Unerwartete Hilfe

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Henry Pov

Wir haben alle sehnsüchtig auf Devins Rückkehr gewartet, und als er nach fünf Stunden endlich da war, waren wir sichtlich erleichtert. Ich hätte nicht gewusst, was ich meiner Liebsten und Aaron sagen sollte, wenn Devin nicht zurückgekommen wäre. Aber kaum war er bei uns, stand ich auf und trottete zu ihm. Kaum bei ihm angekommen, lächelte Devin mich an und streichelte mir über das Fell.

»Ich sehe, du hast den Test nicht bestanden. Ich hätte nicht gedacht, dass du so einfach aufgibst.« hörte ich den Mann vor mir sagen und war schockiert.

»Wie... wie meint er das?« fragte Alpha Henry und Devin sah ihn vorsichtig an.

»So wie er es sagt. Ich habe aufgegeben«, erklärte Devin sachlich und wir sahen ihn sichtlich irritiert an.

Devin Pov

Es tat mir leid, Alpha Henry und die anderen so im Unklaren zu lassen. Aber ich musste mich an den Plan halten, den man mir aufgetragen hatte. Ich hoffte, dass er funktionieren würde. Also schloss ich die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich zu diesem Alex umdrehte.

»So, hier bin ich. Ich habe den Test zwar nicht bestanden, aber wärst du so nett, uns das Gegenmittel zu geben?«, fragte ich ihn höflich, woraufhin er mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.

»Das soll wohl ein Scherz sein. Du kanntest meine Bedingungen. Da du den Test nicht bestanden hast, werde ich dir auch das Gegenmittel nicht geben«, erklärte er selbstsicher und ich ging auf ihn zu. Insgeheim hatte ich sogar gehofft, dass er so reagieren würde. Kaum bei ihm angekommen, sah ich ihn mit verschränkten Armen an, bevor ich meinen Blick auf seinen Sohn richtete.

»Phil, du kannst ruhig mit den Wölfen spielen. Die tun dir nichts. Ich werde mich in der Zwischenzeit mit deinem Vater unterhalten«, erklärte ich ihm ruhig und er nickte mir vorsichtig und etwas verwirrt zu, bevor er sich in Luft auflöste. Kurze Zeit später war er bei Alpha Henry und den anderen. Anscheinend hatten ihn die Wölfe beeindruckt, denn er betrachtete sie neugierig.

»Wie?«

»Nicht wie? Nicht was oder so. Also, Alex, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«, wandte ich mich an Alex und sah ihn streng an.

John Pov

Vorsichtig sah ich Devin und diesen Alex an. Ich fragte mich, wie Devin so sicher sein konnte, dass wir das Gegenmittel bekommen würden. Es wäre schön, denn dann könnten wir unseren Welpen retten. Vielleicht hatte Devin noch ein Ass im Ärmel, das er bisher nicht gezeigt hatte. Ich wusste es nicht genau, aber ich wusste, dass ich ihm vertrauen musste. Neugierig blickte ich auch zu dem Jungen, der nun einen meiner Krieger beobachtete. Er wirkte ängstlich im Umgang mit uns Wölfen, aber ich bemerkte, dass er den Wolf meines Kriegers gerne gestreichelt hätte.

»Du darfst gerne mit ihm spielen und ihn auch streicheln. Niemand aus meinem Rudel würde einem Kind etwas zuleide tun«, erklärte ich lächelnd und er sah mich mit leuchtenden Augen an, bevor er meinen Krieger als Spielzeug in Beschlag nahm. Timo war zwar nicht so begeistert, fügte sich aber in sein Schicksal und spielte Babysitter.

Da der Kleine nun abgelenkt war, beschloss ich, das Geschehen weiter zu beobachten.

Alex Pov

Ich verstand nicht, wie Devin meinen Sohn dazu bringen konnte, mit den Wölfen zu spielen. Das waren gefährliche Biester. Aber als ich meinen Sohn ansah, schien er sich zu freuen, als hätte er ein neues Spielzeug gefunden. Auch den Wolf schien es nicht zu stören, dass Phil auf ihm herumkletterte oder an seinen Ohren zog. Gleichzeitig bemerkte ich, wie Devin um mich herumlief und mich mit einem Lächeln ansah.

»Also Alex, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«, wollte er immer noch von mir wissen.

»Gar nichts. Du wolltest den Test machen und bist durchgefallen. Damit bekommst du das Gegenmittel nicht.«

»Stimmt, ich habe den Test auch nicht bestanden, und das war auch meine Absicht. Aber habe ich dir beim letzten Mal nicht klar und deutlich gesagt, dass du diesen Test nicht wiederholen sollst?«, zischte er mich an und ich schluckte. Gott, bitte lass das nicht wahr sein. Bitte lass das nicht meine Frau sein, nach der ich so lange gesucht habe und die sich anscheinend Devin ausgeliehen hat, um mir eine Nachricht zu überbringen.

»Ähm ... ja, hast du, Schatz? Bitte sei nicht böse, Schatz«, redete ich beschwichtigend auf ihn ein und erntete nur ein verächtliches Schnauben. Wütend kam er, oder besser gesagt meine Frau, auf mich zu und funkelte mich weiter an.

»Argh. Das darf doch alles nicht wahr sein. Da bin ich einmal nicht da, weil ich der Mondgöttin Luna helfe, und was machst du? Du bleibst mit unserem Sohn in einem toten Gebiet und hast nichts Besseres zu tun, als diesen Test mit einem Omega zu machen, der schon genug Schlimmes erlebt hat. Anstatt ihm zu helfen, wenn man dich um Hilfe bittet, musst du wieder den Egoisten spielen. Entweder du hilfst den Wölfen und gibst ihnen das Gegengift, oder du kannst was erleben«. Sie hielt mir eine Predigt und mit jedem Wort bohrte sie den Finger des Omegas hart in meine Brust.

»Aber...«

»Nichts, aber... Ich habe dir gesagt, du sollst ihnen helfen. Wenn du noch ein Wort des Widerspruchs wagst, ich schwöre dir, dann lernst du meine beiden besten Argumente kennen, die heißen Frau Nudelholz und Herr Bratpfanne. Die sind ein eingespieltes Team, um dir die Leviten zu lesen«. fauchte mich meine Frau an und ich musste schlucken. Ich verspürte keine Lust, mich mit den beiden näher zu beschäftigen. Aber ich wusste, dass meine Frau diese Drohung in die Tat umsetzen konnte, wenn sie fuchsteufelswild war.

Während meine Frau mir den Kopf wusch, bemerkte ich, wie die Wölfe anfingen zu hüsteln, zu lachen oder sich auf dem Boden zu wälzen. Mir gefiel es gar nicht, dass ich vor anderen den Kopf gewaschen bekam und sie sich darüber amüsierten.

»Du kannst mich doch nicht vor den anderen so blamieren. Jetzt nehmen die mich nicht mehr ernst und lachen mich aus.«

»Red keinen Unsinn. Du bist selber schuld, wenn du so einen Mist abziehst«, antwortete mir meine Frau, warf mir noch einen mahnenden Blick zu und ging dann zu den Wölfen.

Henry Pov

Überrascht schauten wir die beiden an, und was wir hörten, ließ uns sprachlos und zum Teil amüsiert zurück. Nicht Devin stand vor uns, sondern nur seine Gestalt. Stattdessen sprach eine Person über Devin zu diesem Alex und hielt ihm eine Predigt. Kaum hatte sie ihre Predigt beendet, kam sie zielstrebig auf mich und Alpha John zu.

»Ich bitte euch vielmals um Entschuldigung. Obwohl mein Mann weiß, wie ich zu diesem Test stehe, war er wieder einmal anderer Meinung. Aber ich habe mir die Freiheit genommen, mich einzumischen, auch wenn ich im Moment Wichtigeres zu tun habe. Und keine Sorge, mein Mann würde es nicht wagen, sich mit mir anzulegen und wird euch das Gegenmittel geben. Dafür kenne ich ihn lange genug«, entschuldigte sie sich und ich nickte. Dann wandte sie sich in Devins Gestalt noch einmal Alpha John zu und sprach ihn direkt an: »Ich weiß von Ihrer Situation um Ihr Gebiet, Alpha John. Auch wenn mein Mann und unser Sohn Waldgeister sind, können sie nichts mehr für dieses Gebiet tun. Es ist tot und nicht mehr zu retten. Außerdem ist es für mich an der Zeit zu gehen. Schließlich muss ich der Mondgöttin Luna helfen. Aber ich habe noch ein letztes Geschenk für Sie. Sobald ich Devin freigegeben habe, wird er von mir alle Informationen erhalten, die nötig sind, um dieses Rudel umzusiedeln«.

Alpha John nickte und bedankte sich aufrichtig für die Worte und das Geschenk. Devin, oder vielmehr die Frau des Waldgeistes, ging zu den Jungen und umarmte ihn noch einmal. Mich störte das nicht, denn ich hatte schon verstanden, dass sie sich Devin als eine Art Kommunikationsmittel ausgeliehen hatte. Auch der Kleine schien verstanden zu haben, umarmte Devin herzlich und versprach, immer brav zu sein und fleißig zu lernen. Nach dieser Abschiedszeremonie drehte sie sich noch einmal um und winkte allen zu, bevor Devin die Augen zufielen. Als er sie kurz darauf wieder öffnete, schaute er uns etwas verwirrt an. Es schien, als hätte er in den letzten Minuten von allem nichts mitbekommen.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt