Suche nach dem Gegenmittel

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Henry Pov

Seit vier Stunden rannten wir nun ununterbrochen durch das trostlose Rudelgebiet in Richtung der westlichen Berge. Ich hatte Devin auf mir sitzen lassen. Obwohl er sich an meinem Fell festklammerte, liefen wir zügig, aber vorsichtig. Da Alpha John sein Revier am besten kannte, lief er voraus und ich hinter ihm. Begleitet wurden wir von unseren Betas und einigen Kriegern aus Alpha Johns Rudel. Als wir an einen Fluss kamen, verwandelte sich Alpha John zurück und kam auf mich zu. In der Zwischenzeit legte ich mich auf den Boden und wartete darauf, dass Alpha John Devin von mir nahm. Nachdem auch Devin sicher auf dem Boden stand, leckte ich ihm einmal über das Gesicht, bevor ich mich ebenfalls zurück verwandelte. Die anderen taten es mir gleich.

»Wir sind jetzt am Ziel, Devin. Willst du zu Fuß suchen oder lieber als Wolf? Du kannst dich hier frei bewegen, aber bitte nur in Begleitung von einem von uns. Ich möchte nämlich nicht, dass dir etwas passiert«, erklärte John ruhig und sah Devin aufmunternd an.

»Ich ... ich würde gerne als Wolf laufen. Mika würde sich bestimmt freuen, wenn er auch mal laufen dürfte«, erklärte Devin vorsichtig und John nickte ihm zu.

»Wer soll dich denn begleiten?« wollte er von Devin wissen und Devin sah mich an.

»Soll ich dich begleiten?« erkundigte ich mich vorsichtshalber und wartete auf Devins Antwort.

»Nur wenn es Ihnen nichts ausmacht, Alpha Henry. Auch wenn ich Sie nicht richtig einschätzen kann, waren Sie bisher sehr nett zu mir, und Mika hat das Bedürfnis, die Nähe und Akzeptanz eines Alphas zu spüren. Dieses Bedürfnis hatte ich bei meinem alten Rudel nie«, erklärte Devin vorsichtig und ich nickte.

»Wenn es für dich in Ordnung ist, würde ich mich auch verwandeln. Du brauchst keine Angst vor Jaron zu haben, er wird dir nichts tun. Er will dich nur beschützen und wird deinen Freiraum akzeptieren«, erklärte ich und Devin nickte.

Dann fing er an, sich zu verwandeln. Er hatte Angst, sich vor uns zu verwandeln, aber aus Respekt schauten die Krieger weg. Als ein sandfarbener Wolf vor uns stand, sah er uns mit eingezogenem Schwanz und angelegten Ohren an. Er versuchte sogar, sich so klein wie möglich zu machen. Mir wurde ganz anders, denn so eine Unterwürfigkeit hatte ich noch nie gesehen. Aber ich beschloss, Jaron jetzt das Feld zu überlassen, und setzte meine Verwandlung wieder in Gang.

Jaron Pov

Kaum hatte ich mich verwandelt und die Führung übernommen, schüttelte ich einmal mein Fell. Dann schaute ich zu den kleinen Welpen hinüber, legte mich hin und wedelte mit dem Schwanz. Damit wollte ich ihm zeigen, dass er das Tempo bestimmen kann und ich nur zu ihm komme, wenn er es will. In dem Moment war es mir egal, dass ich vielleicht blöd aussehen würde. Bei anderen Wölfen wäre ich nicht so geduldig gewesen, aber Devin war als Wolf vor mir ein anderer Fall. Er hatte die Akzeptanz eines Alphas nie kennen gelernt und ich musste es ihm erst beibringen. Nach einer Weile kam er langsam auf mich zu und ich hob neugierig den Kopf. Ein Blick zu den anderen zeigte mir, dass sie sich zurückhielten und geduldig warteten. Als Devins Wolf Mika vor mir stand, schnupperte er kurz und ich leckte ihm über die Schnauze.

Vorsichtig erhob ich mich und trat einen Schritt vor. Devins Wolf war zwar ängstlich, ließ mich aber zum Glück gewähren. Trotzdem achtete ich auf jede seiner Bewegungen. Langsam ging ich um ihn herum und berührte ihn dabei. Bei uns war das ein Zeichen von Akzeptanz und Zugehörigkeit. Für fremde Wölfe hingegen war es ein Zeichen, dass er zu einem Rudel gehörte und unter dem besonderen Schutz eines Alphas stand. Denn Alphas markieren in der Regel nur ihre engsten Familienmitglieder mit ihrem Geruch.

Mika Pov

Ich war erstaunt, dass Alpha Henry mir auf diese Weise seine Akzeptanz zeigte. Ich wusste zwar, dass Wölfe ihre Zuneigung durch Berührungen zeigen, aber so etwas hatte ich noch nie erlebt. Als Alpha Henrys Wolf mich umkreiste und berührte, konnte ich nicht anders, als mich an ihn zu lehnen. Zum Schluss leckte er mir noch einmal freudig über die Schnauze und sah mich an. Ich wusste, was er mir damit sagen wollte. Nämlich, dass ich die Führung übernehmen sollte.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt