7. Kapitel

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Als ich dem Rudelhaus näher kam, wurde mir ganz mulmig zu mute. Ich hatte das dringende Bedürfnis wieder wegzulaufen, aber ging immer weiter. 

Schließlich stand ich vor dem Büro des Alphas. Ich hörte aufgeregte Stimmen. Ich klopfte behutsam an die Tür. Die Stimmen verstummten. Ich schluckte schwer, bevor ich die Tür öffnete.

Ich spielte mit meinen Fingern und blickte zu Boden. "Der Mondgöttin sei Dank" riefen Mason und Marcus im Chor und liefen auf mich zu. "Ist es in Ordnung, wenn wir dich in den Arm nehmen?" fragte Marcus. Ich nickte.

Einige Sekunden später spürte ich die angenehmen Funken. "Tu uns das bloß nie wieder an, Puppy" flüsterte Mason. Ich nickte.

"Bist du bereit über die Regeln zu sprechen oder möchtest du lieber schlafen?" fragte der Alpha. "Ich denke, ich bin bereit" flüsterte ich. "Möchtest du diesmal auf meinen Schoß?" fragte er. Ich schüttelte den Kopf. 

"Hast du Angst?" fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Alle starrten mich an. Niemand war die Luna aufgefallen, die leise auf ihre Knie gesunken war und den Blick auf dem Boden gesenkt hatte.  "Ich glaube, die Luna braucht das gerade dringender als ich" erklärte ich. 

Marlons Blick schoss zur Seite. "Komm zu mir" sagte er mit dominanter Stimme. Sie stand sofort auf und lief zu ihm. Er zog sie auf seinen Schoß und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. "Good girl" lobte er sie.

Ich lächelte. "Möchtest du auf meinen Schoß?" fragte nun Matthew. Ich sah ihn verwundert an, nickte aber dann. Ich ging auf ihn zu und wurde dann vorsichtig hoch gehoben. Mir wurde durch die Haare gewuschelt. Danach zogen Mason und Marcus meine Aufmerksamkeit auf sich.

"Okay, Pup" begann Mason "Hast du verstanden wie die Caregiver-Little- also GgL-Beziehungen funktionieren?" fragte er. Ich sah unsicher zu ihm. "Ehm... also ich glaube schon, irgendwie" stammelte ich unbeholfen. "Kein Grund sich zu schämen, Romeo" sagte nun Marcus.

"Du wirst in einen 'Headspace' fallen, in dem du dich klein fühlst. Wie klein werden wir dann sehen. Und wir werden uns um dich kümmern. Natürlich auch wenn du groß bist. Es gibt bestimmte Regeln und zwar auch für uns. Wir haben dir eine Liste geschrieben, Kleiner" sagte Marcus und gab sie mir. 

Ich nahm die Liste und las sie mir aufmerksam durch.

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 01. Nenn uns immer Daddy

02. Deine Daddies sind immer für dich da

03. Schäme dich niemals für Fragen, Ängste oder Sorgen

04. Hör darauf was deine Daddies dir sagen

05. Sag deinen Daddies immer, wenn es dir schlecht geht

06. Keine Schimpfwörter

07. Schlafenszeit: 22.00 Uhr

08. Hausaufgaben und Schule haben immer Priorität

09. Akzeptiere deinen Wolf

10. Sag immer die Wahrheit

11. Sag, wenn es zu viel wird oder du eine Pause brauchst

12. Süßigkeiten und Fernsehen nicht ohne Erlaubnis

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"M-muss ich euch wirklich Daddy nennen?" fragte ich unsicher. "Wir werden dich nicht zwingen. Du hast Zeit dich an alles zu gewöhnen. Wenn du dich wohlfühlst, wird es passieren. Solang werden wir uns gedulden, keine Sorge Pup" erklärte Marcus. Ich nickte.

"S-schule?" fragte ich. "Ja, wir haben eine Schule im Rudel. Alle Wolfskinder besuchen sie irgendwann" sagte Mason. Mir wurde es ganz schlecht bei dem Gedanke an fremde Mitschüler, neue Lehrer und Fächer.

"Keine Angst, Kleiner, dir wird es gefallen" flüsterte Matthew in mein Ohr. Ich hoffte es. "Was wenn ich eine Regel breche?" fragte ich mutig. "Dann bekommst du eine Strafe" antwortete Mason trocken.

Ich wimmerte. "Shh, puppy. Wir würden dich nie verletzen" sagte Marcus und tätschelte meinen Kopf. 

Ich murrte unter den Funken auf und drückte meinen Kopf mehr gegen seine Hand. 

"Gut, dann ist ja jetzt alles geklärt. Der Welpe gehört ins Bett und meine Luna braucht Zuwendung, also los raus hier" sagte der Alpha. Alle erhoben sich sofort und wir verließen das Büro.

Matthew verabschiedete sich von uns und Mason und Marcus führten mich auf ihr Zimmer. In der Mitte des Raumes stand ein großes Bett. Es gab einen Schrank und zwei weitere kleinere Räume. Das eine war ein Bad. Das zweite war verschlossen.

Neugierig guckte ich immer wieder zu dieser Tür. "Ah, ich merke schon, unser little boy ist neugierig" lachte Mason und hob mich hoch. Gemeinsam mit mir ging er in den Raum.

Er war hell eingerichtet. Es gab ein Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch und ein großes Regal mit Büchern und Spielzeug. Mir klappte die Kinnlade runter. 

"Gefällt dir dein Zimmer, Baby?" fragte Mason. "M-meins?" fragte ich. "Natürlich deins, was hast du denn gedacht?" lachte er. Ich wurde rot. Ich bekam einen Kuss auf die Wange und wurde dann abgesetzt.

Ich sah mich etwas um und blieb vor dem Regal stehen. Einige Bücher kannte ich bereits, aber mir gefielen sie trotzdem. Mein Blick glitt über die Spielsachen und blieb auf einem kleinen Kuscheltier hängen.

Ein kleiner Wolf guckte mich mit großen Knopfaugen an. Er gefiel mir, doch ich war zu alt für Stofftiere, also setzte ich mich auf das Bett. 

"Okay Pup, Zeit fürs Bett" sagte Marcus. "Okay" sagte ich leise. "Matthew hat deinen Koffer gebracht... hast du da etwas zum Schlafen drin?" fragte er. Ich nickte. "Okay, ich lass dich kurz allein" sagte er und verließ das Zimmer.

Schnell schlüpfte ich in ein Schlafshirt und kam dann heraus. "Fertig" sagte ich leise. "Gut gemacht, nur noch Zähneputzen, Romy" sagte nun Mason. Ich lief wieder rot an. Ich wurde noch nie für so etwas banales gelobt. "Aw, puppy" sagte Mason und trug mich ins Bad. Er gab mir eine Zahnbürste.

Kurzdarauf wurde ich von beiden ins Bett gebracht. "Okay, Baby. Wenn irgendetwas ist, wir sind nebenan. Du darfst jeder Zeit rüber kommen, wenn du magst." erklärte Marcus.

Beide streichelten mir über den Kopf, wünschten mir eine gute Nacht und schlichen hinaus. Ich hatte ein kleines Nachtlicht, also war es nicht ganz so dunkel. Ich brauchte also keine Angst haben und schlief deshalb auch schnell ein.

Little wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt