich es nicht die Bücher gelesen, nein, überflogen zu haben aber trotzdem gab es Passagen die ich im Nachhinein nicht wissen hätte müssen. Wirklich, hätte ich nicht.

Es gab so einige Fragen die beantwortet wurden. Wie beispielsweise die Frage die seit einigen Wochen in meinem Kopf herum schwirrte. Wer mein leiblicher Vater ist. Im ersten Moment war es fantastisch endlich eine Antwort darauf bekommen zu haben. Je länger ich aber darüber nachdachte, desto weniger toll fand ich es. Es lag mehr daran, wer es war und um die Geschichte zwischen Mom und ihm. Was mich aber am meisten belastete war der Fakt, dass ich weiß wer es ist, ich es ihm aber nicht sagen konnte. Nicht weil ich keine Ausreden parat hätte um die Erinnerungsbücher fürs erste zu verschweigen, sondern weil ich mich schlicht und ergreifend nicht traute; ich hatte Angst davor. Nur war es ihm gegenüber nicht fair. Immerhin kannte auch er mich, nur mit dem Unterschied, dass er nicht wusste, dass ich seine Tochter bin.

Leise seufzend lege ich die Gabel auf dem Teller ab und lehne mich nach hinten gegen die Stuhllehne. Ich hob meinen Kopf und lasse ihn einmal durch die Runde wandern. Links neben mir saß Dylan, worüber ich dankbar war, denn heute aß auch die Betafamilie bei uns, weshalb es auch etwas lauter war als wie sonst. Kurz schweifte mein Blick über alle anwesenden bis sie bei der Person recht neben mir stoppten. Roy. Seine Milchkaffeebraunen Augen lagen auf mir und schienen mich zu studieren. Heute saß er einmal am Kopfende, weil alle anderen Plätze besetzt waren.

Er lehnt sich leicht nach vor und mustert mich leicht besorgt. „Alles okay?" Seine Stimme war etwas leiser als normal. Wahrscheinlich um nicht die gesamte Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Alleine dafür war ich ihm dankbar. Dennoch zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich wünschte, dass sie endlich alle einmal damit aufhören würden mich mit dieser Besorgnis zu mustern.

Das ist deine kleinste Sorge., erinnerte mich mein Unterbewusstsein. Du musst ihm noch die Schachtel geben. Ja, dass musste ich auch noch machen und davor hatte ich wirklich schiss. Was er wohl dazu sagen wird? Wie er auf all das reagieren wird?

Out Of The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt