Kapitel 34

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»Love in the Dark - Adele«

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Jeon Jungkook

Ich saß auf dem Bett in dem Zimmer, welches ich mir an manchen Tagen mit Taehyung teilte, wann immer er Tante Seohyeon und mich besuchen würde. Was momentan sehr oft vorkam. Nur zum heutigen Tage nicht, denn er musste arbeiten und hatte mir für den Tag freigegeben. Ich solle mich irgendwie ablenken. Wegen Yoongi. Und doch konnte ich den Mut nicht auffassen, meine Gedanken zu Yoongi endgültig loszulassen. Denn wahrscheinlich hatte er schon lange mit meiner Existenz getan — mich einfach losgelassen als sei ich nie an seiner Seite gewesen. Als habe ich mich nie um ihn gekümmert, wann immer er nach meiner Hilfe verlangt hatte. Und stets kümmerte es mich um weiten. Ich schätzte, für solch eine Art von Schmerz würde das Herz etliche Zeit benötigen, um ihn zu verarbeiten. Um die Freiheit schmecken zu können, die so sehnsüchtig auf ihre Entfaltung wartete, um fortan das Leben wieder genießen zu können.
Doch gerade dachte ich nur daran, wie es wäre, nicht mehr hier zu sein. Nein, wirklich. Nicht für immer gehen. Vielleicht sollte ich mir eine Auszeit von allem Möglichen nehmen, was mich belastete. Und ehrlich gesagt hatte mich dieser Gedanke schon länger beschäftigt gehabt — einfach verreisen, die Welt erkunden und den Herzschmerz vergessen können.

Die Leere in dem Raum füllte sich durch meine lauten Gedanken, die sich beschwerlich um meinen Kopf kreisten und das Denken erschwerte mir das Atem, dieser stockend nach Sauerstoff kreischte. Es fiel mir unheimlich schwer, von diesem einen bestimmten Punkt in der Dunkelheit des Zimmers nicht abzusehen, denn es brachte mich noch mehr in den Teufelskreis des Denkens. Dennoch schüttelte ich den Kopf und kam zur erkenntlichen Besinnung. Und diese war: Taehyung einen wichtigen Besuch abzustatten.

Ich raffte mich also, erhob mich von der Matratze, die mittlerweile einen sichtlichen Abdruck meines Sitzens angenommen hatte.
Ich lief aus dem Zimmer. Mein Blick schweifte rasch zu Tante Seohyeon, die von meinem huschenden Verschwinden nur schwer etwas auf die Schnelle mitbekommen konnte, denn die war völlig vertieft in einem ihrer liebgewonnenen Bücher, die sie seit dem Tod ihres Mannes, Onkel Ha-eun, zu Lesen begonnen hatte.

Die Straßen leuchteten im Abendrot der Vorstadt hell auf und die rasenden Autos auf diesen hinterließen einen Schleier der Autoreifen auf dem nassen Asphalt. Es war ein üblicher Feierabendverkehr. Wie üblich eben mehr auf den Straßen und der Trubel der Menschenmasse quengelte sich durch die Gassen der gigantischen Einkaufsmeile, in dieser auch der Laden Magic Shop lag. — Dort würde ich Taehyung finden.

Und es bestätigte sich natürlich. Mein Augenpaar wanderte auf den gutaussehenden, schmalen Körper des Braunhaarigen und unter dem Schein der Deckenleuchten triefte ihm der Schweiß erkennbar von der Stirn hinab. Vielleicht hätte ich Taehyung doch aushelfen sollen, seine Kraft hatte nachgelassen, seitdem er an Körpergewicht verloren hatte.
»Taehyung!« Meine Stimme kratzte unerträglich im Hals, als ich über die Türschwelle trat und das übliche Leuten der Glocke über meinem Kopf ertönte. Verdutzt riss Taehyung seine Augen weit auf und musterte mich. »Weshalb bist du hier? Ich habe dir doch für heute frei geno–« Und so geschah es einfach aus dem Aspekt heraus; meine Füße leiteten mich wie über ein Fließband hinüber zu Taehyung und schon drückte ich meine Lippen auf seine.

Ich küsste Taehyung. Bewusst. Denn ich wollte es. Und er schien es ebenso zu wollen, denn es dauerte nicht lange und erwiderte den langen, intensiven Kuss, den wir inmitten des Ladens hatten. Und mit einem Mal verschwand jegliches Taubheitsgefühl, durch den Schmerz entwickelt. Für einen kurzen Moment verlor ich jegliches Zeitgefühl. Ich konnte nicht sagen, ob der prickelnde Kuss unserer feuchten Münder nun Sekunden, Minuten oder sogar unmeintliche Stunden andauerte.

»Wo-wofür war das denn...?«, stotterte Taehyung mit einer zarten, angenehmen Stimme hervor und sah tief in meine Augen; unsere Nasenspitzen berührten sich sanft. »Ich musste es tun.« Ich legte eine kurze Pause ein, bevor ich weiterredete und seufzte letztlich stark aus. In Sekundenschnelle trat der Herzschmerz zurück auf, nur dieses Mal war es ein anderes Gefühl von Schmerz. Eines, mit Sehnsucht verbinden. Sehnsucht nach etwas, wonach ich nicht suche und dennoch benötige, um leben zu können.
»Bevor ich gehe, wollte ich dich so unbedingt küssen.«
Taehyung runzelt augenblicklich seine Stirn, dennoch kann er ein kleines, kurzes Lächeln, zierend über seine vollen, glänzenden Lippen, nicht verkneifen. »Bevor du gehst?«, gibt er letztlich verwirrt wieder und schaut von meinem Mund und meinen Augen abwechselnd ab. Das Verlangen in seinen Augen, seine Lippen erneut auf meine zu drücken, war größer geschrieben als wissen zu wollen, weshalb ich gehen würde.

Ich seufzte. Es musste endlich gesagt werden und Taehyung wäre wohl der erste und einzige, dem ich von meiner Auszeit erzählen würde.

»Ich fühle mich, als gehöre ich momentan nicht in diese Welt. Nicht in deine Welt, Taehyung. Es ist zu viel passiert und ich tue dir offensichtlich nicht gut. Ich meine, schau dich an. Du hast nicht grundlos solch hohes Untergewicht. Und es fühlt sich an, als wären wir gerade Ozeane voneinander entfernt. Du musst den Fokus auf dich legen, genau so auch ich. Ich möchte die Welt bereisen und an Orten sein, bei denen ich zuvor nicht einmal wusste, dass sie existierten.«

Mir rollte eine Träne über die glühende Wange und auch die glasigen Augen von Taehyung sprachen Wende. Die Überraschung in seinem Gesicht war groß geschrieben, dennoch schien er Einsicht zu besitzen, denn ein leises Schmunzeln seinerseits fliegt durch den Raum und ummantelt mich mit treuer Wärme.
»Ich möchte nicht unser Ende aussprechen, dennoch ein Auf Wiedersehen. Kim Taehyung.«

»Jeon Jungkook.«, haucht er liebevoll in meine Richtung und lässt mein Herz somit schneller schlagen. »Seit dem ersten Tage an, an diesem wir gesprochen haben, bekomme ich dich nicht mehr aus meinem Kopf und so wird es auch in Zukunft weiterhin sein. Denn ich habe mich in dich verliebt. Ich will nur das Beste für dich und wenn das Beste eben für dich eine Auszeit von diesem ganzen Scheiß hier ist, dann werde ich dein Schicksal ebenso akzeptieren. Doch du sollst wissen, dass ich genau hier an dieser Stelle auf dich warten werde, wenn du dich dazu entscheidest, zurückzukehren. Du bist ein so mutiger, kleiner Mann. Ich liebe dich, Jeon Jungkook. Und das werde ich immer tun.«

Und so küssten wir uns Vorerst für ein aller letztes Mal.

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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt