>>>Layla<<<
Auch wenn ich mich kaum an den Gesprächen teilhaben konnte hatte ich nicht das Gefühl, ausgeschlossen zu werden. Aber die Tatsache, dass ich nicht redete, sorgte auch dafür, dass ich schneller trank und mittlerweile merkte ich die Menge an Alkohol wieder deutlich. Ich war aber mit Sicherheit auch noch nicht ansatzweise nüchtern gewesen, als ich mir in diesem Raum das erste Getränk bringen lassen habe.
„Chto ty khochesh'?", hörte ich plötzlich die Frau sagen, die direkt zur Tür blickte und sah ebenfalls in die Richtung, wo ich einen Mann entdeckte. Ich fragte mich, ob das ihr Ehemann war, denn so wie sie gerade schaute hasste sie diesen Mann mindestens genauso sehr.
„Komm mit", sprach er nun, doch es dauerte einen Moment bis ich verstand, dass er mich meinte.
„Ich?", brachte ich in einer viel zu hohen Stimmlage hervor.
Doch eine Antwort erhielt ich nicht. Die Stimmung im Raum wirkte verändert und ich begann mich zu fragen was wohl passiert sein könnte.Gemeinsam mit ihm ging ich zur Tür, die nach meinem Hindurchgehen wieder verschlossen wurde.
„Layla, hör mir-", begann er Alexander schnell das Gespräch zu suchen.
Doch ein Schlag in seinen Bauch ließ ihn verstummen. Ich spürte deutlich, wie sich der Alkohol in Luft aufgelöst zu haben schien und mein ganzer Körper vermeintlich zitterte.„Entschuldige, dass wir uns so kennenlernen, aber er wusste genau, dass er seinen Mund zu halten hat. Nicht wahr?", er wuschelte ihm durch die Haare, als wären sie die besten Freunde, bekam dafür aber nur einen verachtenden Blick. Das war aber immer noch mehr als ich bekam, denn mich würdigte Alexander keines Blickes.
„Nun schau doch nicht so. Dazu hat nur sie ein Recht." Sein Blick traf auf meinen und wirkte wie der eines Menschen, der komplett seinen Verstand verloren hatte. Verängstigt machte ich einen Schritt nach hinten.„Aber aber kein Grund, Angst vor mir zu haben, Süße. Immerhin bin ich nicht derjenige, der dich beim Poker gesetzt hat."
Ich weiß nicht wieso, aber obwohl ich Alexander vertraute, zweifelte ich keine Sekunde an seiner Aussage.
„Du hast was?", entkam es mir leise.
Ich musste es von ihm hören, doch sein flehender Blick genügte. Für einen kurzen Moment überkam mich die Hoffnungslosigkeit, doch darauf folgte nur bloße Wut.Vielleicht war der Alkohol daran Schuld, dass mich die Leute um mich herum mich nicht einschüchtern, oder es war einfach die Situation an sich.
„Sag mal, hast du sie noch alle?! Nicht nur dass du so blöd bist beim Poker deine Freundin zu setzen du verlierst auch noch? Ich glaub es nicht..." Der letzte Satz überkam meine Lippen nur noch gepaart mit einem verzweifelten Lachen. Was sollte man von dieser Situation auch halten?„Klärt das Zuhause", brachte der Mann, der mir die Nachricht überbracht hatte kühl hervor.
„Wie heißt du?"
Verdutzt über meine Frage schaute er mich für einen Moment an, bevor er mit einem der freundlichsten Lächeln, die ich je gesehen hatte, antwortete: „Wo sind nur meine Manieren. Mein Name ist Vito . Freut mich dich kennen zu lernen."Ich holte tief Luft und hatte irgendwo die Hoffnung, mich noch zur Vernunft bringen zu können, aber dem war nicht so.
„Gut Vito, dann hör mir mal zu", begann ich deutlich zu sprechen und beobachtete seine Reaktion auf die direkte Ansprache.
„Es ist mir ziemlich egal, was Alexander getan hat, denn Fakt ist: Nur ich selbst kann so etwas entscheiden und das habe ich nicht, oder? Und wann ICH mit wem rede ist auch meine Sache also verbiete mir in dieser Situation gefälligst nicht den Mund!"
Ich gab ihm keine Zeit zu antworten und richtete mich an den wohl größten Idioten in der Runde: „Und du? Du hast dich entschieden zu schweigen? Schlechter Zeitpunkt. Das hättest du vielleicht eher machen sollen, als du auf die unfassbar dumme Idee gekommen bist, mich in einen scheiß Poker Pot zu werfen."Mittlerweile war ich alles andere als ruhig und innerlich tobte ich noch mehr als ich es in diesem Raum tat. Aber die Tatsache, dass niemand reagierte, war fast noch schlimmer als die Situation an sich.
„Ach, fickt euch doch!", war das letzte was ich sagte, bevor ich kehrt machte und auf die Tür zum Ausgang zuging.Der Typ, der sich dazu entschieden hatte, sich mir in den Weg zu stellen, hatte eindeutig die falsche Entscheidung getroffen. Da ich mir wohl eher das Handgelenk brechen würde, als ihm einen wirklichen Schaden zuzufügen, wenn ich ihn geschlagen hätte, entschied ich mich für etwas wirksameres.
Noch bevor ich ihn wohl an der schmerzhaftesten Stelle eines Mannes traf, riss er die Augen auf und versuchte zurückzuweichen, doch zu spät.
Zusammengekauert machte er platz und ich fand mich wieder in der Halle wieder, in der ich vor einer Stunde noch Spaß gehabt hatte.>>>Alexander<<<
Ich konnte nicht anders als puren Stolz zu empfinden. Nicht nur für ihr Auftreten an sich, sondern auch dafür, dass sie mir unwissentlich den Arsch gerettet hat. Zwar kann ich mich wegen eines scheiß Kodex nicht wehren und muss auf Vito hören, aber wie sie selbst gesagt hatte: Sie muss das nicht.
„Dafür, dass das zwischen euch ernst sein soll, scheint sie sich der Konsequenzen von sowas nicht wirklich bewusst zu sein",versuchte Vito, sich weiterhin im Vorteil darzustellen.
„Was willst du machen? Sie ist unbeteiligt. Und mich darfst du nicht umbringen oder mir lebenslangen Schaden zufügen, also mach was du willst, ich bin mir sicher, dass ich es verkrafte."
In dem Moment, in dem ich mich wieder traute, zu sprechen, fragte ich mich, was mich überhaupt so eingeschüchtert hatte. Nicht nur, dass Die Situation Jahre her war und quasi schon geklärt wurde, Layla kann er nichts tun, da sie unbeteiligt ist.Ich beobachtete Vito dabei, wie er auf mich zuging und meine Hand nahm.
„Willst du nun mich für 12 Stunden? Bist nicht so ganz mein Typ, aber von mir aus", scherzte ich.
„Ich sehe keinen Ring, zumindest keinen Ehering", ging er nicht auf meine Bemerkung ein und sein beschissenes Grinsen ließ meine Wut wieder aufkochen.
„Wir sind nicht verheiratet, aber das ändert nichts, Vito", versuchte ich ihn ruhig zur Vernunft zu bringen.„Und ob. Ich darf ihr nicht wehtun, aber das hatte ich von vornherein nicht vor. Du hast sie gesetzt und solang ich ihr nichts tue, breche ich den Kodex nicht."
„Warum?"
Mir war klar, dass er mir keine Antwort geben würde, er war einfach Vito und wenn er etwas wollte, dann bekam er es auch.
„Ich kann dich nicht davon abhalten. Wenn du es schaffst, sie mitzunehmen, hast du 12 Stunden, bevor du einen Krieg begonnen hast. Aber du wirst sie nicht kriegen.
„Sehr schön."Er klatschte freudig in die Hände, als hätten wir zufällig gleichzeitig Zeit für ein freundschaftliches Treffen, nachdem wir uns Jahre nicht gesehen hatten.
„Gut, wenn das geklärt ist, würde ich dann gerne eine Frau wieder beruhigen. Ich denke dagegen hast du nichts, oder?"
Vito war kein schlechter Mensch, nun ja, das wahrscheinlich schon, aber irgendwo war er wirklich ein Freund. Zwar einer, der etwas eigen ist und zum Feind wird, wenn man nicht der gleichen Meinung war, aber ich hatte noch nie Angst, von ihm verraten zu werden oder gar um mein Leben fürchten zu müssen.„Natürlich. Wir sehen uns dann wenn ich sie zurückbringe."
„Verfluchter Bastard", sprach ich ihm noch zu, als ich ihm zum Abschied auf die Schulter klopfte. Zeitgleich mit einem Auflachen seinerseits verließ ich den Raum.Irgendwie hab ich mich mit dem Kapitel echt schwer getan und bin auch immer noch nicht ganz zufrieden, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen. Lasst gerne Verbesserungsvorschläge oder Ideen in den Kommentaren :)