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>>>Sebastian<<<

Zur Abwechslung wachte ich heute mal etwas später auf, wodurch ich genießen konnte, in den von Sonnenschein bedeckten Garten zu blicken. Mir tat es fast schon leid, dass man ihr kein Zimmer auf dieser Seite gegeben hatte. Schon wieder war sie in meinen Gedanken.

Besonders seit dem Morgen unserer Abreise gab es keinen Traum der mir nicht wieder ins Gedächtnis gerufen hat, wie sie ihren Körper zu mir streckte, um mich zu spüren. Natürlich war meine Morgenlatte nicht das, was ich wollte, aber in ihrem Blick war nicht nur Angst zu sehen gewesen, sondern auch Neugier.

Ein Schwall an Erinnerungen überkam mich. Ihre Überforderung, als ich mich im Schwimmbad vor ihr ausgezogen habe, die Spannung bei der Wasserhöhle, die ständigen kleinen Berührungen die mein Verlangen ins unermessliche trieben und nicht zu vergessen ihre Art einfach nicht auf meinen Bruder zu hören wofür sie wirklich meinen Respekt hatte. Ich hatte so gehofft, dass sie gegen seine Anweisungen die Tür öffnen würde, und sie hat es getan.

Mein Bruder vertraute mir zu sehr, vor allem weil er das Ausmaß noch nicht verstanden hatte. Wie auch? Immerhin konnte er von der Hälfte nichts wissen. Ich würde mindestens eine Nacht mit ihr alleine haben und mit etwas Glück würde sie ihn dann immer noch hassen für das, was er ihr dafür antun wird, mit einem fremden Mann mitgegangen zu sein. Würdest du mir so etwas grausames, etwa auch antun, Layla? Nein, bestimmt nicht. Immerhin kann ich dir etwas geben, das er nicht kann. Etwas, das du brauchst.

Das werden schwierige Tage. Immerhin wird sie ihm alles erzählen und ich würde für unsere Taten mehr leiden als sie. Leider würde ich wahrscheinlich auch der einzige sein, der noch Selbstbeherrschung besitzt. Warum sollte sie die auch noch haben? Mittlerweile hat sie erkannt, dass ihr mit Alexander immer etwas fehlen wird. Etwas, das sie bei mir haben kann. Zudem liebt Vater sie. Aber genug, um mich nicht raus zu schmeißen, sollte ich sie anfassen?

Ist es möglich, dass Alexander einverstanden wäre? Er liebt sie wirklich und hasst sich selbst genug dafür, ihr das nicht geben zu können. Nein, so weit würde er nicht gehen. Er würde mich verachten. Nicht nur dafür, sie gehabt zu haben, sondern vor allem dafür, der bessere für sie zu sein und dass er daran nichts ändern kann. 

Ich schlug mir das Kissen aufs Gesicht. Was war ich bitte für ein Mensch, überhaupt so viel Zeit daran zu verschwenden, mich auszumalen, wie es mit der Freundin meines Bruders sein könnte?  Ich liebte ihn. Das tat ich wirklich und ich wusste, wie sehr er daran leidet er zu sein, aber sie hat leider etwas in mir ausgelöst.

>>>Layla<<<

Es ist bestimmt schon eine Minute vergangen, seitdem ich ihn beobachtete und konnte immer noch nicht fassen, was ich da sah. Allein seine Art zu reiten war schon ein Spektakel an sich. Sein Pferd war wunderschön, was man von dem Besitzer allerdings auch sagen konnte. Aber die Tatsache, dass er während er durch die Halle ritt mit Pfeil und Bogen jedes der aufgestellten Ziele traf, war wirklich bemerkenswert. Es war, als würde ich einen Film mit einem anmutigen Krieger schauen, nur dass es eben unbearbeitet war.

"Du kannst dich auch gerne richtig hinstellen. Ist bestimmt anstrengend so gebückt zu stehen", rief mir der Krieger zu.

Ging es noch peinlicher? Ich hatte wirklich gedacht, ich hätte es unbemerkt rein geschafft. Ich sah dabei zu wie er auf mich zuritt und versuchte mir eine logische Geschichte dafür auszudenken, wieso ich ihn heimlch beobachtete. Das scheiterte allerdings abrupt, als ich bemerkte, wie ich gerade aussah. So viel zu, wer soll mir schon begegnen, der keinen Wert auf mein Aussehen legt.

"Nettes Outfit", kam er direkt zum Punkt.

War nicht gerade so etwas etwas, was man nicht unbedingt anspricht, sondern höflich ignoriert? 

"Hatte nicht erwartet, so früh schon jemanden hier zu treffen", versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, dass ich gerade am liebsten in Grund und Boden versinken würden.

"Entschuldige bitte. Ich bin etwas zu früh eingetroffen und dachte, ich tue meiner Schönheit den Gefallen, sie mal wieder persönlich zu reiten. Wer weiß was Sebastian ihr antut, wenn ich nicht da bin", erklärte er seine Anwesenheit mit einem der schönsten Lachen, die ich je gehört hatte.

"Ihr scheint euch ja nahe zu stehen", äußerte ich meinen Gedanken, was dafür sorgte, dass er mich musterte.

"Layla, richtig?", fragte er mich erstaunt richtig nach meinem Namen. Er schien zu bemerken, dass mich das verwirrte und ergänzte: "Es gibt nicht viele, die nicht wissen, wer ich bin und so mit mir reden."

Na super, noch so ein eingebildeter Idiot.

"Hast du gerade die Augen verdreht?"

Er stieg ab und trat zu mir an die Bande und wartete auf eine Antwort.

"Möglich. Es ist einfach schwer zu glauben, wie viele arrogante Typen auf einem Fleck leben können und das obwohl der Besitzer ein so nette Mann ist", tat ich ihm den Gefallen einer Antwort.

"Der Besitzer ist mein Großvater und ich bezweifle, dass du den kennst und ich bin nicht arrogant nur schon daran gewöhnt behandelt zu werden wir ein König, was vollkommen übertrieben ist, weshalb dein Verhalten mir eine nette Abwechslung ist."

Mir kam sofort in den Sinn, dass es bestimmt nicht einfach ist, von allen als etwas Besseres behandelt zu werden.

"Begleitest du mich zum Haus?", fragte er mich unerwartet und ich wusste nicht, was dagegen sprechen sollte.   

Ich half ihm beim Aufräumen und zeigte ihm, wo das Futter mittlerweile stand, da es sich anscheinend geändert hatte, seit seinem letzten Besuch.

Er fuhr uns dann bis vor die Tür und das Bild von mir in meinen Schlafsachen neben ihm, der im Hemd und top gestylt war, wirkte mehr als lächerlich. Gemeinsam gingen wir hinein, wo auch schon ein Begrüßungskomitee aus Alexander, Nicolai, Victoria, ein paar Bediensteten und Sebastian stand.

"Alles in Ordnung, Liebes?", fragte Nicolai während die anderen mich noch beäugten als wäre ich ein Alien.

"Äh ja, alles gut. Ich hatte nicht erwartet, so früh schon Besuch anzutreffen", gab ich verlegen zu.

"Achso", antwortete er nur und schien sich wirklich schwer damit zu tun, mich nicht wie die anderen anzustarren.

"Layla hat mir sehr geholfen, was man von dir nicht behaupten kann, also hör auf sie anzustarren. Hört alle auf", ergriff der Besucher das Wort, worauf die anderen Punkte an der Wand zu fixieren schienen.

"Ich werde mir eben etwas anziehen", verkündete ich, worauf ich mein Zimmer aufsuchte, um dieser peinlichen Szene endlich ein Ende zu bereiten.

Seid ihr auch so gespannt auf die Tage, die Sebastian und Layla ohne Alexander verbringen werden?

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