_______________________Jeon Jungkook
Der Tag der Wahrheit und der Verdammnis war angebrochen. Ebenso meine Nervosität, die wie ein starkströmender Fluss durch meine Adern sauste als gäbe es nichts wichtigeres in diesem Moment. Das Beben meines Herzens konnte man durch den dicken Stoff meines Kapuzenpullovers und auch durch meine Jacke detailliert erkennen. Das Wetter zum heutigen Tage hatte sich drastisch geändert. Noch gestern erschien die Sonne im goldenen Herbst, suchte ihren Weg durch die gold-braunen Kronen des Laubmeeres, und schon heute brach die bittere Kälte des Winters an, zog schnelle Runden durch die Vorstadt. Es ließ alles gleich viel unheimlicher aussehen.
Es wäre eine Lüge, würde mir jemand versuchen das Gegenteil zu beweisen, ich sei nicht angespannt. Denn dafür gab es keine Beweise. Ich stand sichtlich unter Strom. Meine Anspannung ließ mich wie ein steifes Brett vor dem Raum stehen. Lediglich das Zittern meiner Hände ließ mich vergewissern, dass ich doch noch zu leben schien. Ein Jammer.
Die Nacht zuvor hatte ich mich an einen ruhigen Ort verkrochen. Um genauer zu sein auf das Dach des Hauses von Tante Seohyeon. Immerhin teilte ich mir stets ein Zimmer mit Taehyung in der letzten Zeit. Er wäre nur genervt von meiner ständigen Brabbelei gewesen. Denn wenn ich lernte und den Unterrichtsstoff wiederholte, musste ich immer nuschelnd mit mir selbst reden - anders bekam ich das gesamte Wissen nicht in meinen kleinen Schädel hinein. Und das wollte ich Taehyung nun wirklich nicht antun. Zumal sein Kopf ohnehin schon gefüllt mit Trauer war.
Doch heute sollte es ohnehin gut verlaufen. Schließlich hatte ich die sogenannten „Wunder-Tabletten" von Yoongi zum gestrigen Nachmittag erhalten. Zugegeben erschien ich noch immer als ziemlich misstrauisch gegenüber den runden Tabletten. Schlussendlich aber würden sie mir helfen, den Thron zu erreichen. Sie würden mir die Tür in meinen nächsten Lebensabschnitt öffnen - und diese war nur noch ein paar Schritte von mir entfernt.
Ich suchte mir zuvor ein ruhiges Plätzchen am Ende des Flures, um die Tabletten aus meiner Jackentasche zu kramen. Mit einem Tunnelblick starrte ich auf die durchsichtige, kleine Tüte. Ich hoffte nur, dass mich keiner meiner Mitschüler oder Lehrer bei der Einnahme der Tabletten erwischten. Immerhin war es verboten, auf dem Schulgelände Tabletten einzunehmen, außer man habe eine ärztliche Bescheinigung vorzuzeigen, die das Gegenteil besagte und somit den Verbot aufheben würde. Trotz dessen musste den Lehrpersonen Bescheid gegeben werden, dass man Tabletten einnahm.
Ein kleiner Schluck Wasser genügte schon, um die Tablette im Ganzen hinunter zu schlucken. Ich gluckste kurz. Seufzte dann schwer aus.
Rasch huschte ich auf einen der hintersten Plätze und kramte aus meinem Rucksack einen Kugelschreiber sowie Schmierblätter für mögliche Notizen und einen Tip-Ex zum Korrigieren meiner Fehler. Nun, wo ich hier saß, die Zeit gekommen war, meiner Zukunft bitterkalt in die Augen zu schauen, machte es mich nervöser als je zuvor. Und egal, wie sehr ich dies auch versuchte zu überspielen, die Nervosität nahm stets die Oberhand über jegliche Kontrolle meiner Gefühle und Emotionen. Sowie auch die Kontrolle über das heftige Wippen meiner Beine, nachdem der Lehrer die Prüfungen zu verteilen begann.
Ein dumpfes Geräusch drang durch meine Ohren und urplötzlich verlangsamte sich das vor mir abspielende Szenario um ein Zehnfaches. So gut es ging versuchte ich mich zu konzentrieren, sah mich im gefüllten Raum um und erkannte dabei meine Mitschüler - in Zeitlupe bearbeitete jeder einzelne dieser seine Aufgaben, das Klicken der Kugelschreiber und die Züge über das raue Papier drang wie ein Stromschlag durch meinen gesamten Körper. Meine Sinne machten, worauf sie gerade die Lust zu hatten. Ich hatte die Kontrolle immer mehr über sie verloren.
Der Schweiß tropfte auf die Tischplatte, ebenso auch auf meinen Test, den ich schon lange hätte auch nur anschauen müssen.Komm schon, Jungkook! Was nur ist mit dir los?Konzentrier dich gefälligst!
Ich blinzelte in schweren Atemzügen vorsichtig auf das weiße Blatt, nur sofort begannen sich einzelne Buchstaben aus ihrer eigentlichen Position zu verschieben.
L.O.S.E.R.
Ich wimmelte, schüttelte mit dem Kopf, versuchte eindeutige Aufgabenstellungen zu verstehen, doch ich versagte. Mein Gehirn war wie tot. Es arbeitete einfach nicht mehr im selben Rhythmus mit mir.
Fuck! Scheiße!
Ich zitterte. Der Schweiß vermehrte sich deutlich. Das Hecheln begann. Und die Unruhe durch meinen aufkommenden Husten ließen einzelne meiner Mitschüler zu mir hinüber schauen. Nur jeglicher dieser Blicke bohrten Löcher in meinen Körper. Sie fühlten sich wie tausende, unangenehme Messerstiche an. Mein Husten verschlimmerte sich. Ich konnte es nicht aufhalten - weder durch meine Hand, die ich vor meinen Mund presste, noch durch meinen Ellenbogen, den ich irgendwann dazu geholt hatte, in der Hoffnung, der Husten würde in der unruhigen Stille verdunsten. Doch nur vergebens. Es wurde schlimmer. Und ich wusste nicht was zu tun war.
Bis mich ein weiterer Hustenanfall völlig aus der Bahn warf. Denn als ich erneut auf mein verschwommenes Blatt Papier starrte - die Buchstaben verschwunden - klebte dort eine Pfütze weinrotes Blut.
Das kam doch nicht etwa von mir?
Ich schob Panik - innerlich als auch äußerlich. Hibbelig wippte ich mit den Füßen umher, meine Hände zogen unkontrolliert einige Bahnen durch das Blut und verteilten dieses letztlich auf meinem Tisch, färbten diesen in einem weinroten Ton.„Herr Jeon?" Die Stimme eines Herren dampfte durch meine Ohren. Ich blickte auf und konnte nur schwer erkennen, dass mein Lehrer auf einmal besorgniserregend, in einer beugenden Haltung auf mich herabsah. „Fühlen Sie sich nicht gut?" Ein Piepsen spielte sich in meinen Ohren ab. Nun hörte ich nur noch meinen eigenen Atem, dieser sich in Zeitlupe durch meinen Körper wie eine zischende Schlange durchzog.
Scheiße! Scheiße! Scheiße!
„Herr Jeon?" Keine Reaktion meinerseits. Ich war völlig in einem unbekannten Trip gefangen. Und ich fand keinen Ausweg. Ein Hustenanfall nach dem anderen folgte, so auch verteilte sich mehr und mehr Blut auf der Platte meines Tisches. Solange, bis mein Test in roter Farbe schwamm und sich dieses in ein tiefes Pechschwarz zierte.
Ich fühlte mich wie gelähmt. Und mit einer Sekunde erschien mein Leben friedlich und unbekömmlich.
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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓
Fanfiction戏剧 ━━ 𝘽𝙪𝙩 𝙝𝙤𝙬 𝙘𝙤𝙪𝙡𝙙 𝙄 𝙝𝙖𝙩𝙚 𝙃𝙄𝙈?" „𝙃𝙀'𝙨 𝙨𝙪𝙘𝙝 𝙖𝙣 𝙖𝙣𝙜𝙚𝙡." ━━━━━ ━━━━━ ━━━━━ Jeon Jungkook hatte es sich nie selbst ausgesucht, jemanden zu mögen, dessen Liga weit über seiner eigenen lag - nun, so dachte er immer darübe...