Kennenlernen

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Sven Pov (Beta des Candro Rudel)

Nachdem wir die Alphafamilie des anderen Rudels kennengelernt hatten, bereute ich meine Entscheidung, meinen Sohn Jason nicht mitgenommen zu haben. Dann hätte Aaron wenigstens bessere Gesellschaft gehabt. Ich mochte diese Alphafamilie nicht. Sie passten für mich nicht zu uns. Sogar mein bester Freund und Alpha Henry sah das genauso. Aber wegzugehen wäre unhöflich gewesen. Das hätte nur zu einem Krieg zwischen den beiden Rudeln geführt. Nun, wir konnten die Situation nicht mehr ändern, also machten wir das Beste daraus. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Henry das Wort ergriff.

»Alpha Sobon, vielen Dank für die Einladung. Darf ich mich kurz vorstellen? Mein Name ist Henry Henderson, Alpha des Candro Rudels. Zu meiner Linken steht meine bezaubernde Gefährtin und Luna des Candro Rudels, Laurin Henderson. Dann haben wir unseren Sohn Aaron und zum Schluss meinen Beta Sven McNeil«, stellte er uns vor und reichte ihm die Hand, obwohl ich merkte, dass er sich unwohl fühlte. Das war ein deutliches Zeichen für Henrys Misstrauen gegenüber diesem Alpha, aber er überspielte es gekonnt.

Aaron Pov

Nachdem Dad uns vorgestellt hatte, gingen wir mit dem anderen Alpha und seiner Familie zu ihm ins Haus. Ich mochte ihn und seinen Sohn gar nicht. Er hatte etwas Unheimliches an sich. Ich fand, er sah aus wie eine Art Boogey Man. Aber ich hielt lieber den Mund, sonst würde Mom mir das Fell über die Ohren ziehen.

›Schon gut, Schatz. Ich kann dich verstehen. Ich kann ihn auch nicht leiden‹, sagte Mom zu mir, und ich sah sie kurz an. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen und zwinkerte mir zu, als sie mich bemerkte.

›Danke, Mom. Wie lange werden wir wohl hier bleiben?‹ fragte ich in Gedanken.

›Hoffentlich nicht allzu lange. Selbst dein Vater bereut diese Reise schon‹, verriet mir Mom und ich musste mir ein Lachen verkneifen.

Langsam folgten wir den anderen, und als wir drinnen ankamen, verdrehte ich nur noch die Augen. Ich fand das Haus schon etwas überdimensioniert, aber drinnen war es noch schlimmer. Prunk und Protz bis zum Abwinken, denn allein im Flur erwartete uns ein riesiger Kronleuchter mit goldenen Verzierungen. Ich ließ meinen Blick schweifen und tat so, als wäre ich beeindruckt. Dieses Bild von Prunk und Protz setzte sich sogar im angrenzenden Wohnzimmer und in der Küche fort.

›Igitt, wie kann man nur so leben. Das geht doch gar nicht. Bei uns ist es doch viel gemütlicher‹, beschwerte sich Knight und schüttelte sich demonstrativ.

›Ich weiß ... ich bin auch froh, wenn wir wieder weg sind. Zu Hause ist es immer noch am schönsten und so möchte ich später auch nicht leben‹, verriet ich Knight in Gedanken und er stimmte mir zu.

Nein, mir gefiel unser Leben in einem gemütlichen Heim besser, und so wollte ich auch später mit meinem Mate leben. Trotzdem folgte ich ihnen ins Esszimmer, wo wir platznahmen. Kurze Zeit später wurden uns Tee, Kaffee und Kekse gebracht. Obwohl ich lieber eine Cola gehabt hätte, machte ich gute Miene zum bösen Spiel und trank den Tee.

Sobon Pov (Alpha des Moonshire Rudel)

Nun saß ich hier mit meinen Gästen und klopfte mir innerlich auf die Schulter. Sie wussten nicht einmal, warum ich Sie wirklich eingeladen hatte. Sie dachten, ich wolle Koalitionsverhandlungen für den Frieden führen. Aber das war nicht der Fall, denn ich verstand es meisterhaft, meine Vorteile zu nutzen, und niemand würde es je herausfinden. Außerdem sicherte ich mir die Loyalität des Rudels mit harter Hand und Gewalt. Nur wusste niemand etwas davon. Wer auch nur versuchte, aus dem Rudel auszubrechen, wurde von mir getötet. Aber das war mein kleines Geheimnis, und bald wird es auch mein Sohn erfahren, wenn er seine Aufgabe mit Bravour meistert. Nach meinem aufmunternden, keineswegs egoistischen Lob an mich selbst wandte ich mich an meine Gäste.

»Nun, sobald ihr eure Getränke zu euch genommen habt, wird euch meine Gattin die Gästezimmer zeigen. Dort könnt ihr euch ein wenig von der langen Reise erholen, und heute Abend werde ich euch durch mein Territorium führen. Wenn Sie nichts dagegen haben, Alpha Henry, würde ich vorschlagen, dass wir morgen mit den Verhandlungen beginnen. Die Kinder müssen nicht dabei sein. Ich bin sicher, Ihr Sohn würde lieber meinen Sohn kennen lernen«, sagte ich zum Alpha des Candro Rudels und zwinkerte dem jungen Alpha zu. Bei den Verhandlungen konnte ich das Kind sowieso nicht gebrauchen und außerdem passte es nicht zu meinem Plan.

Henry Pov

Ich dachte an die Worte des Alphas. Auch wenn sie mir und meinem Wolf Jaron nicht gefielen, stimmte ich zu. Eigentlich wäre es besser gewesen, wenn die jungen Alphas so früh wie möglich ihre ersten Erfahrungen mit Rudelsitzungen gemacht hätten. Denn nur so konnte man daraus lernen und später ein gerechter Rudelführer werden. Nachdem wir ausgetrunken hatten, führte uns Alpha Sobons Frau in den ersten Stock, wo sie uns die Gästezimmer zeigte. Ich bekam mit meiner Frau ein eigenes Zimmer, während sie Aaron mit Sven in ein anderes Zimmer steckte. Einerseits war ich froh, denn so hatte Aaron eine vertraute Person bei sich. Andererseits hätte ich ihr am liebsten den Kopf abgerissen, denn das war mehr als respektlos. Seufzend stellte ich unsere Sachen, die noch im Eingangsbereich standen, auf den Boden und drehte mich zu meiner Frau um.

›Das werden harte Verhandlungen‹, verriet ich meiner Lebensgefährtin und sie nahm mich in den Arm.

›Ich weiß, Schatz. Und wenn ich ehrlich bin, bereue ich es, hierher gekommen zu sein, denn mit diesem Rudel stimmt etwas nicht. Das sagt mir nicht nur mein Instinkt. Außerdem ist Samira äußerst wachsam.‹ sagt mir meine wunderbare Begleiterin und ich vergrabe meine Nase in ihrem Nacken.

Mein Gott, wenn sogar Samira vorsichtig war, dann sollte ich besser aufpassen. Nicht nur auf meine Familie, sondern auch auf mein Rudel. Denn in diesem Fall konnte ich meiner Gefährtin und Ihrer Wölfin blind vertrauen.

›Meinst du, ich sollte zur Sicherheit noch ein paar unserer besten Kämpfer hierher beordern?‹, fragte ich sie und sah, wie sie überlegte.

›Ja, aber nur zur Sicherheit. Und es wäre besser, wenn Sie sich erst einmal auf neutralem Gebiet im Hintergrund halten. Wenn etwas passiert, können wir Sie immer noch rufen und kommen lassen‹, erklärte meine Frau und ich nickte stumm.

Dann kontaktierte ich Thomas, den Anführer meiner Kämpfer, und bat ihn, einige unserer Kämpfer zur Sicherheit zu schicken. Er fragte auch nach dem Grund und nach einer kurzen Erklärung entschied er sich, seine besten Kämpfer zu schicken und meinen TIC Chris zu informieren, den ich mit der Sicherheit des Rudels beauftragt hatte. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ich wusste, dass mein TIC Chris während meiner Abwesenheit alles im Griff hatte. Sonst hätte ich Sven nicht mitgenommen, was vielleicht sogar gut war.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt