>>>Layla<<<
Mir war klar, dass Alexander mir nicht direkt folgen können würde, weshalb ich mich dazu entschied, einen Stopp an der Bar einzulegen, um mir eine Flasche des teuersten Vodkas geben zu lassen. Ich hatte nicht wirklich Erwartungen, aber als ich die Flasche in der Hand hielt, die wohl fast 200 Euro wert war, war ich doch etwas enttäuscht.Ich ließ alles auf Alexanders Namen schreiben und zu meinem Glück schien man mir zu glauben, dass ich dieses Recht hatte. Wobei ich nicht wirklich wusste, wieso. Immerhin würde ich unter normalen Umständen nie auf die Idee kommen, irgendwas in seinem Namen zu kaufen. Nicht einmal etwas für 5 Euro. Aber mir war das alles ziemlich egal und so nahm ich die Flasche und begab mich Richtung Ausgang.
Mittlerweile war es stockdunkel und ich wusste nicht, wie ich nach Hause kommen sollte. Ich konnte ja nicht einmal ein Taxi rufen, da ich kein Russisch konnte. Und selbst wenn er mein Schulenglisch verstehen würde, wüsste ich nicht, welche Adresse ich ihm geben sollte.
„Guten Abend. So sieht man sich wieder:"
Nach einem kurzen Schockmoment in dem ich jedes Szenario von der einfachen Frage, wie man zu einem bestimmten Ort kommt über Vergewaltugung bis hin zu brutalem Mord durchgedacht habe, drehte ich mich um und erkannte erleichtert das Gesicht von unserem Dartmitspieler.
„Hat Ihre Freundin Sie verlassen?", versuchte er anscheinend ein Gespräch aufzubauen.
„Wie gut kennen Sie Alexander Danielis?", kam ich gleich zur Sache anstatt auf seine Frage zu antworten. Sein Gesicht ließ deutlich erkennen, dass er damit nicht gerechnet hatte, aber er fing sich wieder und antwortete: „Von Kennen kann nicht die Rede sein, aber ich weiß wer er ist und dass man sich besser nicht mit ihm anlegt."Ein Seufzer verließ meinen Körper. „Ich schätze, dann werde ich jetzt weiter gehen. Schönen Abend noch."
Schon beim Umdrehen nahm ich die Flasche höher, um sie mit beiden Händen zu öffnen und an meinen Mund zu führen. Auch 200 Euro teurer Vodka blieb Vodka und so verzog ich mein Gesicht, als ich den großen Schluck meine Kehle runter laufen ließ.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich das Risiko nicht für Sie eingehen würde", suchte er erneut das Gespräch, schien aber etwas besorgt.Erwartungsvoll richtete ich mich wieder an ihn. Meine Stimme klang noch etwas gequält, aber ich wollte schließlich nichts Leckeres, sondern etwas mit Wirkung. Vielleicht spielte auch noch die Hoffnung mit, dass ihm die 200 Euro etwas weh tun würden, aber irgendwie bezweifelte ich das mittlerweile doch.
„Sie würden es also wagen, mich mit nach Hause zu nehmen?"
Er schien andere Erwartungen an unser Gespräch gehabt zu haben, aber ich wollte nichts als weg von hier.
„Mein Fahrer sollte jeden Moment ankommen. Ich nehme Sie gerne mit zu mir", bejahte er trotzdem meine Frage.Mir war egal, was ich für einen Eindruck machte und so nahm ich einen weiteren kräftigen Schluck und betreute es sofort. Das Brennen sorgte für eine weitere Grimasse, aber leider nicht für eine Lösung. Wobei ich die auch nicht suchte. Heute wollte ich einfach nur noch vergessen und mir im besten Fall über einige Dinge klar werden.
Ich wusste einfach nicht mehr, wer Alexander war. So lange habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob meine Entscheidung im Ferienhaus nicht doch die falsche war und bei dem Treffen im Restaurant wusste ich, dass ich ihn nie wieder gehen lassen kann, dass ich das nicht verkrafte. Aber der Mann, mit dem ich jetzt zusammen war, war nicht der Mann aus dem Ferienhaus. Ich wusste nicht, wer er war und auch nicht mehr, wer ich war.„Hier entlang", stoppte meine Flucht aus der Realität kurz mein Gedankenchaos und ich folgte ihm zu seinem Auto, dessen Tür er mir zuvorkommend offen hielt.
„Bevor wir losfahren möchte ich ihnen gerne noch einmal die Chance geben auszusteigen, Miss..." Er wartete darauf, dass ich mich vorstellen würde doch ich dachte gar nicht daran.
„Heute Nacht möchte ich nicht ich sein", brachte ich ihm also stattdessen entgegen und nahm wieder einen Schluck. „Und wir können losfahren. Ich werde nicht aussteigen", fuhr ich fort.Mein Begleiter sagte nichts zu meiner Offenbarung und so setzte sich der Wagen in Bewegung.
Ob Layla diese Entscheidung bereuen wird?