Das Alphatreffen

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Henry Pov (Alpha des Candro Rudels)

Wir hatten gerade mit dem Auto die Grenze zum Moonshire Rudel überquert und ich muss zugeben, es war eine anstrengende Fahrt. Auch meine Frau und Gefährtin Laurin ist froh, dass wir bald da sind. Als Wölfe zu reisen war um ein Vielfaches schneller und bequemer als mit dem Auto. Aber eine so lange Reise auf vier Pfoten wollten wir Aaron nicht zumuten. Ich warf einen kurzen Blick durch den Rückspiegel zu meinem Sohn und Nachfolger. Aaron schlief mit dem Kopf auf der Schulter meines besten Freundes und Betas. Sven mochte Aaron sehr und achtete darauf, dass er nicht so viel Unsinn machte, auch wenn er das nie direkt zugab. Ja, manchmal wollte mein Sohn lieber ein Kind sein, und ich ließ ihn, zumindest wenn es die Zeit erlaubte.

»Sollten wir Aaron nicht langsam wecken?«, fragte mich Sven leise und ich überlegte.

»Ja, dann wird er vielleicht etwas klarer. Du weißt ja, wie mürrisch er manchmal sein kann«, antwortete ich und meine Frau kicherte.

»Das hat er sicher von seinem Vater«, meinte sie spitz und gab mir einen kurzen Kuss.

»Das stimmt nicht.« grinste ich und konzentrierte mich wieder auf die Straße.

Ich musste zugeben, dass die Gegend hier wunderschön war. Sie bestand hauptsächlich aus weiten Wäldern und Wiesen. Für einen Wolf war das ideal. Doch je weiter wir fuhren, desto mehr nahm die Natur ab und die ersten Häuser tauchten auf. Einige Bewohner waren draußen und schauten uns neugierig, andere misstrauisch an. Man merkte sofort, dass es sich um Mitglieder des örtlichen Rudels handelte.

»Ich bin gespannt, wie der Alpha des Rudels und seine Frau sind.« antwortete meine Frau neutral, aber ich hörte eine gewisse Besorgnis heraus.

»Das werden wir bald sehen, mein Schatz. Ich bin mir sicher, dass du dich mit der Luna des Rudels gut verstehen wirst. Es kommt selten vor, dass du jemanden nicht magst. Du bist der warmherzigste Mensch auf der Welt, den ich kenne«, antwortete ich und schenkte ihr ein verliebtes Lächeln, bevor wir schweigend unseren Weg fortsetzten.

Laurin Pov (Luna des Candro Rudels)

Schweigend saß ich im Auto und hing meinen Gedanken nach. Eigentlich war ich gutmütig und machte mir keine großen Sorgen, aber kurz nachdem wir die Rudelgrenze überquert hatten, regte sich meine Wölfin Samira in mir. Sie war wachsam, als würde sie jeden Moment angegriffen werden, und das beunruhigte mich ein wenig. Denn seit dem Verlust unseres zweiten Kindes hatte ich keine Kinder mehr bekommen. Der Verlust damals war hart für mich und meine Familie gewesen, und auch Samira hatte darunter gelitten. Sie hatte sich sogar so weit zurückgezogen, dass sie sich nur noch selten zeigte. Aber wenn sie sich freiwillig bewegte, war das sehr selten und hatte meistens etwas zu bedeuten. Also beschloss ich, vorerst unvoreingenommen zu sein, aber trotzdem alles zu beobachten.

»Wir sind da, Schatz«, sagte mein Mann und ich nickte ihm zu.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich so in Gedanken war, also stieg ich auch aus. Aaron und Sven waren auch schon ausgestiegen und betrachteten neugierig das Haus vor uns. Es war groß und im Südstaaten-Stil gebaut. Für meinen Geschmack war es allerdings etwas zu groß und wirkte dadurch irgendwie protzig. Wahrscheinlich war es das Alphahaus und ich musste zugeben, dass sich meine Begeisterung in Grenzen hielt. Aber ich setzte mein bestes Lächeln auf, um niemandem zu zeigen, dass ich leicht verstimmt war. Ich betrachtete auch die drei Personen, die in diesem Moment auf uns zukamen und bei denen es sich um den Alpha und seine Familie handeln musste. Er hatte eine Glatze und mehrere Narben im Gesicht. Wenn er lächelte, konnte man seine gelben Zähne sehen, die auch noch schief standen, und seine Haare sahen ziemlich fettig aus.

›Hoffentlich hat er keinen Mundgeruch und hat er schon mal was von einem Kieferchirurgen gehört‹, fing Samira an, aber ich ignorierte sie.

Dann sah ich den Jungen an, der ungefähr so alt war wie mein Sohn. Er war normal, schaute mich aber eher gelangweilt und herablassend an.

›Dieser Dreikäsehoch hat keine Manieren. Ich würde ihm am liebsten gleich welche beibringen‹, knurrte Samira und ich stöhnte innerlich auf. Das konnte ja was werden.

Zu guter Letzt betrachtete ich die Luna des Rudels und innerlich traf mich der Schlag. Sie war das absolute Modepüppchen. Blonde Haare, Airbags in den Glocken, 5 kg Schminke im Gesicht und Kleider, die weniger Stoff hatten als eine von Aarons Boxershorts. Dazu Schuhe mit 10 cm hohen Absätzen.

›Diese Luna kann man komplett in die Tonne treten. Was ist denn das für eine? Kann die sich nicht mal was Anständiges zum Anziehen leisten?‹, kommentierte Samira, und diesmal musste ich ihr sogar zustimmen. Ich konnte sie jetzt schon nicht mehr ausstehen.

Ein kurzer Blick zu den anderen zeigte mir das gleiche Bild. Aaron war nicht begeistert und wäre lieber woanders gewesen. Sven fand die Umgebung spannender als die drei vor uns, und mein Mann bereute seine Entscheidung wohl schon jetzt. Aber die Pflichten eines Alphas stehen über persönlichen Meinungen und so mussten wir uns wohl oder übel mit dem Rudel arrangieren. Als sie bei uns waren, nickte uns der Alpha des Moonshire Rudels höflich zu.

»Willkommen im Moonshire Rudel. Fühlt euch wie zu Hause. Mein Name ist Sobon Alpha vom Moonshire Rudel. Das ist mein Sohn und Nachfolger Kai und zu guter Letzt meine bezaubernde Gefährtin und Luna des Rudels Kathrina«, sagte er und innerlich erschoss ich mich gerade endgültig. Sogar Samira kotzte schon wie eine Katze.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt