Eingriff ins Schicksal

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Wölfin Pov

Vorsichtig beobachtete ich, wie er das Essen verschlang, das ich ihm zum Dank gab. Ich sah den Hunger in seinen Augen und innerlich zerriss es mich. Wie konnte dieser versagende Alpha es wagen, einen Omega so zu behandeln? Omegas waren selten, ja sogar etwas Besonderes, und der vor mir war schon fast gebrochen, und selbst sein Wolf war schon mager und sehr geschwächt. Aber irgendwie wunderte mich dieses Verhalten nicht, denn die Wölfe vergaßen, was für ein kostbares Geschenk ein Omega eigentlich war. Wütend über dieses Verhalten rannte ich in den Wald, denn meine Wunde von der Bärenfalle war längst verheilt. Außerdem hatte ich einen Entschluss gefasst, den ich, wenn auch verbotenerweise, in die Tat umsetzen wollte.

Als ich weit genug weg war und sicher, dass mich niemand bemerkte, nahm ich meine menschliche Gestalt an. Nun, was hieß hier menschlich? Als Mondgöttin hatte man ja keine richtige Gestalt.

»Komm her, mein treuer Diener«, rief ich meinem treuen Boten zu, und wenige Sekunden später kniete er vor mir nieder.

»Was wünscht Ihr von mir, oh Herrin?« antwortete er mir und ich verdrehte nur die Augen.

Sanft kniete ich mich hin und nahm sein Kinn in meine Finger. Vorsichtig hob ich seinen Kopf an und lächelte ihn an.

»Sei nicht so förmlich. Das habe ich dir schon tausendmal gesagt!«, grinste ich ermahnend und erhob mich, was er auch tat.

»Ich weiß, Luna. Also, was kann ich für dich tun?«

»Ich möchte, dass du dem Omega im Moonshire Rudel heimlich hilfst und ihn beschützt, bis sein Gefährte eintrifft«, erklärte ich ihm ernst und er schluckte.

»Darf ich fragen warum?« kam es zögernd von ihm und ich nickte.

»Er hat mir aus einer Bärenfalle geholfen. Obwohl ich mich selbst hätte befreien können, tat ich es nicht. Ich spürte die Anwesenheit eines Omegas in meiner Nähe und wollte seine Reaktion sehen. Er hat ein gutes Herz, aber er ist auch fast gebrochen und deshalb sehr misstrauisch«, erklärte ich und sah meinen Diener traurig an.

Auch mein Diener sah traurig zu Boden und ich wusste, dass er meiner Bitte ohne Zögern nachkommen würde. Er war selbst ein Omega, aber nicht irgendeiner. Er war der erste, der damals geboren wurde.

»Ich werde es tun, aber wäre es möglich, meine Gestalt so zu verändern, dass es niemand merkt?«, fragte er mich und ich überlegte.

»Ja, das wäre möglich, aber dann müsste ich dich in ein Tier verwandeln. Ich glaube, eine Katze oder ein Hund wäre am besten. Das würde am wenigsten auffallen.«

»Dann würde ich eher den Hund bevorzugen, der kommt einem Wolf schon näher.« grinste er verschmitzt und ich nickte.

»Einverstanden, und ich werde mich um seinen Gefährten kümmern. Außerdem sorge ich dafür, dass du ihm etwas zu essen bringst«, erklärte ich und sah ihn erwartungsvoll an.

»Das wird nicht so schwer sein, aber wenn ich fragen darf: Wie willst du ihm seinen Mate bringen und wer ist es überhaupt?«, fragte er mich und ich beschloss, ihm wenigstens etwas zu verraten.

»Eigentlich verrate ich so etwas nicht, aber für dich mache ich eine Ausnahme. Sein Gefährte wird der zukünftige Alpha des Candro Rudels sein. Aber so wie die Dinge jetzt stehen, wird das nie passieren. Außerdem habe ich das Candro Rudel schon oft beobachtet und es ist ziemlich lustig und offen«, verriet ich und mein Diener schaute mich überrascht an.

»Aber... Aber... Warum?« stotterte er und ich lachte.

»Sag nichts mehr. Mach dich bitte an die Arbeit. Um den Rest kümmere ich mich. Nur wir beide wissen, was hier vor sich geht«, erklärte ich, und mein Diener nickte.

Dann kniete er sich nieder, und ich streckte ihm meine rechte Hand über den Kopf. Ich sprach einen alten Spruch, und ein paar Sekunden später sah mich mein Diener an als ein schwarz-weißer Husky mit blauen Augen. Ich nickte ihm zu und er verschwand.

Ich wusste, dass er seine Aufgabe erfüllen würde. So ging ich zum Candro Rudel und wartete, bis es dunkel wurde und alle tief und fest schliefen. Ohne Probleme ging ich zum aktuellen Alpha und seiner Luna. Ich konnte in den Gedanken des Alphas sehen, dass er in einer Woche ein Treffen mit dem Moonshire Rudel haben würde. Für mich passte das perfekt in den Plan. Ich änderte die Gedanken des Alphas so, dass sie ihren Sohn mitnehmen würden. Auch wenn er nicht freiwillig mitkäme, würde er es tun, wenn nötig unter Zwang. Ich kann bei diesem Spaß zwar nicht dabei sein, aber was soll's. Eine Mondgöttin hat schließlich genug zu tun. Außerdem hatte ich damit erst einmal genug in das Schicksal eingegriffen. Als alles vorbei war, verschwand ich in mein Reich und ließ dem Schicksal von nun an seinen Lauf. Aber ich wusste, dass dies nicht mein letzter Besuch bei meinen Kindern sein würde. Spätestens wenn die Zeit gekommen war, würde ich meine Kinder wieder besuchen.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt