Kapitel 7

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Jeon Jungkook

Schweißgebadet wachte ich auf. Ich wusste, dass ich geträumt hatte, doch sobald meine Augen sich vorsichtig an die morgendliche Sonne herantasteten, verblasste der Traum immer mehr. Irgendwann wusste ich nicht einmal mehr, ob mich der Traum positiv oder negativ geprägt hatte, er war einfach aus meinem Gehirn verschwunden. Genauso wie meine Laune als ich bemerkte, dass ich nicht mehr in meinem Bett lag, sondern mich auf dem harten Boden befand. Verwirrt und etwas schläfrig zugleich sah ich mich um, begann meine Muskeln etwas anzuspannen, um mich gleich danach strecken zu können, so wie ich es jeden Morgen machte. Doch als ich links von mir schaute, sah ich einen schlummernden Yoongi. Wir waren uns so nah wie noch nie, weshalb ich kurz aufschrecken musste. Sein warmer Atem stieß gleichmäßig und ruhig gegen meinen Oberarm, auf diesem er seinen Kopf abgelegt hatte. Seine dringend zu waschenden Haare kitzelten mich bei jeder kleinsten Atmung. Mein anderer Arm hingegen lag über Yoongi's Becken, als gehörte er dorthin. Und so sehr ich auch all meine Körperteile, die sich in der Nähe des Älteren befanden, zurück an mich ziehen wollte, blieb ich wie ein steifes Brett liegen und beobachtete den Schlafenden bedacht.

Ich konnte nicht anders als seine Schönheit am Morgen zu betrachten. Von seinen sanft geschlossenen, leicht zuckenden Augen bis hin zu seinen Bizeps bepackten Armen und den dünnen Beinen. Er trug meine Boxershorts, genauso wie das Tshirt, welches ich ihm gestern noch rasch übergezogen hatte, nachdem ich fertig war, ihn zu waschen. Zum gestrigen Zeitpunkt hatte ich schon gemerkt, wie schön Yoongi war, doch jetzt gerade vervielfachte sich meine Aussage um weiten.

Ich starrte weiter, konnte kaum meinen Blickfang von ihm lösen, als ich plötzlich bemerkte, dass er langsam und ruhig ausatmete und seine Augen vorsichtig aufblinzeln ließ. Zart blinzelte er und seine braunen Pupillen wurden durch die Morgensonne heller. Ich wollte mich schnell von ihm lösen, rasch aufstehen und so tun, als wäre das hier niemals passiert, doch ich konnte keinen Muskel bewegen. Ehrlich gesagt wollte ich dies auch nicht. Mein Unterbewusstsein ließ es einfach zu.

Wie ein steifes Brett lag ich stets in derselben Position und hatte meine weit aufgerissenen Augen auf Yoongi gerichtet. Dieser hingegen brauchte eine Weile, um zu realisieren, wo er war und mit wem er sich abgeben musste. Doch zu meinem Erstaunen reagierte Yoongi komplett abseits meiner Erwartungen. - Seine Mundwinkel stießen langsam nach oben und seine Augen wurden immer schmaler, fast geschlossen. Er hatte ein sanftes, herzliches Lächeln auf seinen spitzen, rosa Lippen. Wunderschön.

„Guten Morgen, JK.", entgegnete er mir gleich darauf. Ich konnte nur weiterhin erstaunt in seine Augen starren. War das wirklich der Yoongi, mit dem ich bereits etliche Jahre befreundet war? Hatte man ihn in der Nacht ohne meines Wissens einfach ausgetauscht? Normalerweise hätte er mich angrummeln müssen. Er hätte mir nicht einmal einen Guten Morgen gewünscht. Denn bevor er sein Essen nicht auf dem Tisch stehen hatte, tauschte er kein einziges Wort mit keiner Menschenseele aus - nicht mit mir, nicht mit meiner Mutter, mit niemandem.

Ich legte meinen Handrücken gegen seine Stirn. „Kein Fieber." Es musste irgendetwas mit ihm nicht stimmen. Ob er wohl eine Art Erleuchtung in seinem Traum hatte, in diesem ihm endlich eingetrichtert wurde, mich anders zu behandeln?Yoongi lachte nur und schlug sanft meine Hand beiseite. „Was ist denn mit dir los?" Ich musste ernst bleiben, aber dieses zarte Lächeln in seinem Gesicht ließ mich innerlich schwächer werden. „Nun, das Selbe könnte ich dich auch fragen." So gut es ging hielt ich meine Emotionen zurück, dabei wollte ich einen kurzen Schrei der Freude aus mir heraus lassen. Fragend sah mich Yoongi an. „Was soll mit mir sein?" „Du wirkst...", ich stoppte. Was sollte ich sagen? Er war anders, das stand fest und die Hoffnung, dass es nun so bleiben würde, stieg von Minute zu Minute in mir an. „...motivierter.", beendete ich letztlich meinen Satz, meine Augen immer noch auf ihn gerichtet. Grübelnd sah Yoongi sich um.

Ob ihm wohl aufgefallen war, wie nah wir uns eigentlich waren? Und wenn das der Fall sein sollte, hätte er dann schon längst etwas dagegen unternommen?

„Na ja.", seufzte er lächelnd. „Heute scheint wohl ein guter Tag zu sein." „Was? Habe ich etwa deinen Geburtstag vergessen?", panisch hickste ich auf. Hatten wir etwa schon den 09. März? Doch Yoongi schüttelte lachend seinen Kopf. „Nein, du Dummkopf." „Oh.", erleichtert sah ich von ihm ab. Was war wohl dann so wichtig, dass er eine solch gute Laune mit sich trug? Ich wusste nicht einmal, ob ich ihn überhaupt darauf ansprechen sollte, nachhaken sollte, weshalb er so motiviert schien. „Heute kommt endlich das gute Zeug an, was man mir schon seit Monaten versprochen hatte!" Und sofort sank meine Laune von 90 Prozent runter in den Minusbereich auf -1082 Prozent.

Das gute Zeug? Wollte er mich auf den Arm nehmen? So schnell wie möglich riss ich mich von ihm, stellte mich auf meine Beine und setzte schon den Gang auf den Balkon an. Eine Zigarette würde wohl jetzt nichts gegen meine innerliche Wut und Enttäuschung anrichten können, doch ich wollte mich aus dieser Situation entfernen. „Weshalb verschwindest du jetzt, JK? Du warst so schön warm." Ruckartig blieb ich auf das Gesagte stehen. Mittig des Raumes stand ich nun, hörte meinen Puls wie er innerlich explodierte - nicht nur wegen dem scheinbar guten Zeug, von dem Yoongi sprach, sondern aufgrund seiner Aussage. Ihm war also klar, dass wir so nah aneinander lagen und er hatte nichts dagegen unternommen. War es für ihn also nicht schlimm?

„Komm schon." Ich sah im Augenwinkel, dass Yoongi aufstand und verwundert zu mir herüber sah. „Du bist doch jetzt nicht etwa sauer auf mich? Freu dich doch einmal für mich! Ich habe immerhin fast drei Monate darauf gewartet!" Meine Wut stieg und stieg. Ich drehte mich um, sah ihn mit glasigen Augen an. „Wie soll ich mich für dich freuen, wenn ich mitansehen muss, dass sich mein bester Freund in den Tod kifft?" Meine Stimme war ruhig, doch eigentlich wollte ich ihn anschreien und für alles jegliche, was in den letzten 24 Stunden passiert ist, verantwortlich machen. Ich wollte ihm sagen, wie angewidert ich eigentlich von ihm war, dass ich seine Kotze aufwischen musste und ihn gleich daraufhin auch noch sauber machen musste, denn sonst wäre er nicht neben mir aufgewacht, sondern in einer riesigen, dann getrockneten Lache an Erbrochenem. Doch mehr als Tränen und diese Worte kamen aus mir nicht mehr heraus. Auch von Yoongi's Seite kam nichts. Seit langem hatte ich ihn endlich wieder sprachlos machen können. Ich ließ ihn also einfach Wurzeln schlagen und setzte den Weg zum Balkon fort.

Nach so vielen Jahren hatte er mir endlich Hoffnungen gemacht, dass alles gut werden konnte, es einen Weg gab, ihn aus diesem schwarzen Loch herauszuziehen, doch ich hatte mich in ihm getäuscht. Ich hatte mich selbst enttäuscht, dass ich der festen Überzeugung war, Yoongi aus diesem Teufelskreis herausholen zu können, dass ich endlich wieder meinen besten Freund von damals zurück bekommen könnte, doch ich glaube, diesen Yoongi von früher hatte ich schon lange verloren. Er existierte nicht mehr. Er hatte einen völlig neuen Yoongi erschaffen - einen Yoongi, den ich verabscheute, den ich nicht lieben gelernt habe.

Ich erinnerte mich wie ein Deja Vu an meinen Traum von letzter Nacht - Yoongi ist rein von allem, was ihn Schaden zugefügt hatte. Er hält meine Hand, lächelt mich breit an. Gemeinsam sitzen wir in einem Park, lauschen dem Zwitschern der Vögel im nächsten Frühling. Alles war perfekt - doch es war nur ein Traum. Und ich wusste, dies würde niemals in die Realität auftreten.

 Und ich wusste, dies würde niemals in die Realität auftreten

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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt