Mit dem Öffnen der Tür erhob sich eine junge Frau, die mich direkt ansah und nach einer Art Abchecken anfing zu lächeln.
„Ist sie das?", richtete sie ihre Frage an Sebastian, der nickte und mich vorschob wie ein kleines Kind, das ohne Hilfe keine Freunde finden könnte.
„Dalina. Eigentlich Nadalina, aber so nennen mich nur noch meine Großeltern", stellte sie sich mir vor, was ich ihr gleich tat.„Sie wird ein Zimmer weiter wohnen und dir bei allen Angelegenheiten zur Seite stehen", er stockte kurz. „Wie eine Art persönliche Assistentin."
Verwirrt schaute ich erst Sebastian und dann Dalina an.
„So etwas brauche ich nicht", versuchte ich mich Sebastian zu erklären."
„Dafür wird sie aber die nächsten 6 Monate mehr als großzügig bezahlt", versuchte er mich zu überzeugen, meine Aussage zu überdenken.„Ich verstehe, dass das absolut seltsam für dich sein muss. Sieh mich doch erst einmal als eine Mitbewohnerin oder sogar Freundin und wenn du doch mal Hilfe brauchst, sagst du einfach Bescheid", schlug sie einen Kompromiss vor, auf den ich mich einlassen konnte.
„Sehr schön. Dann richte dich doch erst einmal ein. In einer Stunde bekommst du eine kleine Hausführung und dann ist es auch schon Zeit für das gemeinsame Abendessen", erklärte Sebastian das weitere Vorgehen, worauf er dann auch wieder den Raum verließ und ich mit meiner neuen Mitbewohnerin zurückblieb.„Also ich würde dann jetzt erst einmal auspacken. Sehen wir uns beim Essen?", versuchte ich, das Schweigen zu brechen.
„Das wohl nicht immerhin wäre es völlig unangebracht aber wir sehen uns auf jeden Fall später", antwortete sie mir und ging dann strahlend voran.„Und was hältst du von ihr?", fragte mich Leon, als sie weit genug weg war.
„Sie ist nett. Sehr nett. Aber ich weiß nicht wirklich, warum man sie eingestellt hat." Er sagte nichts dazu, sondern nickte nur. Er zeigte mir hinter welchen der Türen ihr Zimmer war, da für eine Tür weiter ein paar mehr Türen in Frage kamen und brachte mich dann in meins.„Also die Tür zu deinem Arbeitszimmer kann man nur von innen auf und abschließen", fing er an mich in die Räumlichkeiten einzuweisen wovon ich allerdings nicht viel mitbekam. Dieses Zimmer war riesig und neben dem Bett wirkte mein 1,60m Bett von Zuhause wie ein Witz. In dem Raum befanden sich zwei weitere Türen, zwischen welchen eine Terrassentür einen Blick auf die Terrasse erhaschen ließ. Draußen war es noch hell und umso näher ich der Tür kam, desto mehr konnte ich von der riesigen Parkfläche sehen.
„Hörst du mir zu, Layla?", schaffte es Leon wieder meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Ähm ja. Arbeitszimmer nur von innen abschließbar", gab ich das Letzte wieder, was ich mitbekommen habe, was seinem Seufzen nach zu urteilen, nicht das Letzte war.„Da dich die Terrasse anscheinend am meisten interessiert, mache ich da mal weiter. Jedes Mal wenn du die Tür öffnest, bekommen die Wachleute eine Mitteilung und jemand wird dich ab hier begleiten oder vor der Tür stehen bleiben, bis du sie wieder schließt.
„Ist das nicht etwas übertrieben?", sprach ich meinen Gedanken laut aus.
„Sie sind hier sehr vorsichtig", kam er leicht ironisch wieder und ich fragte mich, worauf er sich bezog.
„Naja, also weiter. Hier links ist dein Bad. Es wird täglich geputzt und dein Zimmer alle 2 Tage, also wundere dich nicht, wenn du mal auf Personal stößt. Sie sollten eigentlich immer nur dann hier sein, wenn du es nicht bist, aber naja manchmal kommt man eben doch früher als erwartet wieder", fuhr er mit seinem gut einstudierten Vortrag fort.Bis jetzt hatte ich eigentlich immer das Gefühl, er wäre eher entspannt und würde alles etwas lockerer nehmen, als man es von ihm erwartet, aber dieser Eindruck löste sich gerade immer mehr auf.
Ich sah mich weiter um und entdeckte mehrere Lichtschalter, was er zu bemerken schien.
„Lichtschalter hast du an der Tür, am Bett und in den Räumen rechts neben der Tür. Die hier sind für die Schalosien und die kleinen Knöpfe sind Klingeln, falls mal etwas sein sollte. In deinem Aufenthaltsraum steht ein Telefon und ein Verzeichnis mit den wichtigsten Nummern, also bitte nur bei Notfällen oder wenn du dafür sorgen willst, dass Alexander Ärger bekommt", erklärte er mit einem Lächeln, was ich erwiderte.Kleine Schalter, wenn Alexander mich nervt, gespeichert. Gespannt lief ich auf meinen Aufenthaltsraum zu, um zu sehen, was sich darin befand. Wie erwartet fand ich ein Sofa und einen viel zu großen Fernseher vor, aber auch ein Bücherregal mit - meinen Büchern?
„Woher hat-", begann ich Leon zu fragen, der allerdings schon antwortete, bevor ich meine Frage zuende stellen konnte: „Er hat deiner Mutter beim Essen einen Zettel gegeben, auf dem er um ein paar Dinge gebeten hat. Ein paar Kuscheltiere befinden sich im Nachtschrank und dein Tagebuch liegt unter dem Kopfkissen und keine Sorge, es hat zu 100% niemand gelesen."Etwas peinlich berührt, aber trotzdem glücklich darüber, dass ich meine Kuscheltiere hier hatte, schaute ich mich weiter um. Ich hätte nicht gedacht, dass er so etwas tun würde, doch es überraschte mich auch keineswegs.
Weiter rechts stand noch ein kleiner Tisch mit einem Minikühlschrank, welchen ich interessiert öffnete aber nichts außer Wasser vorfand.
„Du kannst reinstellen, was du willst." Ich erkannte diese liebevolle Stimme sofort und drehte mich um.„Hallo Layla. Ich hoffe du bist gut angekommen und fühlst dich einigermaßen wohl bei uns. Es muss schwer sein, soweit weg von allem zu sein", begrüßte mich Nicolai, woraufhin ich zu ihm lief und ihn umarmte.
Er schien es nicht erwartet zu haben, aber schloss mich nach einem kurzen Moment auch in die Arme.„Entschuldigung. Irgendwie habe ich das gebraucht", erklärte ich mein Handeln und hoffte, ihn nicht belästigt zu haben.
„Ich war nur überrascht, das ist alles. Ich stehe jederzeit für Umarmungen zur Verfügung", nahm er mir meine Verunsicherung."„Ich wollte fragen, ob du bis zum Essen noch etwas spazieren möchtest. Die Führung können wir später nachholen", lud er mich ein, was ich gerne annahm.
Meine Kuscheltiere werden beim ersten Umzug definitiv auch mitkommen :) Ab dem nächsten Kapitel wird es etwas spannender, versprochen.