Kapitel 27

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Jeon Jungkook

Ich fühlte mich hilflos gegenüber Taehyung. So gerne wollte ich mit ihm an seiner Seite trauern und alles stehen und liegen lassen nur für ihn. Sein Onkel war eine tolle Person, das konnte ich in den letzten Monaten liebevoll herausfinden. Ein netter Mensch - dass er nun nicht mehr auf Erden weihte, zerbrach auch mich.

Man sah Taehyung regelrecht an, dass er gerade eine schwere Zeit durchmachen musste und nichts mit sich anzufangen wusste. Er war hilflos. Und ich konnte nichts dagegen ändern. - Ich war einfach nicht gut genug im Trösten. Und generell fühlte ich mich, als sei ich der jetzigen Situation hilflos ausgeliefert.
Dass Taehyung sich zuvor so gut um mich gekümmert hatte und mir immer seine Schulter ausborgte, wann ich diese am meisten benötigte, sah er nie als ein kompliziertes Problem. Viel mehr sah Taehyung es als eine Verständlichkeit an. Für jemanden da sein jedoch - so empfand ich es - musste erlernt und erfahren sein. Wie sollte ein Jemand sonst herausfinden, wie man die zerbrochene Person sonst tröstet? Etwa bestimmt nicht aus dem TV.

Ich hatte nie die Möglichkeit dazu gehabt, jemanden zu trösten. Denn jemanden, der sich meine Schulter ausborgen wollte, gab es nie. Nun, ich hatte in meinem Leben bisher auch nur meine Mutter und Yoongi. Und mittlerweile verlor ich diese beiden Personen immer mehr. Mama war komplett im Erdboden verschwunden nach ihrer Nachricht. Und ehrlich gesagt, hatte ich mich bis jetzt auch noch nicht getraut, an unsere eigentliche gemeinsame Wohnung vorbei zu gehen. Vielleicht um einmal nachsehen zu können, wie es meiner Mutter in der vergangenen Zeit erging. Aber würde sie mich wissen lassen wollen, wie es ihr geht, hätte sie sich vielleicht gemeldet. Oder?
Yoongi hingegen war eine eigene Welt für sich. Man verstand diese einfach nicht. Egal, wie lange man auf seinem Planeten versuchte zu überleben, jedes Mal auf ein Neues kamen aus tiefen Gräbern neue Überraschungen herausgesprungen, die niemand sonst hervorsehen hätte können. Ein Mysterium für sich. Ich wurde aus dem Jungen einfach nicht schlau.

Und apropos. Ich würde mich in etwa einer halben Stunde mit diesem gesagten Mysterium im angrenzenden Park treffen. Ausgerechnet der Park, aus diesem unsere gemeinsamen Erinnerungen an den Bäumen, Bänken, Büschen und den beiden Teichen klebten. Sie waren nur kaum zu übersehen. An jeder Ecke, die ich explizit scannte, spielte sich eine Erinnerung nach der anderen vor meinem geistigen Auge ab. Es war, als würde dort der Film von Yoongi und mir abgespielt werden. Eine Zusammenfassung aus unserem gemeinsam Lebensabschnitt.

Von Weitem aus konnte ich schon eine mir bekannte Silhouette erkennen, diese sich rasant von der erkennbaren Bank aufraffte. Es war Yoongi. Freudig und völlig enthusiastisch winkte er mir mit seinen dünnen Armen entgegen, machte sich somit mehr als nur erkennbar.
Ich setzte einen Schritt schneller an, sodass sich meine Brust schneller heben ließ. Das Blut in meinen Adern pumpte immer schneller durch diese hindurch. Ich konnte es regelrecht spüren. Diese Aufregung. Dabei würde ich nur Yoongi wiedersehen. Den gesamten letzten Monat hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Normalerweise hatte ich gehofft, er würde sich auf der Beerdigung von Onkel Ha-eun blicken lassen. Nur für einen kurzen Moment trug ich diese Hoffnung in mir, Yoongi würde sich jemals Sorgen um jemanden machen. Doch mir fiel ein, es war niemand, der ihm als wichtig erschien. Zumal es auch noch der Onkel von Taehyung - seinem scheinbaren Feind - war.
Dabei hatte ich es zum Zeitpunkt des Anrufs in seinen Augen erkennen können. Mitleid. Pur.

„Jungkook!", rief er meinen Namen und schmiss seine langen Arme schon durch die Luft, machte sich für eine Umarmung bereit. Es war eher ein No-Go für ihn, jeglichen Körperkontakt zuzulassen. Deshalb wunderte ich mich gerade so sehr, dass er mich unbedingt zu umarmen wagte. So auch willigte ich es, mehr oder weniger verwirrt, ein und klammerte sanft meine Arme um seinen schmalen Körper. Zu Beginn des Jahres, als alles zwischen uns beiden noch einigermaßen in Ordnung schien, war sein Körper um einiges mehr an Muskelmasse bepackt. Jetzt schien er nur noch ein Hauch dessen zu sein.
Ob er genug aß?

„Weshalb wolltest du dich treffen?", fragte ich ihn neugierig. Gemeinsam setzten wir uns auf die Bank, die ich zuvor noch in der Ferne erblicken konnte. „Ich habe gehört, dass deine Prüfungen die nächste Woche anstehen sollen." Na super. Musste er mich unbedingt daran erinnern? Ich hatte nicht einmal auch nur ansatzweise dafür gelernt gehabt. Lieber hatte ich mir meinen Kopf über alles mögliche zerbrochen als an die Prüfungen zu denken, wobei diese auch ein Teil meines stetigen Overthinking waren.
„Worauf willst du hinaus?" Meine Augen folgten seinen Händen, diese in seine Hosentasche glitten. Nur wenige Sekunden später nahm er ein verdächtig aussehendes, kleines Tütchen heraus und ließ es vor meiner Nase herum tanzen.

So ganz genau wusste ich nicht, worauf der Ältere hinaus wollte, weshalb ich ihm nur einen stutzigen Blick zuwarf. „Das sind meine Wunder-Tabletten!" „Wunder-Tabletten?", wiederholte ich in einem misstrauischen Ton. Sah auf die vermeintlichen Tabletten und dann zurück in Yoongi's breitstrahlenden Augen. Nur einen kurzen Moment verlor ich mich in diesen. Ich hatte vergessen, in welch einem wunderschönen, dunklen, braunen Ton diese im Tageslicht schimmerten. Nur ein Engel besaß solche Augen. - Heather!

„Nur eine Tablette davon und du wirst deine Prüfungen bestehen." Es dauerte eine Weile, um das Gesagte meines Gegenübers zu verstehen. Aus welchem Grund sollte ich nicht wissen, dass er mir nur irgendwelche Drogen unterjubeln wollte, damit ich auf den Gedanken kommen könnte, sie seien doch überhaupt nicht schädlich.
„Das ist Schwachsinn, Yoongi.", schon stand ich auf, doch augenblicklich zog mich Yoongi zurück auf meine vier Buchstaben. Überrascht raschte mein Augenpaar auf den Minzgrünhaarigen. „Was zum-?!" „Vertrau mir, Kookie!" Erneut wirkte ich ihm gegenüber misstrauisch.

Nach allem, was passiert war, hatte ich weder Vertrauen noch irgendetwas in dieser Art ihm gegenüber zu empfinden. Es war regelrecht eine Abneigung. „Wieso sollte ich dir vertrauen?", schnippisch kreuzte ich meine Arme vor der Brust und musterte ihn. Genervt seufzte Yoongi. „Ich weiß, Kookie. Du denkst mit Sicherheit, dass das hier irgendwelche illegalen Drogen sind, richtig?" Ich zuckte nur mit den Schultern. Zwar hatte er meine Besorgnis genau auf den Punkt gebracht, doch zugeben wollte ich es noch lange nicht.
„Darüber mach dir mal keine Sorgen. Ich habe sie von meinem Arzt verschrieben bekommen. Es soll meine Konzentration fördern. Und außerdem würde ich meinem besten Freund doch keine Drogen verabreichen!", spielte er es lachend gekonnt ab.

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich den Worten des Drogenabhängigen auf Entzug Glauben schenken sollte. Doch zugegeben wirkte es so, als sei es mindestens ansatzweise die Wahrheit. Nur ungern riss ich ihm also die Tüte aus der Hand. „Und die sind dir auch wirklich verschrieben worden?" Hastig nickte Yoongi und schenkte mir eines seiner wunderschönen Lächeln. Wie konnte ich dazu nur Nein sagen?

„Also gut.", seufzte ich letztlich. Wie ein Kleinkind klatschte Yoongi nun in die Hände und trampelte freudig mit seinen Füßen auf dem Boden herum. „Kurz vor den Prüfungen nimmst du eine der Tabletten. Und du wirst merken, die Wirkung lässt dich wie eine Kanone zu deinem allerbesten Notendurchschnitt katapultieren!" Ich musste kurz schmunzeln. Ich konnte kaum böse oder streng mit ihm sein - Yoongi meinte es immerhin nur gut. Vielleicht wollte er sich für mich ändern?
Ich hoffte also, dass ich Mithilfe dieser Tabletten schnellstmöglich an mein Ziel herankommen würde, sodass ich endlich mit freiem Kopf für Taehyung da sein konnte.

 Vielleicht wollte er sich für mich ändern?Ich hoffte also, dass ich Mithilfe dieser Tabletten schnellstmöglich an mein Ziel herankommen würde, sodass ich endlich mit freiem Kopf für Taehyung da sein konnte

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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt