Kapitel 8

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Kim Taehyung

„Bevor du gehst, Taehyung." Ich hatte schon meine Sachen gepackt. Für den heutigen Tag würde ich mit einem Egg-Sandwich und Kimbap starten. Eine lange Schicht hatte ich endlich hinter mir lassen können. Und obwohl wir nicht viel zu tun hatten, blieb mein Onkel noch die ganze Nacht über bei mir und half mir aus. Denn mein Kopf brummte seit der Begegnung mit Jungkook. Ich machte mir etliche Sorgen um ihn.

Ob es ihm wohl mittlerweile besser ging? Hatten sich seine Eltern sorgfältig um ihn gekümmert?

„Nimm die hier.", mein Onkel hielt mir eine Tablettenschachtel entgegen und glänzte in meine Augen. Er war deutlich kleiner als ich, weshalb ich mich leicht zu ihm herunter bücken musste. Verwundert sah ich den alten Mann an. „Wofür sind die?" „Deine Tante hatte sie mir gegeben, als ich so schlimme Kopfschmerzen hatte. Ich denke, du könntest sie jetzt mehr gebrauchen als ich.", antwortete er. Ein Lächeln zog sich über das faltige Gesicht meines Onkels, welches ich gleich darauf - zwar etwas verwundert - erwiderte. „Danke, Onkel." Er musste bemerkt haben, dass ich die Schicht über in Gedanken versunken war und geistig nicht ganz anwesend war. Sobald er mir eine neue Aufgabe gegeben hatte, musste er mehrmals meinen Namen aufrufen, ehe ich reagiert hatte. Zu meinem Glück jedoch war mein Onkel schon immer ein empathischer und fürsorglicher Mann - ganz das Gegenteil von meinem Vater. Immer wieder fragte ich mich, wie es meine Oma damals geschafft hatte, zwei solch unterschiedliche Menschen großzuziehen. Ein Phänomen. Doch die Beiden waren das Bespiel für eine Möglichkeit.

Ich verließ den Laden mit einem dröhnenden Kopf und einer vollen Einkaufstüte. Das war das Beste daran, wenn deine Familie einen kleinen Laden besaß - man konnte sich immer den Bauch mit leckerem Essen und Trinken voll schlagen. Und obwohl ich mich so sehr auf das Essen freute, immerhin hatte ich schon einige Stunden nichts mehr zu mir genommen, überkam mich doch eine Welle von Betrübnis, sobald ich auf den Straßen der kleinen Vorstadt gelandet war und deutlich zu erkennen die Morgensonne im Horizont ihre grellen Farben zog. Ich würde nicht sagen, dass ich traurig war, das wäre schwach von mir gewesen, aber manchmal konnte ich meine Gefühle nicht zurückhalten und ließ sie unkontrolliert aus mir heraus donnern. Sichtbar für jeden einzelnen, der seine Augen auch nur kurz auf mich gerichtet hatte. Es war eine schlechte Eigenschaft von mir, überhaupt Gefühle und Emotionen zu zeigen und diese vor allem nicht kontrollieren zu können. Das musste ich wohl von meinem Vater geerbt haben - unkontrollierte Gefühle.

Und je mehr ich über meinen Vater nachdachte, desto mehr verschwand zwar Jungkook aus meinem Kopf, doch so schlechter erging es mir. Ich erinnerte mich nur zu gut an die frühere Zeit mit Mama und meinem Vater. Es war eine schwere Zeit. Ich konnte froh sein, dass diese nun ein Ende hatte. Jedoch hatte ich nie eine solch toxische und komplizierte Beziehung zu meinem Vater verdient. Manchmal wünschte ich mir, dass mein Vater nichts falsch gemacht hätte und glücklich mit mir und Mama gelebt hätte. Vielleicht würde es mir dann heute besser gehen. Und vielleicht hätte ich mir dann heute Gedanken machen müssen um Kleinigkeiten wie zum Beispiel eine neue Spülmaschine zu kaufen, auch wenn kein Geld da ist. Oder welches Geschenk ich meinen Familienmitgliedern zum jeweiligen Geburtstag machen könnte. Viel lieber hätte ich mir um solche Dinge den Kopf zerbrochen als über meine Vergangenheit. Dann hätte ich heute meinen Kopf nicht voll mit meinem Vater, der mir meine Kindheit und Mama's Leben weitgehend ruiniert hatte. Vielleicht hätte Mama dann auch keinen Suizid begangen, dann wäre sie stets bei mir. Und mein Vater würde nicht bis zum bitteren Ende seines beschissenen Lebens in einem kleinen Raum hocken, dessen eiserne Tür nur von Wachen aufgeschlossen werden konnte. Und das nicht einmal dann, wann mein Vater es wollte.

𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt