>>>Layla<<<
Seufzend zog ich die Tür auf. Ich bin davon ausgegangen, dass die Praxis mir vertrauter wäre, aber es war wie am ersten Tag. Die Frage, ob das hier wirklich nötig war und ob ich den Platz nicht lieber an Leute geben sollte, die ihn mehr brauchen."Frau Mohr?", kam es von einem Empfangstresen, der definitiv neu war. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass ich gemeint war. Obwohl ich nicht oft so angesprochen wurde, hatte ich mich an die Anrede Fräulein gewöhnt.
Mit einem freundlichen Lächeln reichte ich ihr den Terminzettel worauf sie anfing etwas in den Computer einzutippen."Die dritte Tür links, Sie können direkt durchgehen", war alles, was sie mir noch sagte und darauf suchte ich den Raum auf.
Sie schienen die Praxis renoviert zu haben. Es war alles etwas heller gehalten, gab mehr Pflanzen und auch die Zimmer selbst waren deutlich gemütlicher eingerichtet.
Etwas unsicher setzte ich mich an einen Tisch, der an der Wand stand."Soo", ertönte es, noch bevor der Mann durch die Tür getreten war. Ein Mann, der mich mit Sicherheit nicht vor Jahren behandelt hatte.
"Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Matthias, ich habe letzten Monat die Praxis meines Onkels übernommen", stellte er sich vor, als wäre es nicht viel wichtiger, wie man so als Therapeut aussehen konnte. Er trug eine graue, karierte Flatfront Hose, in welche ein eher locker geschnittenes Rollkragenshirt gesteckt war."Layla", war alles, was ich von mir gab, wobei ich mich mehr als nur etwas bemühen musste, ihn nicht mit meinen Blicken auszuziehen. Er hatte etwas längeres, lockiges Haar, was hervorragend zu seiner modernen Brille passte. Er wirkte eher wie das Model auf der Titelseite eines Modemagazins für Herren, die überdurchschnittlich viel verdienten und sich dementsprechend kleideten.
"Also Layla, was kann ich denn für Sie tun?", fragte er, während er vor mir auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm. Er wirkte so gar nicht wie sein Onkel, der immer schon einen Block parat hatte. Es war, als würde er mich wirklich kennenlernen wollen, nicht nur meine Leidensgeschichte.
"Meine Eltern", ich räusperte mich, "also sie sind der Meinung, es wäre angebracht, mal wieder mit einem Therapeuten zu sprechen", versuchte ich zu beginnen.
"Und Sie sehen das anders?" Irgendetwas stimmte nicht. Sein Blick war der eines Raubtieres. Sein Blick war... wie seiner.>>>Alexander<<<
Es dauerte keine 3 Minuten bis ich ein Foto von unserem Mr. Modell hatte, der sich erhoffte, meine Kleine zu therapieren. Kurz vor der Rente war er ganz sicher nicht und wie er der Νeffe von dem alten Knacker sein konnte erschloss sich mir auch absolut nicht.
Allein seine Art zu reden. Das war in dem Moment, in dem er sie gesehen hat, keine professionelle Ebene mehr. Er wollte sie und wer könnte ihm das übel nehmen.„Wenn diesem Mann in den nächsten 4 Jahren irgendwas passiert, lasse ich den Fall persönlich von unseren Männern untersuchen und wehe ich finde auch nur dein Mitwirken über 10 Ecken", meldete sich mein Bruder, der in den letzten 2 Minuten reingekommen sein musste. Bildeten sich hier alle ein dass ich einen Babysitter bräuchte? Angesichts der Tatsache, dass er mich überrascht hatte war das vielleicht nicht so abwegig. Ich muss mich zusammenreißen, was, wenn ich Angreifer auch nicht mehr bemerke?
"Du kannst das Zittern in ihrer Stimme doch hören. Sie würde sich sofort über den Schreibtisch beugen, wenn er sie darum bitten würde. Er kann nicht ihr Therapeut werden", versuchte ich an seinen Verstand zu appellieren.
"Ach Bruder, ich bitte dich. Bei dem Aussehen geht das all seinen Patienten so und trotzdem scheinen viele zufrieden mit seiner Leistung. Du hörst doch eh jede Sitzung mit, was absolut krank ist, also kannst du auch zu einem späteren Zeitpunkt eingreifen und ihm eine Chance geben."
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