Hunger

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Devin Pov

Noch leicht verschlafen erwachte ich an meinem Schlafplatz. Ich gähnte kurz und rieb mir die müden Augen, bevor ich aufstand und zum nahe gelegenen Bach ging, um mich frisch zu machen. Wenigstens das konnte ich als kleinen Luxus betrachten, auch wenn das Wasser kalt war.

Als ich meine Morgenroutine beendet hatte, machte ich mich auf den Weg in den Wald, um vielleicht etwas zu essen zu finden. Ich wusste, dass ich als Omega nichts zu erwarten hatte.

Als ich im Wald ankam, beschloss ich, Mika die Kontrolle zu überlassen. Ihr fragt euch bestimmt, wer Mika ist. Mika ist mein innerer Wolf, der mich immer unterstützt und mir Mut macht.

Als die Verwandlung begann, spürte ich, wie sich meine Knochen neu zusammensetzten und am ganzen Körper Fell wuchs. Nach ein paar Minuten war ich endlich verwandelt und streifte als sandfarbener Wolf durch die Gegend. Mika übernahm selbstbewusst die Führung und schon nach wenigen Minuten roch ich ein Kaninchen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich hoffte, dass wir Glück hatten, denn leider war auch mein Wolf geschwächt und wir brauchten dringend etwas zu beißen.

Also schlich sich Mika an. Doch gerade als ich zum Sprung ansetzen wollte, hüpfte der Hase davon. Frustriert, dass meine potentielle Beute weg war, setzte ich mich auf den nassen Waldboden, denn zum Weiterjagen fehlte mir die Kraft.

›Mika, ich habe keine Lust mehr auf dieses Leben‹, hauchte ich meinem inneren Wolf zu und hoffte, dass er mir zustimmen würde.

›Bitte gib nicht auf, Devin. Du bist so stark. Du darfst nicht aufgeben. Ich bin mir sicher, dass es uns eines Tages besser gehen wird‹, versuchte Mika mich zu überzeugen und ich verdrehte nur die Augen.

›Nicht aufgeben. Nicht aufgeben. Das sagst du mir jedes Mal. Langsam habe ich dieses Leben satt. Keiner interessiert sich für uns‹, schimpfte ich und blieb dabei.

Mika versuchte mich zu überzeugen, aber ich schaltete einfach ab. So positiv wie Mika konnte ich nicht denken. Das merkte er wohl und zog sich beleidigt zurück. Ich hoffte, ihn nicht gekränkt oder gar verletzt zu haben, denn er war meine einzige Stütze.

Nach einiger Zeit roch ich einen seltsamen Geruch, aber als ich mich darauf konzentrierte, merkte ich, dass es Blut war. Offenbar hatte sich ein Tier verletzt. Mit dem Gedanken, dass es noch Beute geben könnte, folgte ich der Fährte und ignorierte meine Deckung.

Nach einer Weile kam ich auf eine Lichtung und dort lag eine ältere Wölfin in einer Bärenfalle. Vom Geruch her war sie stärker als ich und ich betrachtete sie kritisch. Ich überlegte, ob ich ihr helfen oder einfach den Korb mit den Leckereien nehmen sollte, der neben ihr stand. Aber ich wollte nicht so sein wie die anderen aus meinem Rudel, die mich verstoßen haben. Außerdem sah sie mich mit einem bittenden Ausdruck an, obwohl sie wusste, was ich war und es wahrscheinlich selbst als Schande empfand.

Ich beschloss, meine menschliche Gestalt wieder anzunehmen, und als ich mich ihr vorsichtig näherte, knurrte sie mich an. Ich wusste, dass sie nicht wollte, dass ich mich ihr näherte. Aber ich hatte mich entschieden.

»Hör auf zu knurren. Ich bin genauso wenig begeistert wie du, jemandem zu helfen, dem ich egal bin. Ich habe zwar überlegt, den Korb mit dem Essen zu stehlen und dich hier liegen zu lassen, aber dann wäre ich nicht besser als ihr anderen. Also werde ich dich da rausholen und dann trennen sich unsere Wege wieder«, machte ich ihr klar und schaute auf die Bärenfalle.

Sie verstand wohl und sah mich ruhig an. Währenddessen überlegte ich, was stabil genug war, um die Falle zu öffnen. Mit meinen Händen würde ich mich nur verletzen. Ich kam auf die Idee, einen dicken Stock zu nehmen, und machte mich auf die Suche. Als ich einen passablen Stock gefunden hatte, der mir stabil genug erschien, nahm ich ihn und steckte ihn in die Bärenfalle.

»Sobald ich die Falle weit genug geöffnet habe, ziehst du deine Pfote heraus«, wies ich sie an und sie nickte mir zu.

Mit letzter Kraft versuchte ich, die Bärenfalle aufzuhebeln. Es war sehr anstrengend und mein Körper zitterte bereits, aber ich schaffte es und die Wölfin zog ihre Pfote heraus.

Erschöpft sprang ich zurück und ließ mich auf den Boden fallen. Ich merkte deutlich, dass ich schon eine Weile nichts mehr gegessen hatte und mein Magen knurrte.

Plötzlich wurde ich von der Seite angestoßen und als ich mich umdrehte, stand da die Wölfin mit ihrem Korb. Sie zeigte mit ihrer Schnauze auf den Korb und dann auf mich.

»Für mich?«, fragte ich ungläubig, und die Wölfin nickte, bevor sie im Wald verschwand.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt