Kapitel 33

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Jeon Jungkook

Ein aller letztes Mal. Ich wollte Yoongi ein aller letztes Mal sehen, bevor ich gehen würde. Denn es war fest entschlossen. Ich würde ihn nicht mehr auf unserem Pfad hinter mir herziehen, weil er es ohnehin nicht wollte und ebenso nicht von mir verlangt hatte. Er hatte noch nie darum gebeten. Unsere Freundschaft war ihm völlig egal. So auch schien es mir immer mehr egal zu werden. Mein Interesse flog wie eine weiße, wunderschöne Taube hinaus in die weite Welt, um Orte zu erkunden, die sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Ich schloss fest die Augen, sog den winterlichen Wind in meine Nase ein, dessen weiße Flocken vorsichtig auf den Boden landeten. Es war eisig an diesem Donnerstag. Die eigentliche Mitte der Woche, wenn man den Samstag und Sonntag dazuzählen würde. Busse, Straßenbahnen und Züge sind durch den gebliebenen Frost der letzten Nacht ausgefallen und können erst nach einer bestimmten Zeit ihre üblichen Touren fahren. Demnach war es ruhig auf den Straßen. Nur wenige Autos trauten es sich, dem Frost gegenüber zu stellen. Umso mehr jedoch trubelte es über den Fußgängerwegen. So auch im Park, in diesen ich mich mit Yoongi treffen würde.

Seit den Ergebnissen der Abschlussprüfungen hatte ich tagelang geweint und über jegliches nachgedacht, was ich hätte falsch machen können, dass es überhaupt soweit kam. Dabei erschien mir der einzig logische Fehler Yoongi zu sein.

Es war die erste Woche, nachdem ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich bekam ein Rezept für Antibiotika verschrieben und musste diese für eine Regulierung meines Blutes und meines schlechten Kreislaufes einnehmen. Außerdem hatte ich angefangen, Taehyung im Laden auszuhelfen. Es machte mir großen Spaß, gerade weil ich endlich mehr Zeit mit Taehyung verbringen konnte. Außerdem hatte er mich dadurch besser unter Kontrolle und könne besser einschreiten, sollte noch einmal etwas passieren — so seine Worte, als er mich an jenem Tag der Entlassung am Haupteingang abgeholt hatte. Wie damals. Als ich im Raucherbereich und Taehyung's Klamotten in seiner Tasche auf ihn wartete. Nur, dass der goldene Herbst mich mit liebevoller Wärme zu diesem Zeitpunkt ummantelt hatte. Doch gerade stieg mir die Kälte unangenehm über den Rücken.

Ich hatte gemerkt und realisiert, dass ich Taehyung mehr benötigte als alles andere in meinem Leben.
Und zudem behandelte er mich wie jemanden, bei dem man sich wohl fühlen konnte. Taehyung gab mir seit eh und je das Gefühl, ich sei lohnenswert. Yoongi hingegen hatte mich gebrochen. In Millionen Einzelstücke, hat sie genommen und weggeworfen, als wären es seine eigenen gewesen.

Ich würde die Nachtschicht mit Taehyung übernehmen. Zwar hatte ich ihm angeboten, diese alleine zu schaffen, doch er hatte abgeschüttelt und darauf behagt, ich würde an seiner Seite stehen und wir würden gemeinsam die Schicht übernehmen. Ehrlich gesagt, war ich ziemlich erleichtert darüber, immerhin war es gerade einmal eine Woche in dem Laden — zuvor hatte ich noch keine Erfahrungen im Einzelhandel sammeln können. So würde mir Taehyung wieder unter die Arme greifen und den Beruf mit voller Euphorie im Einklang der Einarbeitung erklären. Ein Lieber.

Ich sah ihn, erkannte Yoongi mit meinen Augen. Und sofort stockte mein Atem, mein Herz rutschte bis hin zum tiefsten Punkt der dicken Jeanshose. Ich habe Yoongi nach dem Vorfall nicht einmal zu Gesicht bekommen. Und eigentlich dachte ich davor noch, es würde endlich alles besser zwischen uns werden, dem war nicht so. Es wurde nur noch schlimmer; und das war Yoongi zu verschulden!

»Hey.«, hauchte ich einen scheinbaren, weißen Dampf aus und setzte mich auf die von Schnee befreite, dennoch kalte Parkbank. Kein Hey von Yoongi. Nur ein ödes Kopfnicken, aber sein Blick gerichtet auf den hohen Schnee, der mir selbst über die Fersen reichte.
»Ich weiß, was ich falsch gemacht habe, Jungkook.« Zu meiner Überraschung reiße ich die Augen auf und sehe Yoongi verwirrt von der Seite an. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Viel eher dachte ich als erstes an eine peinliche Stille, die ohnehin einer hätte brechen müssen. Und dieser Jemand wäre wohl ich gewesen. Aber heute nicht. Heute war Yoongi der, der die Stille zwischen uns brach.
Doch ich ging nicht auf das Gesagte ein, sondern ließ einen bedachten Seufzer in die Kälte ab, sah in die Ferne und erkannte viele Menschen.

Und manchmal, wenn man sich verschiedene Passanten anschaute, konnte man gleich im Voraus wissen, wer zu wem gehörte. Es war nicht das Aussehen der beiden Personen, sondern ihr gemeinsames Ausstrahlen, welches so fröhlich auf andere einwirkte.
So schien es auch bei mir und Yoongi der Fall gewesen zu sein. Die Leute wussten gleich, dass wir zusammen gehörten, dass wir ein Team waren. Und nun?

»Hör zu, Kookie, es tut mir wirklich leid. Ich hätte dir nicht diese Tabletten geben dürfen.«
Ich hatte keine Ahnung, von wem Yoongi diese Information hatte, aber mein Interesse war nicht daran beteiligt. Ich wollte mein Gesagtes einfach nur schnell loswerden. So verdrängte ich Yoongi's Angesprochene mit einem schweren Schlucken und setzte mit meinem zur Rede an. »Schau, Yoongi. Wir kennen uns jetzt sehr lange.«
»Bald sind es 15 Jahre!«, lachte er dazwischen. Ich konnte sein Grinsen förmlich aus seiner Lache heraushören. Es war immer noch stets herzlich genug, um mein Herz schneller schlagen zu lassen.
»Ja. Stimmt.«, schlucke ich erneut, blinzle dann zu Yoongi hinüber, drehe meinen gesamten Körper irgendwie in seine Richtung. Er soll wissen, dass nun seine gesamte Aufmerksamkeit auf mir liegen sollte. Und das tat sie auch; seine Augen schienen größer als alles andere um mich herum. Ich blendete es aus, sah nur noch Yoongi.

»Ich beende die Freundschaft.«

»Ich liebe dich.«

Gleichzeitig. Hatte ich seine Worte richtig verstanden?

Wir beide waren völlig verwirrt von dem jeweils anderen. Hatten wir uns richtig wahrnehmen können oder war es nur ein Traum?

»Was hast du gesagt?«
»Ich liebe dich, Jungkook. Unsere gesamte Freundschaft über.« Ich konnte und wollte nicht glauben, was Yoongi mir gerade beichtete. Niemals hätte ich damit gerechnet.
»Du hast, was?«, meine Augen klimpern vor Unglaubhaftigkeit. Und das kann ich auch nicht — seinen Worten Glauben schenken. Das will ich nicht! Er ist zu spät.
»Du bist zu spät, Yoongs. Du hättest deine Chance haben können. Ich-«
»Was denkst du denn, weshalb ich mit den Drogen angefangen habe? Deinetwegen!«
»Was?! Spinnst du jetzt völlig?« Und spätestens jetzt musste mir klar sein, dass Yoongi entweder betrunken oder noch besser zutreffend bekifft sein musste.

»Zwischen uns. Das wird nicht mehr funktionieren, ich beende unsere Freundschaft.«
Und somit ließ ich Yoongi alleine. Meine erste große Liebe ließ ich einfach an einem kalten Wintertag bekifft im Park sitzen, während er nicht im geringsten wissen konnte, was gerade passiert war.

 Meine erste große Liebe ließ ich einfach an einem kalten Wintertag bekifft im Park sitzen, während er nicht im geringsten wissen konnte, was gerade passiert war

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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt