Endlich war es so weit. Mein erster freier Tag. Die vergangene Woche war ich nur noch einmal kurz in den Headspace gerutscht. Ich hatte mir am Vorabend mit meinen Daddies ausgemacht, den heutigen Tag allein in Marvins Werkraum zu verbringen. Mir kribbelten bereits die Finger, solange hatte ich nicht mehr getüftelt und ich hatte einiges zu reparieren.
Daddy hatte mich geweckt und mir Frühstück gemacht, bevor er sich mit einem Kuss auf die Stirn von mir verabschiedet hatte. Natürlich nicht vor seinem üblichen "Wo sind schon wieder diese verdammten Schlüssel?" Ich genehmigte mir einen Kaffee und schlenderte dann den Weg zur Schule durch den Wald.
Marvin hatte mir den Schlüssel gegeben und so stieg ich direkt hinab in den Kellergang. Im Raum roch es nach Holz und Metall und ich konnte nur einen tiefen Atemzug nehmen und die Augen schließen.
Nach einem kurzen Moment öffnete ich sie wieder und machte mich an die Arbeit. Aus meinem Rucksack kramte ich das Technikbuch und meinen unfertigen Schaltkreis. Ich wollte die kleine Batterie aus dem Buch nachbauen und etwas optimieren, wenn es mir gelang. Ich hatte nämlich schon eine genaue Vorstellung, wo ich sie einbauen wollte. Aber noch machte ich mir keine Hoffnungen. Mit den Kabeln tat ich mich meist schwer, aber versuchen wollte ich es zumindest.
Ich las mir die Anleitung also erneut sehr genau durch, bevor ich tatsächlich loslegte.
Es dauerte knapp eine Stunde, dann war ich so weit. Die Batterie war fertig und funktionierte. Nun musste sie nur noch etwas aufgepimpt werden. Nur dieses eine Kabel musste get-
BOOM!!!
POV Marcus
Ich war gerade dabei, einen Bericht zu schreiben und da spürte ich es. Ein Schmerz durchzog meinen ganzen Körper. Einem meiner Mates war etwas zugestoßen. Meine Brust brannte.
'Marcus? WO BIST DU? ' 'In der Klinik... wo ist Romy? ' 'SCHEIßE!!! ' und schon rannten wir los.
Zwei Minuten später standen wir vor der Schule. "Wie kommen wir in den Keller?" fragte ich aufgebracht. "Ohne Schlüssel?..... Durchs Fenster!" kombinierte er nach kurzem Überlegen.
Schon rannten wir erneut zu dem kleinen Fenster. Der Werkraum war mit Rauch gefüllt. Ich hielt den Atem an. Mason hingegen fing sofort an, auf das Fenster einzutreten.
"Schneller Mason!" sprach ich mit zitternder Stimme. Und endlich klirrte es. Schnell trat er die Scherben so gut es ging aus dem Weg und kroch dann durch den kleinen Rahmen. "Vorsicht!" rief ich und stieß ein Stoßgebet an die Mondgöttin aus.
"ROMEO!" rief Mason laut und tastete sich langsam durch den Raum. Ein kleines Wimmern ertönte. Der Mondgöttin sei Dank. Kurz darauf stand Mason mit unserem bewusstlosen Baby auf dem Arm wieder vor mir.
"Sein Puls ist stabil, aber wir sollten uns trotzdem beeilen" sagte ich nach dem ich Romys Handgelenk befühlt hatte.
Und erneut rannten wir los.
POV Mason
Kaum standen wir im Flur, bellte Marcus Kommandos durch den Gang. Ich hielt Romeo immer noch im Arm und wiegte ihn sachte hin und her. Ein paar Pflegekräfte kamen auf mich zu und wollten ihn auf ein Bett legen. Ich knurrte.
"Beta, bitte... wir müssen ihn an die Monitore anschließen..." erklärte Nathalie mit ruhiger, freundlicher Stimme. Ich legte ihn also doch nieder, ließ aber seine kleine zarte Hand nicht los.
"Ich brauche CT, MRT und einen Lungentest... Sauerstoff und Glucose anhängen und behaltet mir seine Werte im Auge! " kommandierte Marcus wieder, während sie den bleichen Jungen, der in dem weißen Bett wie ein Geist aussah, den Flur entlang schoben.
"Wir müssen hier warten" sprach Nathalie und hielt mich zurück. Marcus war in seinem Element und ich konnte nichts tun, weshalb ich mit Tränen in den Augen stehen blieb und seine Hand losließ.
"Ich weiß, shhh.... Komm, ich bringe dich ins Zimmer, dort kannst du warten, bis alles erledigt ist und Marcus ihn untersucht" erklärte sie leise und zog mich mit sich zurück. Sie setzte mich auf einen Stuhl, drückte mir einen Becher Wasser in die Hand, tätschelte kurz meine Schulter und ließ mich dann in dem kühl eingerichteten Raum allein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging endlich die Tür auf.
Narrator POV
Nathalie und Marcus schoben das Bett in den Raum. "Wir müssen ihn aus diesen Klamotten kriegen" sprach Marcus zu ihr und sie nickte. Sie griff nach einer Schere und schnitt Hose und Pullover auf, sodass der Teenager nur noch in Boxershorts auf dem Bett lag.
Ein ziemlich starker Kratzer zierte seine Wange. Er war vollkommen verkabelt, ein Zugang steckte in seiner Hand. Und dann sahen sie erst das ganze Ausmaß der Explosion. Seine Unterarme waren mit mittelschweren Verbrennungen versehen.
Mason zog bei diesem Anblick scharf die Luft ein und begann dann leise zu weinen. "Ich brauche Gaze und das Gel" sprach Marcus deutlich. Nathalie reichte ihm das Besteck und Marcus strich behutsam mit dem Gazebällchen über die Verbrennungen.
Danach desinfizierte er den Kratzer und wusch die Rußflecken aus Romeos Gesicht. "Die Bilder dürften gleich da sein..." sprach Nathalie. "Ich bin zurück, sobald ich was weiß" sprach sie und ließ die Mates allein.
"Die Verbrennungen sind das Schlimmste, aber er wird wieder" erklärte Marcus, strich dem Kleinen die Haare aus dem Gesicht und drehte sich dann zu seinem anderen Mate, der immer noch weinte.
Marcus ging auf Mason zu und setzte sich nun auf seinen Schoß und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. "Er ist sicher, Babe. Niemand konnte das voraussehen und du hast ihn gerettet. Nicht deine Schuld! Unser Little ist ein kleiner Kämpfer" flüsterte er.
"Ich- ich hätte ihn nicht allein gehen lassen sollen.... was soll schon passieren, wenn man ein Little allein in einem Werkraum basteln lässt..."
"Stopp! Erstens haben wir das gemeinsam entschieden und zweitens war er heute nicht im Headspace... Ich warne dich, hör auf mit diesem Gefasel! Ich ertrage es nicht! Er braucht uns jetzt beide und da sind Vorhaltungen der falsche Weg. Hast du das verstanden?" sprach Marcus inzwischen mit dominanter Stimme.
Mason schwieg. "Darüber reden wir später nochmal und jetzt zeigst du mir sofort deine Verletzung!" sprach Marcus streng und stand auf.
Mason rührte sich keinen Zentimeter. "Sofort!" Mason zog sein T-Shirt nach oben. Blutende Schnittwunden vom Fenster kamen zum Vorschein. Sie würden zwar von selbst heilen in spätestens einer halben Stunde, aber Marcus ließ es sich trotzdem nicht nehmen, sie zu desinfizieren. Mason zischte nur, biss aber tapfer die Zähne zusammen. Dafür erhielt er einen Kuss.

DU LIEST GERADE
Little wolf
Serigala Jadian"Hätte mir jemand vor einem halben Jahr gesagt, dass Werwölfe tatsächlich existieren, hätte ich ihm vermutlich den Vogel gezeigt. Doch nun da ich hier saß und meine Mutter mir vorsichtig versuchte beizubringen, dass ich aus einer Beziehung mit eben...