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Obwohl ich dachte, die Stimmung wäre etwas angespannter, konnten wir uns recht gut unterhalten. Zu meinem Glück schien das hier keine Frauen Pokerrunde zu werden, sondern lediglich eine Art Cocktailabend. Die meisten Gesprächsthemen handelten von bereits stattgefundenen Events oder noch kommenden und den Ehemännern. Manche schienen wirklich die Nase voll von ihrem Eheleben zu haben und machten all das nur wegen des Lebensstils mit. Ob es mir so auch einmal ergehen könnte? Natürlich konnte ich das nicht völlig ausschließen, aber ich war mir doch ziemlich sicher, dass ich jederzeit in meine alten Umstände zurückkehren könnte.

Allerdings schienen manche Frauen hier auch aus deutlich schlechteren Umständen zu kommen. An ihrer Stelle würde ich vielleicht auch lieber verheiratet bleiben.

"Also, Süße. Wie lange seid ihr denn schon hier?", wurde ich plötzlich zum Mittelpunkt der Gespräche. Verwirrt über das plötzliche Ansprechen kehrte kurz Stille ein, bevor ich ihr antwortete: "Das hier ist tatsächlich erst mein beziehungsweise unser zweiter Tag."

Es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich ziemlich interessiert an unserer Geschichte waren und so wussten sie nach kurzer Zeit, wie wir uns kennengelernt hatten, sich unsere Wege getrennt haben und wir uns wiedergefunden hatten. Zwar etwas abgeändert so dass private Dinge dies auch blieben aber sie waren ganz gut im Bilde über die Situation.

"Wahnsinn. Und jetzt bist du ganz allein hier? Ohne Familie und Freunde?"

Ich überlegte kurz, weil sich das aus ihrem Mund irgendwie sehr tragisch anhörte.

"Hm, wenn du das so sagst, hört sich das irgendwie echt schlimm an. Aber alleine bin ich hier wirklich nicht und in ein paar Wochen reist wahrscheinlich mein bester Freund nach. Bis dahin habe ich Alexander und in der kurzen Zeit sind Nicolai und Sebastian irgendwie auch ein stückweit meine Familie geworden."

Das Interesse schien gestillt und so schwang die Konversation zu einer anstehenden Strandparty an, die, wie sich im Verlauf herausstellte, nicht am Strand stattfand.

>>>Alexander<<<

Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, Layla mit den Frauen allein zu lassen, aber was hatte ich schon für eine Wahl? Immerhin war das hier nicht nur ein verdammtes Pokerspiel, sondern auch der Ort an dem man Geschäfte machte und da war sie wohl noch viel schlechter aufgehoben.

Heute war erst der zweite Tag und ich kam schon an meine Grenzen, wenn es darum ging, Layla aus all dem hier rauszuhalten. Sie war nicht dumm und sich mit Sicherheit im klaren darüber das manche unserer Geschäfte mit Sicherheit nicht die legalsten waren aber ich konnte noch sehr gut darauf verzichten, dass sie herausbekam womit genau ich mein Geld verdiente.

In dem Moment, in dem ich Platz genommen hatte, standen alle auf, so dass ich mir sicher sein konnte, dass das hier nicht nur ein Pokerspiel werden würde.

"Wie ich sehe, willst du Geschäfte machen, Vito", sprach ich also ruhig und wartete auf seine Bestätigung.

"Ach ach. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und es gibt nicht viele, die mit mir mithalten können", sprach er während eine Frau Anfang 20 in Top und Shorts eine Flasche Vodka brachte. Mir war klar, dass das eine Taktik war, aber letztendlich kannte ich meine Grenzen gut genug, um hier keinen Scheiß zu veranstalten.

Wir stießen also an und entschieden uns für Five Card Stud. Er fragte mich über meine Anreise und ob mir das Anwesen zusagt, während wir Glas für Glas tranken. Ich wurde eindeutig zu schnell betrunken, aber meinem Gegenüber ging es nicht anders.

"Wie heißt deine Kleine?", forderte er meine Beherrschung heraus.

"Layla", antwortete ich knapp und schaute noch einmal in meine Karten.

"Und sind deine Karten so gut, dass du Layla setzen würdest? Nur für einen Tag, falls du dich überschätzt", schlug er wohl das dämlichste vor, was jemals in seinem kranken Hirn vor sich ging.

Aber ich konnte es verstehen, Geld beim Poker zu setzen, verlor schon vor Jahren seinen Reiz.

"Das könnte ich tun, ja, aber warum sollte ich?", versuchte ich ihn also bei Laune zu halten, worauf er grinste.

"Na für den gewissen Kick wofür sonst?", erklärte er sich.

Bessere Karten konnte man nicht haben. Und einen Royal Flush konnte man auch in keiner anderen Farbe übertreffen.

Ich hatte keine Lust darauf, dass Vito schlechte Laune bekam.

"Gut von mir aus. Layla für 24 Stunden."

Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit und es bestätigte sich, als er seine Karten offen legte. Fuck. Aber wie? Das ear praktisch unmöglich.

Ich ging die letzten Schritte in Gedanken. Fuck die Kellnerin. Die Stimmung im Raum veränderte sich und der Drang, ihm in seine dämliche Fresse zu schlagen, wuchs ins Unermessliche.

"Bevor du was dummes sagst, setz dich und hör zu." Als ob ich eine Wahl hätte. Alle Männer in diesem Raum trugen ihre Waffe nun offensichtlich und ich wusste, dass keine von ihnen auf meiner Seite sein würde. Sie waren wahrscheinlich von vornherein eingeweiht.

"Vor 5 Jahren hast du etwas sehr sehr dummes getan, aber dich dabei wirklich schlau angestellt. Wir haben so lange gegrübelt, wie es zu diesem gottverdammten Vorfall kommen konnte, bis ich es vor ein paar Wochen herausgefunden habe", begann er und ich wusste schon bei den ersten drei Worten, worum es geht. Ich sitze so tief in der Scheiße.

"Ich gebe zu, es ist schon lange her und die Situation zwischen uns war eine andere. Das hier ist eine Warnung, die du ernst nehmen solltest. Andere sind schon für weniger gestorben, aber du siehst nur für ein paar Stunden dein kleines Ding nicht", fuhr er fort und es grenzte an ein Wunder, dass er noch reden konnte.

Das hier war schlecht, verdammt schlecht aber ich wusste noch nicht wirklich worauf er hinaus wollte.

"Du hast nicht gewonnen", äußerte ich also meine Gedanken.

"Doch und du auch. Der Plot wird aufgeteilt so wie sonst auch." Vielleicht war der Alkohol schuld oder ich stand einfach nur wirklich auf dem Schlauch.

"Nur um sicher zu gehen, weil ich dir diese Dummheit tatsächlich zutraue. Du hast ja wohl nicht vor, meine Geliebte in zwei zu teilen, oder? Das wäre nämlich nicht nur sehr sehr dumm, sondern spregt auch jeden Rahmen der Verhältnismäßigkeit", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor während ich mit geballten Fäusten wirklich versuchte nicht den nächsen Krieg ausbrechen zu lassen.

"Wow, wirke ich echt so unzurechnungsfähig?", schien er tatsächlich überrascht von meiner Frage und antwortete: "Nein, ich habe nicht vor, dieses wunderschöne Geschöpf in zwei zu teilen. Weißt du, sie hat beim Dartspielen wirklich Eindruck hinterlassen und ist mir quasi schon ans Herz gewachsen."

Es glich wirklich einem Weltwunder, dass ich mich so lange beherrschen konnte, aber zu viel war zu viel.

"Du mieser..", begann ich meinem Ärger Luft zu machen und ging auf ihn zu, worauf alle um uns herumstehenden ihre Waffen zückten.

"Aber aber. Hier soll niemand zu Schaden kommen. Wenn du willst, kann sie auch gerne ihre Freundin mitbringen. Ich versichere dir, sie wird ohne physischen Schaden das Haus verlassen und jeglicher emotionaler Schaden könnte höchstens auf die Zustände meiner Familie zurückzuführen sein", setzte er mich über die anscheinenden Regeln in Kenntnis.

"Wie wär ́s wenn du sie dann einfach hier lässt? Ich schicke dir gerne eine andere, der du dann sogar jeglichen Schaden zufügen kannst", versuchte ich mein Glück.

"Holt sie rein."


Was Layla wohl von der Situation hält?

Enchained Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt