Kapitel 31

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Kim Taehyung

Mit getrocknetem Blut von Yoongi an meinen Handknöcheln lief ich zurück zu Jungkook ins Krankenhaus. Es war mittlerweile einige Zeit vergangen, daher vermutete ich, dass er wieder die Augen offen haben sollte, man wieder mit ihm reden konnte. Ich wieder mit ihm reden konnte. Seine Stimme lauschen konnte. Das war alles, was ich gerade benötigte, um neue Energie zu schöpfen.

Als ich in das Zimmer hineinlief, in dieses Jungkook noch vor meines Verschwindens verfrachtet wurde, wurde meine Vermutung bestätigt. Auch zuvor, als ich eine der Schwestern auf dem Flur gefragt hatte, ob Jungkook denn endlich wach wurde und sie meine Frage bejaht hatte, wurde eigentlich schon längst somit meine Vermutung bestätigt. Ich wollte mir einfach noch einmal selbst sichergehen.
Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, als ich sah, dass Jungkook sich gerade mit meiner Tante unterhielt. Er sah so lebhaft aus wie seit langem nicht mehr. Dabei hatte er ebenso wie Tante Seohyeon ein Lächeln auf den Lippen. Purer Sonnenschein!

Ich blieb stehen, starrte wie wild zu Jungkook herüber. Er hatte seinen Kopf stets zur Fensterseite geneigt, auf dessen Nische sich meine Tante breit gemacht hatte. Ich schätze, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass meine Tante sich keine Sorgen um Jungkook gemacht hatte. Denn um die Sache zu drehen, hatte sie sich seit dem ersten Tage an immer schon Sorgen gemacht. Die Empathie dieses wunderbaren Menschen war eben nicht zu übertreffen. Und ebenso schätze ich, dass Jungkook für sie wie ein zweiter Neffe, wenn nicht sogar wie ein nie gehabter Sohn schien. Die Erkenntnis konnte mich nicht noch glücklicher machen als ich ohnehin schon war, seitdem ich erfahren hatte, dass Jungkook heile die Operation — während dieser man halbwegs seinen Magen ausgepumpt hatte — überstanden hatte und nun wieder wach war.

Und für einen kurzen Moment dachte ich an meinen Onkel. Er hatte sicherlich auf Jungkook Acht gegeben. Natürlich! Ihm war Jungkook ebenso wichtig und auch mein Onkel machte sich Sorgen um ihn. Zwar konnte er es nicht mehr zeigen und doch versuchte er allerlei Möglichkeiten, um deutlich zu machen, dass er stets in einer besonderen Form unter uns weihte. Es erleichterte mich. Auch wenn der Schmerz mich mitten in mein Herz traf. Ich konnte Onkel nie wiedersehen. Aber ich konnte lernen, mit diesem Schmerz und dem Verlust umzugehen. So würde ich ein besseres Leben führen können. Für Jungkook.

„Du bist wach!", machte ich mich bemerkbar und zog die Tür hinter mir in ihre Verankerung zurück. Schon flogen die beiden Augenpaare auf mich, während ich meinen Blick nur auf Jungkook gerichtet hatte — der Hauptgrund für all meine Entscheidungen in den letzten Monaten. Und ich bereute keinerlei dessen. Ganz im Gegenteil! Ich würde mich immer wieder für das Selbe entscheiden, wenn mich gewiss Jungkook auf diesem Wege begleiten würde. Und es wurde mir bewusst, dieser Junge war alles, was ich war, was ich bin und was ich werden möchte. Er ist die Entscheidung, für die ich immer wieder stimmen würde. Es sprachen so viele gute Gefühle ihm gegenüber dafür. Jungkook sollte meine Zukunft sein.

„Ja, schon etwas länger.", räusperte er sich, ehe Jungkook auf die Bettseite tappte. Ich sollte mich zu ihm gesellen. Und das würde ich mir kein zweites Mal sagen lassen. Sofort machte ich mich dort nieder, an dessen Stelle zuvor noch Jungkook's Hand lag.
„Schön, dich Lächeln zu sehen.", deutete er letztlich auf meine Mimik. Das Lächeln, welches ihm zu verschulden war und welches bisher keine Sekunde von meinen Lippen gewichen war.
„Wie geht es dir?" Ich lachte kurz auf, als er mir diese Frage stellte. Eigentlich sollte doch ich an seiner Position sein und nach seinem Wohlbefinden fragen. Immerhin war er derjenige im Krankenhausbett und mit Überresten Kokain im Blut.
„Mir geht es gut. Hast du dich erholen können?" Als wäre es nicht offensichtlich genug, aber ich wollte noch einmal sichergehen. Jungkook blinzelte in meine Richtung und konnte sich ein wohliges Grinsen nicht verkneifen. „Natürlich.", hauchte er. Seine Stimme klang so sanft wohlig.

„Übrigens.", schluckte ich schwer. Es musste angesprochen werden, das stand fest. Denn es konnte nicht unausgesprochen gelassen werden. „Über Yoongi musst du dir keine Sorgen mehr machen. Er wird dich nie wieder belästigen." Schäbig zog Jungkook eine Augenbraue hoch und auch meine Tante Seohyeon schien der gleichen Verwirrung zu erkennen sein. Aber Jungkook schien zügig Gewissheit zu erlangen, die in seinen Augen aufblitzte, nachdem er einen Punkt auf der Decke fixiert hatte.

„Von Yoongi stammt das Kokain, richtig?" Stille. Unangenehme Stille. Ich dachte, es war eindeutig, dass Yoongi der Grund von Jungkook's jetzigem Zustand war.
„Ja.", gluckste ich.
„Ich will ihn nie wieder sehen!", Jungkook's Stimme hob sich mit einem Male. Er schien immer angespannter.
Und auch, wenn es nun nicht der richtige Zeitpunkt schien, ich konnte nicht länger darauf behagen, nur von Vorstellungen zu leben.
„Jungkook. Stimmt es, dass du sterben möchtest?" Er als auch Tante Seohyeon schienen von meiner Frage überrascht zu sein.
„Taehyung!", zischte meine Tante, erkannte wahrscheinlich, dass diese Frage gerade sehr unangemessen war. Das war mir bewusst. Nur noch länger auf Gewissheit warten zu müssen, konnte ich nun wirklich nicht.

„Jungkook." Meine Augen brannten vor Schmerz. Ich konnte die Tränen bald nicht mehr zurückhalten.
„Weißt du, Tae." So nannte er mich noch nie...

„Ich schätze, jeder denkt mindestens einmal im Leben an den Tod. Es ist der Prozess der Menschlichkeit und beweist, dass wir am leben sind. Aber ich schätze, es ist an der Zeit, zu gehen. Verstehst du?"
Nein. Ich verstand nicht. Seine Worte zerbrachen letztlich den Damm in meinen Augen.

„Das Leben sollte genossen werden, anstatt in ständiger Angst zu behagen, es könnte jeden Moment etwas noch Schlimmeres mit einem selbst oder mit den Liebsten passieren. Und ich schätze, der Mensch darf sich davon eine Auszeit nehmen. Er rennt nicht weg. Es ist das Wiederherstellen des Bewusstsein."

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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt