Kapitel 38

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Blinzelnd öffne ich meine Augen. Es dauert etwas bis ich mich an das künstliche Licht gewöhnt hatte, dass anscheinend aufgrund der Dämmerung eingeschaltet wurde. Noch immer auf der Couch liegend, wandern meine Augen durch den Raum und treffen auf eine mir allzu bekannte Person, welche mit dem Rücken zu mir steht. Mit seiner rechten Hand hält er sein Handy ans Ohr. Ein seltener Anblick aber nicht ungewöhnlich. Vielleicht Telefoniert er gerade mit einem Menschen oder einen anderen Werwolf. Mit Werwölfen aus einem anderen Rudel konnten sie immerhin keine Gedankliche Übertragung durchführen. Mit den eigenen Rudelmitgliedern war das ab einer gewissen Entfernung ebenfalls etwas schwer, deshalb griff man oft auf das Telefon zurück, wenn es die Situation zu ließ.

Ich hatte in der kurzen Zeit die ich jetzt bei ihnen lebte, viel mehr über Werwölfe erfahren als meine ganzen siebzehn Jahre davor. Ganz ehrlich, ich hatte nicht die Absicht mehr zu erfahren. Wie schon einmal erwähnt, war es für mich nie so wichtig. So wie einige Werwölfe ihre Menschliche Seite vergessen, vergesse ich meine Wölfische Seite gerne. Nur mit dem Unterschied, dass ich die Werwölfe nicht verabscheue und es ihnen glas klar zeige, anders als wie manche von ihnen – natürlich nicht alle. Doch langsam merke ich das ich nicht so weiter machen kann und das liegt nicht nur an dem Gespräch mit Cadoc. Schon seit einer Weile schwirrte der Gedanke in meinem Kopf herum, ob ich nicht vielleicht doch langsam mal mehr herausfinden sollte. Hauptsächlich, wenn ich an Freitag dachte. Der Gedanke an die bevorstehende Verwandlung sorgte immer dafür das mir schlecht wurde. Doch jetzt sorgte nicht mehr dieser Gedanke dafür, sondern die Frage wie mein Vater reagieren wird, wenn ich ihm sage, dass ich mich nicht verwandeln werde. Jedenfalls nicht bevor ich meine Suno Kräfte kontrollieren kann. Ehrlich gesagt habe ich Angst vor seiner Reaktion. Angst davor, dass er enttäuscht oder traurig darüber wäre; vielleicht sogar wütend. Zwar würde ich ihn nicht so einschätzen aber die Angst war trotzdem da.

Seufzend fährt sich mein Vater durch seine dunkelbraunen fast schwarzen Haare. „Kai bitte."

Kurz war ich verwirrt darüber, warum er mit seinem Bruder Telefoniert aber dann fällt mir ein, dass er am Montag ins Nachbarsrudel gefahren ist. Um genau zu sein ins Dark Rode Rudel. Darkster, Dark Rose ... Ja ich werde morgen definitiv etwas in den Rudelgeschichten herum stöbern.

„Nein, ich bin nicht alleine hier." Er atmet tief durch. „Tyron.", war seine offensichtliche genervte knappe Antwort. „Natürlich bin ich genervt. Du bombardierst mich ja auch mit zig Fragen. Hör zu, Fia geht es soweit gut. Sie ist Stabil. Genaueres erfahren wir erst wenn sie aufwacht. Auch Trent war kurz hier und meinte, dass alles passt." Kurz war es still, in der ich mich Fragte ob Kai von mir überhaupt schon wusste. „Ja, Trent.", seufzt er. Vielleicht doch nicht. „Das ist jetzt egal. „Wichtiger ist gerade, dass du dich auf deinen Weg nachhause konzentrierst. Du weißt ganz genau wie schnell etwas passieren kann. Mir wurde auch gesagt das nahe unserer Grenze wieder einmal Rudellose gesichtet wurden, also pass bitte auf, wenn du durchs Niemandsland fährst." In der nächsten Stillen Minute dreht er sich langsam zu mir um. „Ja, keine Sorge. Ich meld-" Stumm erstarrt er, als sein Blick auf mich fällt.

Etwas unsicher und mit der Absicht die Situation etwas aufzulockern, lächle ich ihm entgegen. So als hätte er die Luft angehalten lässt er sie im selben Moment zwischen seinen Lippen austreten. Pure Erleichterung zeichnet sich in seinen Augen wieder, während auch er mir ein sanftes lächeln schenkt.

Doch dieses lächeln verschwand relativ schnell wieder als Kai ihn wohl daran erinnert, dass er noch immer am anderen Ende der Leitung ist. „Nein. Nein.", kam es relativ hektisch von ihm. Wahrscheinlich vermutete Kai das schlimmste als sein Bruder verstummte. „Es ist nichts passiert. Fia ist nur aufgewacht.", versucht er ihn zu beruhigen. Einige Sekunden später verdrahte er aber genervt die Augen. „Kai, ich lege jetzt auf. Fahr vorsichtig und lass dich nicht umbringen." Als er das Handy vom Ohr nimmt, kann ich Kai noch hören wie er sich laut stark aufregt, bis er durch das auflegen verstummt. Seufzend schüttelt mein Vater leicht den Kopf und murmelt etwas Unverständliches vor sich hin, während er sein Handy in die hintere Hosentasche schiebt.

Out Of The ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt