Nachdem ich wohl den besten Schultag in den letzten 5-10 Jahren hatte und nach 2-3 Jahren auch endlich mal wieder auf einem Pferd saß, spürte ich, was es bedeutet, erfüllt und glücklich zu sein. Es war irgendwie traurig, dass ich dieses Gefühl seit meiner frühen Kindheit irgendwie nie wieder erfahren hatte, aber es war ja auch nicht so, als ob ich nicht glücklich gewesen wäre. Nur eben nie so.
„Freu dich nicht zu früh, denn morgen wirst du diese Stunden vielleicht schon bereuen", kommentierte mein Reitlehrer das Grinsen in meinem Gesicht während ich die Trense weg hängte.
Ich verabschiedete mich noch schnell von ihm, als ich auf die Uhr sah. Es war so lang her, als ich das letzte Mal in einem Stall war, dass ich die Zeit komplett vergessen hatte. Wie angekündigt folgte mir, sobald ich aus dem Gebäude trat, ein Wachmann und ich glaubte, mich nie daran gewöhnen zu können.
„Ist es hier wirklich so gefährlich", versuchte ich ein Gespräch zu beginnen, da es mit Sicherheit angenehmer wäre, als nur jemand in seinem Schatten laufen zu haben, doch ich erhielt keine Antwort, nicht einmal irgendeine Art von körperlicher Reaktion.Leise vor mich hin seufzend lief ich also weiter Richtung Anwesen. Es waren bestimmt gute 10 Minuten Fußweg und ich überlegte mir, ob ich nach einem Fahrrad fragen sollte, was mir beim weiteren darüber nachdenken dann allerdings doch zu doof war.
„Da bist du ja", schrie mir Dalina entgegen, während sie mir weiter entgegen lief und völlig außer Atem schien.
Ihr sehr sportliches Outfit richtete sich gegen meine Theorie, dass sie vielleicht etwas unsportlich war und deshalb schon von den wenigen Metern kaputt war, aber der Gedanke war mir trotzdem eine kurze Freude, da uns damit noch mehr verbinden würde inmitten dieser durchtrainierten Models. Wobei sie auch alles andere als hässlich war.„Ja entschuldige, ich hab etwas etwas die Zeit vergessen", erklärte ich mich ihr.
Sie begleitete mich zurück zum Eingang, an dem ich feststellte, dass uns der Wachmann nicht mehr folgte. Prüfend sah ich mich um. War etwas passiert, weshalb er weg musste?
„Da seid ihr ja", sprach Leon uns an, wobei er ziemlich gestresst wirkte, was bei näherem Umsehen allerdings kein Einzelfall war.
„Was ist denn los?", wollte ich also wissen, aber für eine Erklärung schien keine Zeit zu sein.
Denn anstatt mir zu antworten, wurde ich nur zu meinem Zimmer geschickt, um mich anzuziehen.Das Kleid, das mir herausgesucht wurde, war wirklich wunderschön. Die Ärmeln gingen mir knapp über den Ellbogen und der Rock fiel weit, ohne übertrieben zu wirken. Dazu passte der Dunkelrot-Ton hervorragend.
Als ich mein Zimmer wieder verließ, wartete Dalina schon in einem enger geschnittenen Kleid in Blau, was ihrer Figur wirklich schmeichelte.
„Du kommst mit?", fragte ich erstaunt.
„Ja, das ist eine meiner Aufgaben", gab sie mir mit einem lieblichen Lächeln als Antwort.Gemeinsam gingen wir in die Eingangshalle, in der Victoria alle in den Schatten stellte, wobei Sebastian und Vincent gut auf männlicher Seite mithalten konnten. Von Zuhause kannte ich nur den Allzweckanzug der für jegliche schickere Anlässe herausgekramt wurde. Aber hier schienen die Männer genau so viele Anzüge zu besitzen wie Alexander mir Kleider gekauft hatte.
Aber ich würde nie auf die Idee kommen mich darüber zu beschweren, denn Zuhause wäre ich nie in den Genuss gekommen, Männer in Weste zu sehen, was wirklich heiß aussah.„Können wir?", fragte Nicolai in die Runde, worauf alle nickten. Alle bis auf Alexander.
„Fehlt nicht noch jemand?", warf ich also verunsichert in den Raum.
„Alexander wird etwas später dazustoßen. Er wollte dir eigentlich noch Bescheid sagen", setzte Sebastian mich in Kenntnis.Auf der Fahrt erklärte Dalina mir, dass wir auf dem Weg zu einer Jubiläumsfeier eines Casinos waren und bat mich mehrere Male an ihrer Seite zu bleiben bis Alexander eintreffen würde, was ich mir bei dem Gedanken an betrunkene, alte weiße Männer die meine Sprache nicht sprechen nicht zweimal sagen lassen musste.
„Ich versuche immer in deiner Nähe zu bleiben, also guck bitte nicht so verängstigt", versuchte Sebastian mich aufzuheitern, wodurch ich erst bemerkte, wie angespannt ich nun war. Ich nickte ihm dankend zu und versuchte mich wieder zu beruhigen.Von den Leuten in einem Casino hatte ich immerhin ein besseres Bild als von denen im Swinger Club und die waren schließlich auch alle in Ordnung. Als der Wagen hielt und mir die Tür aufgehalten wurde, sah ich viele Menschen, Lichter und einen riesigen roten Teppich. Wenn etwas so groß aufgefahren wird, kann es ja eigentlich nicht so wirklich schlimm ausarten...
Dalina nahm meine Hand und legte sie an ihren Arm, sodass wir deutlich zusammengehörten und dann den anderen folgten.„Guten Abend, meine Damen", begrüßte man uns zu meiner Überraschung nicht auf russisch was mir schon etwas mehr Hoffnung gab, nicht völlig ausgeschlossen an irgendeiner Bar zu enden. Jeder Besucher erhielt ein kleines Säckchen in dem Chips enthalten waren, was ich sehr nett fand weil ich nicht vorhatte hier echtes Geld auszugeben aber trotzdem gerne mal das ein oder andere ausprobieren wollte.
„Alsoo was wollen wir als erstes machen?", fragte meine treue Begleiterin für den Abend und blickte sich in der riesigen Halle um.
„Ich hab absolut keine Ahnung vom Glücksspiel", gab ich etwas verlegen zu doch das schien sie nicht wirklich zu verwundern. Mit einem Grinsen, von dem ich nicht ganz genau wusste, ob es mir Angst machen sollte, zog sie mich durch den Raum zu einem Roulettetisch, an dem bereits eine Runde zu laufen schien. Ich beobachtete das Geschehen und versuchte zu verstehen, was genau passierte.Ich hatte keine Ahnung von dem Spiel und wusste nur aus Filmen, dass man auf eine Farbe setzen konnte. Der Croupier, ein älterer Mann mit einer eleganten Uniform, drehte das Rad und warf die Kugel hinein, während die Spieler ihre Einsätze auf dem Tisch platzierten.
Dalina erklärte mir die Grundlagen des Spiels, während sie die Bewegungen des Croupiers beobachteten. "Also, das Spiel ist einfach",begann sie zu erklären. "Du setzt einfach auf eine Zahl oder eine Farbe, und wenn die Kugel auf deiner Zahl oder Farbe landet, gewinnst du!"
Ich nickte, denn was sie sagte, klang einfach. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl wirklich zu verstehen, wie das Spiel funktionierte. "Aber woher weiß man, welche Nummer oder Farbe man setzt?" fragte ich sie deshalb..
Mit einem Lächeln deutete sie auf das Tischlayout und antwortete: "Das ist eine gute Frage. Du kannst entweder eine einzelne Zahl setzen, eine Gruppe von Zahlen oder eine Farbe. Es hängt alles davon ab, wie viel Risiko du eingehen möchtest und wie hoch deine Gewinnchancen sein sollen."
In diesem Moment landete die Kugel auf einer schwarzen Zahl und der Croupier begann, die Gewinne an die Spieler auszuzahlen. "Willst du es versuchen?" fragte sie mich und ergänzte: "Wir können zusammen spielen und ich werde dir helfen."
Ich zögerte, da ich mir gerade bei sowas gerne sicherer wäre, was die Regeln anging, aber Dalina schien zu verstehen was sie tat und so stimmte ich zu und folgte ihren Anweisungen, um die Chips auf dem Tisch zu platzieren.
Der Croupier begann erneut das Rad zu drehen und die Kugel zu werfen, und Dalina beobachtete aufmerksam das Ergebnis. "Setze auf die rote Nummer 14", flüsterte sie und ich tat es.
Die Kugel rollte und schließlich landete sie auf der grünen Null. Die Spieler, die auf Null gesetzt hatten, verloren ihre Einsätze, und der Croupier begann erneut, die Gewinne auszuzahlen. "Nicht schlimm", sprach sie mir aufmunternd zu. "Nächstes Mal klappt es."
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Ich hoffe, das macht alles Sinn. Ich habe selbst keine Ahnung vom Glücksspiel. Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen, falls etwas keinen Sinn macht oder einfach falsch ist.
Wie gefällt euch der Teil bis jetzt generell so?