Kapitel 1

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Jeon Jungkook

Der ganze Stress, aufgrund des Umzuges in die neue Wohnung, bereitete mir Kopfschmerzen zu. Zumal auch noch das Wetter machte, worauf es gerade eben Lust hatte - mal schien die Sonne auf uns herab, brachte die beste Laune mit sich und im nächsten Moment prasselte der Regen erneut auf die stets befeuchteten Straßen der Vorstadt, diese nicht einmal die Chance dazu bekommen, endlich zu trocknen. Ab und an machte sich auch ein gut sichtbarer Regenbogen erkennbar, der die Nässe gleich nicht ganz unerträglich machte. Gerade dann, wenn man eigentlich damit beschäftigt war, unzählige Kartons mehrere Treppenaufgänge hoch zu schleppen. Zudem spielten die Gradzahlen auch verrückt. Erst kann man ganz lässig ärmellos draußen herumlaufen, bis dann die nasse Kälte wieder auftritt und dich eine recht dickere Jacke tragen lässt. Ein pures Durcheinander - und so sprach nicht nur das Wetter. Auch meine Laune tobte sich in Höhen und Tiefen aus.

„Ma, soll der Karton ins Badezimmer?" Ich warf einen huschenden Blick rüber zu meiner Mutter, die gerade einen der etlichen Kartons auf den Esstisch gestellt hatte und ihn zu ausräumen begann. Ein schneller Blick ihrerseits fiel in meine Richtung. „Stell ihn einfach dort ab, ich räume ihn gleich weg." Sie deutete mit ihren zierlichen Händen auf die Ecke des Wohnzimmers, welches großzügig und freiräumig mit dem Esszimmer verbunden war. Also stellte ich nickend den Karton zu weiteren, schweren Kartons und verschnaufte einmal kurz durch. „Das sollte der letzte gewesen sein.", seufzte ich noch einmal laut aus und stemmte meine Hände an meinen Rücken, der gleich danach mehrmals zu Knacksen begann. Wie konnten zwei Personen nur so viel Zeug besitzen? Das war gar eine Unmöglichkeit, doch Ma und ich waren wohl der Beweis, dass es doch nicht ganz unmöglich schien, einen Haufen an unbrauchbarem Zeug zu besitzen.

Ich sah mich um. Es schien mir alles noch so unwirklich, so surreal, wirklich hier zu sein. In einer neuen Wohnung, komplett verschieden als das Haus, indem wir bis vor Kurzem noch hausten. Es würde wahrscheinlich eine Weile dauern, bis ich mich an die neue Umgebung gewöhnen würde. Doch woran ich schnell meinen Gefallen fand, war mein eigenes Zimmer. Es war mit eines der größten Räume dieser Wohnung und zudem hatte es einen eigenen Gang zu meinem persönlichen Balkon, mit Ausblick auf die gegenüberliegenden Mehrfamilienhäuser. Zugegeben war das nicht wirklich die beste Aussicht, aber ich machte mir nichts daraus. Es hätte schlimmer kommen können, zum Beispiel mit einer Kläranlage gleich vor unserem gestocktem Haus, oder einem Kindergarten mit lauter herumschreienden Plagegeistern.

„Kann ich dir noch behilflich sein?" Ich stapfte rüber zu meiner Mutter, die schon fleißig ihr heißbegehrtes, unfassbar wertvolles Porzellan in die Küchenschränke räumte. „Nein, nein. Den Rest schaffe ich schon alleine.", sie pausierte, sah mich nicht einmal an. Ma schien wohl so vertieft im Ausräumen der Kartons zu sein, dass der Fokus nicht einmal wirklich auf mir lag. „Wobei...", fügte sie schließlich noch hinzu. „Es wäre schön, wenn du den Van in die Garage fahren würdest. Das rechte Tor müsste unsere sein.", gab sie mir noch mit auf den Weg. Natürlich durfte ich den Van in die Garage fahren. Seitdem ich letzten Jahres meinen Führerschein mit Null Fehlerpunkten absolviert hatte, war ich Chauffeur, Taxifahrer und Fahrlehrer in Einem für meine Mutter. Was mich nicht einmal störte - das Fahren brachte mich immer aus der Realität, hinein in meine eigene Welt, vor allem dann, wenn meine Musik lautstark durch die Lautsprecher trommelte. Dann fühlte ich mich frei und sicher, als könnte mir in diesem Moment keinerlei Menschenseele schaden.

𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt