Kapitel 15

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Jeon Jungkook
Zwei Tage später...

Es dauerte wohl doch etwas länger bis zur Entlassung. Ich fand es nicht einmal schlimm, immerhin konnte ich mich ganze zwei Tage lang vollkommen entspannen und die Ruhe allein genießen können. Natürlich hatte mich Taehyung zu mancher Uhrzeit am Tag besucht und entweder saßen wir einfach nur im Zimmer und redeten über jegliche Themen. Er erzählte mir sogar ein wenig über seine Tante und seinen Onkel, sodass ich einen ersten Einblick über die Beiden ergattern konnte - oder wie Taehyung es belustigt nannte: eine kleine Vorwarnung. Natürlich aber auch machten wir einen kleinen Spaziergang durch den Krankenhauspark. Immerhin ließ es das Herbstwetter einmal zu, durch das goldbraune Laubmeer zu schlendern. Und zugegeben, die Zeit mit Taehyung zu verbringen war wie der perfekte Urlaub auf den Malediven.

Taehyung hatte vorgeschlagen, mich zu meiner Entlassung hin vor dem Krankenhaus abzuholen. Und ehrlich gesagt hatte ich mich sehr darüber gefreut. Zugegeben sprang mein Herz einige Runden in meiner Brust umher, alleine nur aufgrund dessen, Taehyung gleich wieder sehen zu können. Gestern sogar hatten wir uns zum Abschied umarmt. Ich wusste überhaupt nicht mehr, wann ich das letzte Mal bewusst jemanden in die Arme geschlossen hatte und dabei eine solche Menge an positiven Gefühlen empfand.

Die Entlassung war ein schriftlicher Vorgang - eine Unterschrift nach der nächsten und dann wünscht man sich alles Gute für die Zukunft sowie einen angenehmen Tag. Mehr war es nicht. So hatte der Krankenhausaufenthalt ein Ende. Es hatte etwas Gutes, nicht mehr den dort zubereiteten Fraß Essen zu müssen, und auch etwas Schlechtes, diese spezielle Ruhe nicht mehr zu haben, welche mir am allermeisten zu meiner Genesung verhalf. Und trotzdem gingen mir die zuletzt besprochenen Worte des Oberarztes, der die letzten Tage für mich zuständig war, einfach nicht aus dem Kopf.

Bis auf die blauen Flecken an ihren Armen und Beinen haben Sie keinerlei körperliche Schäden. Jedoch würde ich Ihnen empfehlen, Herr Jeon, einen Psychiater aufzusuchen."

Natürlich wusste ich, zu was der Oberarzt mir riet, doch so ganz wollte ich es nicht wahrhaben. Ich mit einem Psychiater alleine in einem kleinen Raum, während ich eine komplette Sitzung lang nur über mich selbst und mein Leben redete, ihn erzählte, was genau und wann genau alles schief lief? Ich konnte nicht sagen, ob mir dies so gut passte, immerhin hatte ich den Mittelpunkt und das offensichtliche Auffällige schon immer gehasst. Zumal mir immer wieder eingetrichtert wurde, ich habe eine normale Psyche wie jeder andere Mensch auch und ich brauche niemanden, den ich bezahlen musste, nur damit er sich meine Sorgen und Probleme anhören würde.
Dass der Oberarzt mir also dies vorgeschlagen hatte, ließ mich ständig darüber grübeln. Ich zerbrach mir regelrecht meinen Kopf. Doch scheinbar war meine Psyche wohl nicht so normal wie es einige immer wieder vergangens behauptet hatten.

Draußen angekommen ließ ich im Raucherbereich, gleich neben dem länglichen Aschenbecher, einen langen Seufzer aus mir heraus. Ich inhalierte förmlich die frische Luft des Herbstes - eine Jahreszeit die viele graue Töne mit sich brachte und doch an manchen Tagen wie Gold durch die gesamte Vorstadt schimmerte. Menschen konnten sich kein richtiges Bild vom Herbst machen, denn entweder erbrachte es jemandem Trauer und Frust oder das Gold priselte wie angenehmer Sommerregen über den Kopf.
Die Tasche, die mir Taehyung zuvor noch von sich mitgebracht und mit seinen Klamotten vollgestopft hatte, ließ ich neben meine Füße fallen. Eine Zigarette würde wohl nicht schaden - zumal Taehyung noch nicht in Sichtweite war. Dieser ließ sich wohl gerne Zeit. Ein Grinsen legte sich auf meine Lippen, sogleich ich an Taehyung's Präsenz denken musste. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was der Ältere mit mir anstellte, doch ich wusste, in seiner Nähe fühlte ich mich wohl und konnte mich komplett geben wie ich war. Und zu wissen, dass ich nicht alleine durch das Leben gehen musste wie ich es zuvor zu machen hatte, war eines der schönsten Gefühle, die sich nicht mit Worten beschreiben ließen. Taehyung ließ mich meine Probleme für eine lange Zeit vergessen.

„Jungkook!" Ich sah mich überrascht um, obwohl ich die Stimme des Älteren sofort erkannt hatte. Sehnsüchtig hielten meine Augen Ausschau nach ihm. Wie in einem Film, wo der Protagonist seinen Geliebten nach Jahren endlich wiedersehen konnte, so rannte auch Taehyung winkend auf mich zu und stoppte vor mir, um mich letztlich in seine zärtlichen Arme zu reißen. „Ich bin froh, dass du endlich entlassen wirst.", hauchte er sanft in meine Ohren. Sofort verbreitete sich ein angenehmer Schauer über meinen Rücken und das Lächeln machte sich wieder zu Bemerken.
„Bist du nun bereit, zu meiner Tante und meinem Onkel zu gehen?" „Ich weiß nicht, Taehyung. Und das ist auch wirklich in Ordnung für die Beiden?"
Taehyung hatte mir natürlich schon erzählt, dass die Apothekerin, der ich neulich einen Besuch in ihrem Laden abgestattet hatte, auch seine Tante war und dass sein Onkel in dem Laden arbeitete, in diesem auch Taehyung oftmals aushalf. Nur war ich skeptisch, was dies betraf - einfach für eine unbestimmte Zeit bei Menschen unterzukommen, die mich kaum kannten und über die auch ich nicht wirklich etwas wusste. Einzig über die Erzählungen deren Neffen.
„Du musst dir wirklich keine Gedanken machen, Jungkook. Außerdem werde ich die erste Nacht mit dir dort schlafen. Es wird also alles gut werden!" Die Sicherheit, die mir Taehyung nochmals bestätigt hatte, erfüllten meine Glückshormone und zugleich zog sich mein Grinsen erneut über mein gesamtes Gesicht. Breiter als zuvor.
Ich konnte froh sein, jemanden wie Taehyung zu haben.

Ich konnte froh sein, jemanden wie Taehyung zu haben

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𝐇𝐞𝐚𝐭𝐡𝐞𝐫 | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt