___________________Kim Taehyung
„Also... Weshalb ist Yoongi aus dem Haus gestürmt?"
Ich saß bereits mit Jungkook in seiner Küche. Nachdem ich ihm etwas genauer erklärt hatte, weshalb ich plötzlich vor seiner Haustür stand, hatte er mich schlussendlich herein gelassen, ohne jegliche Diskussion. Bisher hatten wir jedoch kaum ein Wort miteinander gewechselt, seitdem wir in seiner Wohnung oben angekommen waren - bis auf die Information, dass seine Mutter auf der Arbeit war und erst gegen Nachmittag Zuhause sein würde. Mehr nicht. Es war mir unangenehm, mit Jungkook in Stille zu verbleiben, weshalb ich irgendetwas ansprechen musste, da kam mir das Thema mit seinem besten Freund eigentlich relativ gelegen. Wobei ich diesen Kerl lieber hätte meiden wollen.
„Es ist kompliziert.", seufzte Jungkook nur, ohne in meine Richtung zu sehen. Er nahm die Lebensmittel aus der Tüte, die ich ihm zuvor übergeben hatte und entnahm gleich darauf das Sandwich sowie das Kimbap aus dessen Verpackungen und legte die Speisen perfektionistisch auf einen weißen Porzellanteller. „Ich hätte noch Zutaten für meine berühmten Ramen da. Möchtest du welche?" Jungkook versprach mir viel mit seiner Aussage, weshalb ich glänzend in seine Richtung sah und fortan nickte. Breit grinste er von mir ab und öffnete den Kühlschrank. Ich merkte, dass sein Grinsen gefälscht war und auch, dass Jungkook sich für seinen besten Freund schämte. Aber mir musste er nichts vormachen, ich konnte mir gut vorstellen, was in seinem Kopf vorging und was er wohl gerade denken musste.
„Du kannst es mir gerne erklären." Ich erhob mich von dem Stuhl, in diesem ich mich beinahe hineingelegt hatte, aufgrund seiner Bequemlichkeit, und ging zu Jungkook in die Küche - ein kleiner Raum, vielleicht der Kleinste in der gesamten Wohnung, abgegrenzt zum Esszimmer durch eine schwere Schiebetür. „Was meinst du?" Wieder blieb sein Blick standhaft auf dem, was er gerade machte. Behutsam beobachtete ich seine Hände und immer mal wieder sah ich in seine Augen. Sie verrieten mir Betrübnis. Nein, mehr als das. Trauer und Enttäuschung.
„Erklär mir, weshalb es so kompliziert ist mit Yoongi." Er seufzte, daraufhin folgte eine unangenehme Stille. War ich ihm gegenüber zu neugierig oder sogar zu aufdringlich? Ich wusste, dass ich mich manchmal nicht zurückhalten konnte, aber immerhin platzte meine Besorgnis über dem Kleineren, wenn ich nicht bald eine klare Sicht über die jetzige Situation bekommen würde. „Nun, es ist so.", begann der gepiercte Braunhaarige endlich das Schweigen zu brechen. Doch was nun folgen würde, hätte ich bei weitem niemals erahnen können. „Yoongi ist drogenabhängig sowie alkoholsüchtig. Seit vielleicht knapp fünf Jahren. Damals waren wir noch gemeinsam in derselben Schule - da er älter ist als ich, war er drei Stufen über mir. Ich wusste nicht, wann genau es so richtig anfing, aber ich merkte es, als Yoongi sich irgendwann immer mehr von mir abwandte." Drogen? Meinte er etwa richtig heftige Drogen, von denen man in einen richtig heftigen Rausch verfallen konnte? „Was hast du dagegen unternommen?", hakte ich vorsichtig nach und beobachtete weiterhin das Geschehen, lauschte seinen Worten und hätte bis dato nicht ausmalen können, wie schlimm es eigentlich noch kommen würde. „Nichts. Ich habe es einfach passieren lassen und heute gebe ich mir selbst die Schuld dafür, was aus Yoongi geworden ist. Hätte ich vielleicht damals reagiert und ihm sofort geholfen, wäre das Alles eventuell nie passiert." Er seufzte erneut. Und immer mehr verspürte ich stärkere Trauer aufkommen, die irgendwann die gesamte Wohnung einnehmen sollte.
Ich war neugierig, wollte ihm noch mehr Fragen stellen, doch ich wartete geduldig, bis er fortfuhr. „Er wurde immer handgreiflicher, schüttelte sich mehr von mir ab und vernachlässigte selbst seine Familie. Er schluf im betrunkenen Zustand auf Parkbänken zu jeglicher Wetterlage. Ein paar Male hatte ich ihn sogar dabei erwischt, wie er sich mit einer ausgeklappten Zeitung zudecken wollte. Natürlich hatte ich ihn dann zu mir nach Hause gebracht, wohnten aber zu diesem Zeitpunkt noch im vorherigen Elternhaus meiner Mutter." Ich wollte nicht lügen, aber es war interessant, immer mehr über die deutlich negative Entwicklung dieser Freundschaft zu erfahren. Mitleid jedoch hatte ich nur mit Jungkook, denn der schien als Einziger so richtig darunter zu leiden, wovon Yoongi scheinbar nichts mitbekam. „Wieso hast du das alles getan?" „Das ist einfach zu beantworten." Nun sah er mich endlich an. Seine Augen glänzten glasig und sofort rutschte mir das Herz in die Hose. Dieser Schmerz, den seine Augen mit sich trugen, färbte sofort auf mich ab. „Er ist mein bester Freund." Schweigen. Sowas würde ich niemals als meinen besten Freund bezeichnen. Ich würde ihn verhungern lassen.
Und je mehr ich auch über die erste, etwas heubrige Begegnung mit Yoongi nachdachte, desto mehr wurde mir klar, weshalb er zuvor an mir vorbeidonnern wollte. „Das bedeutet, Yoongi holt gerade seine Drogen ab?", sprach ich meinen Gedankengang laut aus, ohne ein Funken Reue zu verspüren. „Er nannte es das gute Zeug." „Das gute Zeug?" Jungkook nickte stumm, deutete mit seinem Zeigefinger dann, dass er hinter mir an die Schränke musste. Ich tätigte einen bedachten Schritt zur Seite. Auf einmal dachte ich daran, wie es wäre, Jungkook für einen kurzen Moment in den Armen zu halten. Um ihm zu zeigen, dass da jemand war, der sich Sorgen um ihn machte und der für ihn da sein sollte, wann immer er ihn brauchte. Es war offensichtlich, dass ich hierbei um mich selbst redete. Kurz zögerte ich tatsächlich, immerhin wusste ich nicht, wie er auf menschlichen Kontakt reagieren würde. Vielleicht würde er abneigend reagieren oder panisch aufspringen - so, wie es meine Mutter immer tat.
Denk nach, Taehyung. Es ist nur eine kleine, aufmerksame Tat, das sollte wohl nicht der Weltuntergang bedeuten.
Sobald Jungkook zwei Schüsseln, ebenfalls aus Porzelan gleich neben den Teller abstellte, auf diesem das Essen uns breit angrinste, öffnete ich meine Arme und beugte mich zu ihm vor. Ich sah sein Gesicht nicht, demnach konnte ich nicht erkennen, was er davon nun hielt. Doch ich spürte, er war angespannt. Vielleicht auch etwas perplex. Sein Rücken stach sanft gegen meinen eingezogenen Bauch und meine Hände überkreuzte ich vor seinem Magen. Jungkook stoppte mit dem, was er gerade tat und während ich mir sicher war, dass er mit einer Umarmung nicht gerechnet hätte, legte ich mein Kinn auf seinem rechten Schulterblatt ab. Ich konnte die Wärme, die Jungkook seit unserem ersten Treffen ausstrahlte, endlich spüren. Seine Haare kitzelten belustigt mein Gesicht. Und es schien, als wäre dieser Moment zeitlos. Die Uhr blieb für unzählige Sekunden extra für uns stehen. Mein Mund blieb geschlossen und die Ruhe zwischen uns kehrte ein. Solangsam bemerkte ich nun, dass Jungkook sich immer mehr in meine Arme fallen ließ. Ich schätzte, um jemanden vertrauen zu können, benötigte es an Zeit, und diese war im genau jetzigen Moment für uns bestimmt.
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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓
Fanfiction戏剧 ━━ 𝘽𝙪𝙩 𝙝𝙤𝙬 𝙘𝙤𝙪𝙡𝙙 𝙄 𝙝𝙖𝙩𝙚 𝙃𝙄𝙈?" „𝙃𝙀'𝙨 𝙨𝙪𝙘𝙝 𝙖𝙣 𝙖𝙣𝙜𝙚𝙡." ━━━━━ ━━━━━ ━━━━━ Jeon Jungkook hatte es sich nie selbst ausgesucht, jemanden zu mögen, dessen Liga weit über seiner eigenen lag - nun, so dachte er immer darübe...