6. Kapitel

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Einige Stunden später kam Marcus ins Rudelhaus zurück. Es dämmerte bereits. Ich folgte dem Alpha ins Büro. 

Nun saßen wir alle in dem nicht allzu großen Raum, Marlon, Marcus, Mason, Matthew und ich. Ich hatte die leise Vorahnung, dass sie sich alle unterhielten. Sie hatten mir vorhin erklärt, dass sie eine Art Gruppenchat hatten im Mindlink, also dieser Gedankenübertragungssache der Werwölfe.

Ich räusperte mich. Wenn sie reden wollten, konnten sie es ebenso gut vor mir tun. Immerhin ging es um mich. Alle Augen fielen sofort auf mich. Mason zog mich auf seinen Schoß. Ich genoss für einen kleinen Moment die Funken, konzentrierte mich aber dann auf den Alpha.

"Du hast sicher Fragen... jetzt ist der Zeitpunkt sie zu stellen" erklärte Marlon. Ich nahm mir einen Moment um die vielen Fragen in meinem Kopf zu ordnen. "Von Welpen hat Matthew mir nichts erzählt..." fing ich an.

"Ja, das ist auch wirklich sehr selten...Nun ja, dein Wolf ist ein "Kind" ,ein Welpe und er wird auch nicht älter werden" erklärte er. "Nur mein Wolf?" fragte ich. "Ja, du wirst altern... allerdings etwas langsamer, wie bei Werwölfen üblich" antwortete er. Ich atmete erleichtert aus.

"Die Luna hat Little zu mir gesagt ?" sagte ich mehr, als ich es fragte. "Welpen sind eigentlich immer Littles.... und Marcus und Mason sind Daddy Doms..." erklärte er. "Ich glaube ich bin keins..." sagte ich leise und fühlte mich schlecht. Da hatten sie schon einen zusätzlichen Mate am Hals und dann war er nicht was sie brauchten. "Aww, pup... das wird noch. Sowas braucht Zeit" sagte Marcus und wuschelte mir durchs Haar. 

"Sonst noch Fragen, Kleiner?" fragte nun Matthew. "Können wir nachhause? Ich will ins Bett" antwortete ich. 

"Marcus und ich wollen dich in unserer Nähe... du schläfst bei uns" gab mir Mason zu verstehen. "Aber..." begann ich, doch wurde direkt unterbrochen. "Mh-Mh little boy... keine Diskussion" sagte nun Marcus streng. Ich wimmerte.

"Solang ihr gut auf ihn aufpasst, habe ich nichts dagegen... ich rede mit seiner Mutter" sagte Matthew. "Ich finde ihr solltet die Regeln besprechen... ich telefoniere solange mit Victoria" sagte er und verließ den Raum.

"Regeln? Ich bin 16!" sagte ich etwas aufgebracht. "BDSM-Beziehungen funktionieren nicht ohne Regeln... es hat nichts damit zu tun wie alt du bist..." erklärte Mason. Keiner verstand wie viel das eigentlich für mich war. Ich wollte doch einfach nur meine Ruhe, nur für einen Moment. Ich musste das alles noch verdauen, es ging mir viel zu schnell. 

Ich war langsam von Masons Schoß gerutscht. "Komm zu mir, Kleiner" sagte der Alpha. Ich schüttelte den Kopf. "Was ist los, Romeo?" fragte Marcus besorgt. "Ich will nicht" flüsterte ich. Langsam bildeten sich Tränen in meinen Augen. "Was willst du nicht?" flüsterte nun Mason.

"Ich will das alles hier nicht... Ich will keine Regeln.... Ich will kein Little oder ein Welpe oder überhaupt ein Werwolf sein.... ICH WILL NACHHAUSE!!!". Ich wurde lauter als ich es beabsichtigt hatte. Nun herrschte Stille im Raum. Sie starrten mich an. Ich lief einfach los.

Ich rannte. Mir schien in diesem Moment einfach alles egal. Ich rannte hinaus, wieder direkt auf den Wald zu. Irgendwo würde ich schon einen ruhigen Fleck zum Nachdenken finden. Hoffentlich würden sie mich in Frieden lassen.

Ich fand tatsächlich eine Art kleine Höhle, in der ich mich verkriechen konnte. 'Hatte ich eine andere Wahl als hier zu bleiben? ' dachte ich für mich. Und tausend andere Fragen fluteten mein Hirn. Es war einfach alles zu viel. 

Meine eigenen Gedanke überforderten mich. Ich hielt mir einfach die Ohren zu, kauerte mich zusammen und schlief ein.

Geweckt wurde ich von einem vorsichtigen Lecken an meiner Hand. Eine zarte Stimme ertönte in meinem Kopf als ich den mittelgroßen, rotbraunen Wolf ansah. Ich spürte, dass ich keine Angst haben brauchte.

'Ich bin es, kleiner Welpe. Amara. Hab keine Angst... wir haben dich überall gesucht... sie machen sich große Sorgen' sagte sie sanft, also die Stimme in meinem Kopf, ein Wolf konnte schließlich nicht sprechen.

"I-ich weiß" flüsterte ich. 'Warum bist du weggelaufen?' fragte die Luna. "Ich brauchte Luft... es ging alles so schnell und es war so viel auf einmal und alle erwarten von mir alles einfach zu akzeptieren, aber ich will das gar nicht... es macht mir Angst und jetzt sind alle sauer auf mich" erklärte ich schluchzend.

'Romeo, niemand ist sauer auf dich. Ich weiß wie du dich fühlen musst. Sie sind damit nun einmal aufgewachsen. Für sie ist das natürlich. Wölfe neigen zu Ungeduld, musst du wissen.... Und ich verstehe wie überfordernd das sein kann. '

"Sie sind bestimmt sauer auf mich... Ich habe auch den Alpha angeschrien..." flüsterte ich. 'In Zukunft würde ich dir empfehlen das zu unterlassen. Es liegt in der Natur eines Alphas schnell in Rage zu gelangen. Marlon ist zwar durchaus im Stande sich zu kontrollieren, aber wenn es vermeidbar ist, sollte man ihn nicht provozieren' erklärte sie.

Ich nickte. "Ich hab Angst" gab ich zu. 'Und das ist in Ordnung. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen uns in Ruhe reden lassen. Wovor hast du Angst?' fragte sie wieder. "Ich weiß nicht... es ist alles so furchteinflößend. So viel neues..." erklärte ich oder versuchte es zumindest.

'Okay, also möchtest du es einfach etwas langsamer angehen und Schritt für Schritt machen... ich denke das können wir ihnen erklären. Ich bleibe bei dir, damit du keine Angst haben musst oder ich erkläre es ihnen wenn es dir lieber ist' sagte sie.

"Kay" murmelte ich. 'Wir müssen aus dieser kalten Höhle raus, bevor du noch krank wirst, kleiner Welpe' sagte sie und ging langsam voraus. Ich blieb sitzen. Sie blieb am Eingang stehen und wandte ihren Kopf zu mir. 

"Ich kann noch nicht... kannst du bitte vorgehen und es ihnen erklären... ich verspreche ich komme bald nach... ich befürchte sonst fesselt Marcus mich ans Bett, weil er glaubt ich wäre krank" rief ich ihr zu, sie war immerhin schon ein ganzes Stück entfernt.

Der Wolf nickte kurz. "Danke, Luna" sagte ich und sah ihr hinterher. Ich blieb noch etwas sitzen. Wie werden sie wohl reagieren? Werden sie wirklich nicht sauer sein? Werden sie verstehen, warum ich so unsicher bin?

Auf all diese Frage hatte ich keine Antwort. Aber ich würde sie wohl nie erhalten, wenn ich es nicht selbst heraus fand. Also machte ich mich auf den Weg zurück und genoss noch etwas die kühle Luft.

Little wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt