_____________________Jeon Jungkook
Ich begann zu weinen als ich aus meinem Tagtraum herausgerissen wurde. Mein gesamter Körper schmerzte. Immer mehr sackte ich zu Boden, obwohl ich mich stets in den Armen von Taehyung befand. Der hingegen hatte meine Anspannung bemerkt und kniete sich mit mir nieder auf den Boden. Dabei hatte ich ihn nicht einmal darum gebeten - er tat es einfach. Die ganze Zeit über lagen seine Arme stets über meinem Körper und ließen diesen auch keine einzige Sekunde unberührt. Ein kleines Stück machte Taehyung es erträglicher, als könnte ich es für einen kurzen Moment tatsächlich aushalten, doch je öfter Yoongi durch meinen Kopf raste, desto ewiger erschien mir der Schmerz.
Es war damals meine eigene Schuld, in die Gasse gerannt zu sein und ich mich hab verprügeln lassen, aber für Yoongi waren mir eine gebrochene Nase und blaue Flecken wert. Doch der momentane Herzschmerz war schlimmer als jegliche anderen Brüche, die ich jetzt lieber hätte. Ein normaler Bruch würde in vier bis sechs Wochen Mithilfe von ärztlichem Beistand verheilen, doch bei meinem seelischen Schmerz sah ich eher negativ.
Der Moment mit Taehyung und die Situation mit Yoongi fühlte sich surreal an, als wären wir drei in einem dramatischen Film gelandet, dessen Ende entweder ein Offenes war oder für den Protagonisten böse enden würde. Und in diesem Falle war ich der Protagonist, der jeglichen Schmerz der Nebencharaktere aufnehmen musste, damit das Drama fortan rollen konnte. Es war ein Jammer, wie Regisseure mit ihren heiß geliebten Hauptdarstellern umgingen. Und selbst, wenn diese meist frei erfunden waren, taten sie einem leid. Nur bekam der Darsteller dieses Mitleid nie mit - er war stets für sich alleine, musste einsam kämpfen.
„Es ist okay, Jungkook. Es ist okay.", flüsterte Taehyung immer wieder auf mich ein. Mal verdampfte es in meinen Ohren, ein anderes Mal bekam ich es ganz klar mit. Buchstabe für Buchstabe. Auch bemerkte ich die zärtlichen Berührungen seinerseits - vorsichtig striff seine Handfläche über meine Haare und dann über meinen Rücken ein leichter Klopfer. Ich würde gerne sagen können, dass mich seine Zärtlichkeit mir gegenüber beruhigen konnte, doch ich wünschte mir so sehr, dass Yoongi an der Stelle von Taehyung war, dass ich diese Worte nicht einmal mehr denken konnte. Und ich fühlte mich schlecht, machte mir große Vorwürfe, dass Taehyung all diesen Schmerz mitbekommen musste. Er war nur mein Nachbar, und doch hatte er bis jetzt all die schlechten Momente mitmachen müssen, konnte einen Blick hinter meine Fassade werfen. - Wollte er dies überhaupt? Aber irgendwie schien ihm diese keine Angst zu machen, er war nicht abgeschreckt von mir. Er hatte sich scheinbar immer wieder dafür entschieden, an meiner Seite zu sein und für mich zu sorgen. Er hätte immer wieder aussteigen und sagen können, er wolle das nicht mitmachen. - Ganz anders als Yoongi. Der hatte mich wirklich alleine gelassen. So wie immer. Und ich wusste nur, dass Yoongi gerade draußen mit meinen Klamotten herumlief, um seinen Konsum fortsetzen zu können. Ich konnte nicht wissen, ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Deshalb wollte ich ihn so oft es ging bei mir haben. Die Angst, ihn irgendwann komplett zu verlieren, stieg in dieser Sekunde an und mein gesamter Körper begann drastisch zu beben. Ein unruhiges Zittern überkam mich urplötzlich und ich spürte nur, dass der Tränenfluss immer stärker wurde. Mehr und mehr Tränen klatschten in Millisekunden auf den Boden unter mir. Ich hatte die Kontrolle über meine eigenen Gefühle verloren. Schon eine ganze Weile.
„Beruhige dich bitte, Jungkook." Die Worte von Taehyung kamen nicht mehr bei mir an, ich war völlig in meinem Selbstmitleid versunken. Bis ich irgendwann anfing, Yoongi's Namen laut und immer lauter aus mir heraus zu brüllen. Es mussten selbst die Nachbarn von obendrüber und nebenan in dem Gebäude gehört haben. Und wären die Fenster offen gewesen, welche es nicht waren, hätte die gesamte Nachbarschaft meine Schreie zu Ohren bekommen müssen. Ein Jammer. Eigentlich müsste jeder verstehen, was Yoongi eigentlich für mich bedeutete und welchen Schmerz er mir eigentlich zufügte. Seit Jahren kämpfte ich für ihn, das sollte die Menschheit erfahren und nicht voller Blindheit an mir vorbeigehen als wäre ein ein normales Lebewesen mit ganz einfach Problemen, die jeder mit sich tragen musste. Aber mein Paket war um einiges schwerer auf dem Rücken zu tragen.
Ich wusste mittlerweile, dass es an der Zeit war, Yoongi gehen zu lassen, meinen besten Freund. Ich wusste, diese Beziehung zwischen uns würde immer mehr auf die toxische Seite wechseln, wenn nicht irgendwann etwas passieren sollte. Und ich wusste ebenfalls, dass Yoongi niemals meine Gefühle erwidern konnte. Doch obwohl so viel dafür sprach, ihn verdammt nochmal endlich los zu lassen, wollte ich nicht wahrhaben wollen, dass unser Ende solangsam aber sicher nahte. Es ging mir mit dieser Information nicht gut, ohne Yoongi weiterleben zu müssen. Doch mit ihm würde es nur noch schlimmer werden, das stand fest. Ich zerstörte mich selber mit meiner Liebe zu diesem blonden Typen.
Ich stoppte meine Tränen mit aller Kraft, zog mehrmals den Schnodder in meiner Nase hoch und rappelte mich zurück auf meine Beine - und hätte Taehyung mir keine helfende Hand gereicht, wäre ich umgekippt. Meine Beine waren einfach zu wackelig.
„Setz dich hier hin.", Taehyung nahm rasch einen der Holzstühle aus dem Esszimmer in seine Hand und stellte diesen gleich darauf dicht hinter meine Beine. Ich konnte mich sofort in diesen fallen lassen und konnte beruhigt ausatmen. Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen und musste erst einmal das Geschehen verarbeiten. Der Gedanke an Yoongi zog mich weiter herunter in ein tiefes, schwarzes Loch und Taehyung schien die Leiter zu sein. „Trink etwas." Als ich meine Augen bemühend öffnete, stand Taehyung besorgt vor mir, in seiner Hand hielt er ein Glas Wasser, welches er mir sofort überreichte. Ich sah nur das umher schwimmende, blubbernde Wasser, dessen Anblick mich sofort beruhigte.
„Taehyung...", nuschelte ich. Meine Stimme klang rau. Meine Augen lagen stets auf dem befüllten Glas. Und doch wusste ich, dass Taehyung mir seine volle Aufmerksamkeit übergab. Er sagte nicht einmal ein einziges Wort. Still und geduldig wartete er darauf, dass ich mit meinem Gerede fortsetzen würde. „Es ist Zeit, loszulassen." Fragend starrte der Braunhaarige mich an und auch ich erhob nun meinen Blick zu ihm. Endlich konnte ich seine braunen, beinahe schwarzen Augen ersichten. Wunderschön. „Ich lasse ihn gehen. Yoongi. Ihn lasse ich gehen."
DU LIEST GERADE
𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓
Fanfiction戏剧 ━━ 𝘽𝙪𝙩 𝙝𝙤𝙬 𝙘𝙤𝙪𝙡𝙙 𝙄 𝙝𝙖𝙩𝙚 𝙃𝙄𝙈?" „𝙃𝙀'𝙨 𝙨𝙪𝙘𝙝 𝙖𝙣 𝙖𝙣𝙜𝙚𝙡." ━━━━━ ━━━━━ ━━━━━ Jeon Jungkook hatte es sich nie selbst ausgesucht, jemanden zu mögen, dessen Liga weit über seiner eigenen lag - nun, so dachte er immer darübe...