Die Begegnung - Teil 1

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Devin Pov

Wie betäubt stand ich da und starrte Kai an. Damon hatte ihn regelrecht niedergetrampelt. Er lag nur noch leise wimmernd auf dem Boden, aber ich konnte kein Mitleid mit ihm empfinden. Das Schlimmste für mich war aber meine Verletzung am Arm. Sie würde zwar keine Narben hinterlassen, aber sie brannte höllisch. Plötzlich spürte ich einen leichten Ruck und als ich nach unten sah, stand Damon vor mir und sah mich besorgt an, was mich bei ihm mittlerweile nicht mehr wunderte.

»Lass uns von hier verschwinden.« hauchte ich erschöpft und drehte mich einfach um. Ich wollte einfach nur zurück in diese Höhle.

Beim Laufen hielt ich mir den verletzten Arm und bei jedem Schritt spürte ich den stechenden Schmerz. Sobald ich in der Höhle war, würde ich mich verwandeln. Dann würde die Wunde besser verheilen, aber ich würde niemandem vertrauen, der es nicht verdient hätte. Endlich in der Höhle angekommen, legte ich mich auf den Boden und beschloss, Mika die Führung zu überlassen. Kaum hatte ich mich verwandelt, schlief ich vor Erschöpfung ein.

Aaron Pov

Ich saß in meinem Zimmer und las ein Buch, als ich hörte, wie der Sohn des anderen Alphas mich und meine Familie beleidigte. Am liebsten wäre ich rausgestürmt und hätte ihm die Fresse poliert. Aber ich unterdrückte meine aufsteigende Wut.

Doch mein innerer Wolf Knight war anderer Meinung. Knight wollte ihn und alles, was ihm im Weg stand, in Stücke reißen. Auf der einen Seite konnte ich ihn auch verstehen und so blickte ich sehnsüchtig aus dem Fenster in den Wald. Da kam mir eine geniale Idee, wie ich ihn ablenken könnte, und so ging ich zum Fenster und öffnete es. Obwohl ich mich im ersten Stock befand, stand davor ein großer Baum, den ich für mein Vorhaben benutzen konnte. Nachdem ich vorsichtshalber noch einmal gelauscht hatte und sicher war, dass niemand hochkommen würde, sprang ich auf den nächsten erreichbaren Ast. Dort hängend zog ich mich an dem Ast hoch und krabbelte zum Baumstamm. Dann kletterte ich den Baumstamm hinunter und als ich unten war, rannte ich in den Wald. Als ich im Wald war, schaute ich kurz nach oben und musste ein bisschen lächeln. Endlich konnte ich wieder Spaß haben. Also verwandelte ich mich und überließ Knight die Kontrolle.

Sven Pov

Seit drei Tagen mussten wir uns mit dem Alpha des Moonshire Rudels herumschlagen. Jetzt saß ich wieder einmal mit Henry im Büro des Alphas vom Moonshire Rudel und hörte mir zum gefühlten hundertsten Mal die gleichen Bedingungen an. Innerlich verdrehte ich nur die Augen.

»Alpha Henry, ich finde, wir sollten ein Bündnis eingehen. Dann könnten wir uns im Falle eines Angriffs gegenseitig unterstützen. Meine Wächter haben schon viele Kämpfe ausgefochten und gewonnen. Diese Erfahrung wäre hilfreich, vor allem, wenn zwei starke Rudel sich verbünden. Außerdem könnten unsere Kinder diese Allianz eines Tages weiterführen«, erklärte Alpha Sobon selbstbewusst.

Vorsichtig blickte ich meinen besten Freund an, und er schien nachzudenken. Ich merkte, dass ihm die Aussage des anderen Alphas nicht gefiel und wusste, dass er sie gleich diplomatisch zurückweisen würde. Der Grund dafür war nicht nur die immer gleiche Aussage des Alphas, sondern auch die unverschämte Aussage des Sohnes des Alphas.

»Alpha Sobon, ich fühle mich durch Ihr Angebot geehrt.« begann mein bester Freund und Alpha Sobon begann zu grinsen. Aber Henry fuhr unbeirrt fort: »Aber ich glaube, dass es nicht nur auf Stärke ankommt. Unser Ziel ist es, Bündnisse mit anderen Rudeln zu schließen, die auf Vertrauen basieren. Aber Sie sehen nur Ihre Stärke und Disziplin, um zusammenzuarbeiten. Das ist nicht unser Ziel.«

Alpha Sobon gefiel die Antwort nicht und er sah aus, als hätte er in zehn saure Zitronen gleichzeitig gebissen, die er noch im Mund hatte.

»Alpha Sobon, wie wäre es, wenn wir alle eine Pause machen würden? Wir sitzen hier schon seit Stunden und diskutieren. Vielleicht finden wir danach einen Kompromiss.« schlug ich vor und Alpha Sobon stimmte zu. Müde erhob ich mich von meinem Stuhl und folgte meinem besten Freund nach draußen.

Als wir auf dem Gang waren, ging Alpha Sobon sofort runter und Laurin kam hoch. Sie nahm Henry sofort in den Arm und streichelte ihm beruhigend über den Rücken.

»Ich sehe mal nach Aaron«, wandte ich mich an die beiden und Henry nickte dankbar. Er wusste, dass Aaron fuchsteufelswild werden konnte, wenn uns jemand beleidigte.

Sofort machte ich mich auf den Weg zu Aaron, und als ich an unserem Zimmer ankam, klopfte ich sicherheitshalber an. Nachdem ich angeklopft hatte, öffnete ich die Tür und ging hinein. Als ich eintrat, begann ich »Aar-« zu sagen, merkte aber schnell, dass er nicht im Zimmer war. Stattdessen war das Fenster offen und ich ahnte, wo er hin war. Fluchend drehte ich mich um und lief schnell zurück.

»Aaron ist weg«, sagte ich schnell und Henry und Laurin sahen mich entsetzt an. Sie wussten beide, dass wir jetzt ein ernsthaftes Problem hatten, denn die anderen Alphas sahen es nicht gerne, wenn sich Fremde alleine in ihrem Revier bewegten. Meistens wurden diese sogar getötet, mit Glück nur verjagt. Wir liefen sofort hinunter und fanden Alpha Sobon mit seiner Frau.

»Alpha Sobon, unser Sohn Aaron, ist alleine rausgegangen und wahrscheinlich in den Wald gelaufen. Wir würden ihn gerne suchen«, begann Henry sofort und Alpha Sobon sah uns schockiert an.

Sobon Pov

Ich war schon frustriert genug von diesen Verhandlungen. Nicht nur, dass mein Plan über den Haufen geworfen wurde. Nein, zu allem Überfluss musste sich auch noch dieser Bengel aus dem Staub machen und befand sich nun im Wald. Von meinen Wachen wusste ich, dass sich der Omega im Wald versteckt hielt. Das war die absolute Katastrophe. Fieberhaft überlegte ich, wie ich die Sache wieder in Ordnung bringen könnte. Wenn ich Ihnen verbieten würde, den Jungen zu suchen, könnten Sie Verdacht schöpfen. Würde ich es erlauben, hätte ich eine Basis, um die Verhandlungen zu meinen Gunsten zu entscheiden. Alpha Henry vom Rudel Candro und seine Frau müssten mir dann entgegenkommen. Zumindest in diesem Punkt war der Bengel hilfreich. Mit einem gespielt beruhigenden Lächeln sah ich die Mitglieder des Candro Rudels an.

»Wenn ihr erlaubt, würden wir euch gerne bei der Suche helfen. Ich werde sofort ein paar Wächter rufen lassen«, meinte ich ruhig, während Luna Laurin vom Candro Rudel ihren Mann ansah. Beide nickten.

»Wäre es möglich, dass ich noch ein paar meiner Wächter hole? Sie waren bei einem anderen Rudel zu Besuch und sind in unserer Nähe. Je mehr wir sind, desto schneller könnten wir unseren Sohn finden«, fragte mich Alpha Henry und ich stimmte widerwillig zu.

So war er wohl gerade dabei, über Mindlink mit einigen seiner Wächter zu sprechen, und nach ein paar Sekunden nickte er mir zu. Ich persönlich hielt nichts von dieser Kommunikation und duldete sie auch nicht in meinem Rudel. Nachdem dies geklärt war, warteten wir auf die Wächter des Candro Rudels. Diese kamen Gott sei Dank schnell. Je mehr Zeit verging, desto größer wurde die Gefahr, dass der Bengel vom Candro Rudel diesen Omega im Wald sah und damit meinen Plan gefährdete. Das musste ich verhindern. Doch meine Gedanken wurden durch das plötzliche Zuschlagen der Tür und hektische Schritte unterbrochen. Wütend schaute ich hin und entdeckte einen der Freunde meines Sohnes.

»Alpha Sobon, bitte entschuldigt die Störung. Wir wurden beim Spielen von einem aggressiven Hund angegriffen und Kai wurde schwer verletzt. Justin ist bei ihm«, teilte mir einer seiner Freunde mit und ich knurrte wütend. Das war bestimmt der Köter von vor ein paar Tagen.

Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt