Sven Pov
Schockiert und fassungslos starrten wir auf den Wolf vor uns. Mir war auf den ersten Blick klar, dass er noch ein Welpe war, denn er war noch kleiner als Aaron in seiner Wolfsgestalt. Ich fragte mich, was er hier zu suchen hatte. Hatte er vielleicht seine Eltern verloren?
Aber meine größte Sorge war, dass der Wolf Angst vor uns hatte. Das erkannte ich an seinem Verhalten, obwohl er versuchte, uns zu vertreiben. Ich konnte sein Verhalten sogar verstehen. Für ihn waren wir Fremde und wahrscheinlich sah er in uns eine Gefahr. Um den Kleinen keinen Vorwand zu geben, mich zu beißen, schielte ich vorsichtig zu Aaron. Als ich bemerkte, dass er aus seiner Starre erwachte, hielt ich ihn sicherheitshalber an der Schulter fest. Er sah mich fragend an, denn er wollte schon auf den Wolf zustürmen.
»Nicht Aaron. Der Kleine hat Angst vor uns. Lass mich das machen, auch wenn du dich gerne um andere kümmerst«, bat ich ihn mit ruhiger Stimme und er nickte widerwillig.
Vorsichtig hob ich meine Hände und ging in die Knie, um auf Augenhöhe mit dem Wolf zu sein. Auch mein Wolf Regon blieb ruhig, obwohl er selbst von der Situation geschockt war. Allein dafür war ich ihm in diesem Moment dankbar. Normalerweise hätte er sich sofort auf den Welpen gestürzt, nur um ihn zu beschützen.
»Bitte hab keine Angst, mein Kleiner. Wir tun dir nichts«, versuchte ich so sanft wie möglich zu erklären, doch er knurrte uns weiter an.
›Verdammt Regon, das wird schwieriger als ich dachte‹, sagte ich zu meinem inneren Wolf.
›Du hast recht. Verdammt, wie kann man einen Wolf, der noch ein Welpe ist, hier draußen lassen? Hat er keine Familie? Und warum kümmert sich dieses Rudel nicht um ihn?‹ fluchte er laut.
›Ich weiß es nicht, aber vielleicht finden wir es heraus. Aber der Kleine riecht so komisch. Er weckt in mir das Bedürfnis, ihn noch mehr beschützen zu wollen, was ich merkwürdig finde. Ich habe noch nie so einen Beschützerinstinkt verspürt wie bei dem Welpen vor uns‹, antworte ich.
›Das stimmt. Auch ich möchte ihn beschützen und in Sicherheit wissen. Und sein Knurren uns gegenüber ist einfach süß‹, stimmte Regon leise zu und wedelte innerlich mit dem Schwanz.
Besorgt beobachtete ich den Welpen weiter und sah kurz zu Aaron. Der hatte sich inzwischen an die Wand der Höhle gesetzt und streichelte den Husky. Wenigstens war er so beschäftigt und machte keinen Blödsinn. So konnte ich mich in aller Ruhe auf den Welpen vor mir konzentrieren, ohne abgelenkt zu werden. Ich überlegte, wie ich sein Vertrauen gewinnen könnte. Aber ich wusste es im Moment nicht und auch nicht, wie ich es Henry erklären sollte. Er würde bestimmt ausflippen, ganz zu schweigen von Laurin und Ihrer Wölfin Samira. Es war einfach eine schwierige Situation.
Devin Pov
Wütend knurrte ich die Eindringlinge weiter an. Ich wollte niemanden hier haben und noch mehr verletzt werden. Ich hatte zwar gehört, was der Mann vor mir gesagt hatte, aber ich glaubte ihm nicht. Ich musterte die Eindringlinge weiter, aber es war nichts Feindliches an ihnen zu erkennen. Stattdessen verharrte der braunhaarige, breit gebaute Mann in seiner Position und blickte mich mit erhobenen Armen an. Dabei strahlten seine blauen Augen Besorgnis, aber auch Ruhe aus. An seinem Geruch konnte ich erkennen, dass er sehr stark war. Wahrscheinlich ein Beta oder ein Alpha. Der Junge, der an der Wand saß und auf den Namen Aaron hörte, lehnte sich an die Wand und streichelte Damon. Seltsamerweise war Damon ganz ruhig. Während er Damon streichelte, schaute er mich neugierig an. Er war etwa so alt wie ich, vielleicht ein Jahr älter, wenn ich schätzen würde. Seine schwarzen Haare standen leicht ab und seine braunen Augen strahlten vor Freude und Neugier. Außerdem roch er stark, was mir zeigte, dass er stärker war als ich. Er schien der Nachfolger des Alphas in seinem Rudel zu sein, besonders, da er von einem anderen Beta oder Alpha begleitet wurde. Das machte mich noch unsicherer und ich knurrte leicht. Leider verlagerte ich dabei aus Versehen mein Gewicht auf meine verletzte Pfote, was den Schmerz noch verstärkte und mich unweigerlich zum jaulen brachte. Das hatte zur Folge, dass der Mann nach mir griff und mich überraschend sanft festhielt.
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Das Geheimnis des Omegas (BoyxBoy)
WerewolfOmegas gelten meist als schwach und unterwürfig und werden in der Gesellschaft von anderen Werwölfen nicht beachtet. Meist werden sie ihrem Schicksal überlassen. So ergeht es auch Devin, der als Omega im Moonshire Rudel lebt. Doch im Gegensatz zu de...