33. Kapitel

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Mit meiner Mom unten und wer wusste schon wie vielen, Wölfen vor dem Haus, musste ich eine Weile Ruhe geben. Meine Mom würde nach mir sehen kommen und erst dann könnte ich mich davonstehlen.

Aber wie? Durch die Tür war keine Option....das Fenster! Zum nächsten Baum nur ein Katzensprung, aber ich war mir nicht sicher, ob Wölfe tatsächlich weit springen können oder ob Paps mich nach einem ordentlichen Spanking wieder zusammenflicken musste.

Und als hätte ich die Uhr nach ihr gestellt, ging die Tür leise auf. Ich hielt mir meinen Wolf vors Gesicht und stellte mich schlafend. Ich konnte ihren Atem hören, noch bevor sie meine Tür öffnete. Sie schien herein zu lugen und trat dann doch ein. Sie strich mir durchs Haar.

"Gut, dass du sicher bist. Ich hatte Angst um dich, mein Schatz. Träum süß, Ro" flüsterte sie und schlich danach wieder hinunter. Schleichen für Menschen natürlich, Wölfe hätten sie wohl sogar draußen gehört.

Ich wartete noch ein paar Minuten bevor ich Kissen unter die Decke legte und danach leise das Fenster öffnete. Die kleine Buche neben dem Haus sollte mich halten...hoffte ich als ich mich verwandelte und mit einem großen Satz auf einen Ast sprang.

Gott sei Dank war ich weder besonders groß noch schwer und der Ast hielt mich. Ich sprang von Ast zu Ast wie auf einer Treppe nach unten.

Ich konnte die anderen heulen hören, was bedeutete Damien war mit den Doms auf der anderen Seite des Waldes. Sie brauchten Platz und direktes Mondlicht. Natürlich. Die Lichtung.

Und schon rannte ich los, darauf bedacht leise zu sein und doch schnell wie der Blitz. Ich spürte die Dominanz in der Luft und irgendwie ließ es mich erschaudern. Sollte ich vielleicht doch umdrehen?

Doch dann hörte ich seinen Schrei und ich wusste, ich würde dort bleiben. Ich schlich mich weiter heran. Ich konnte nicht zu nah treten, sie hätten mich bemerkt. Doch Damien sollte wissen, dass ich da war. Dass er nicht allein war unter den ganzen Doms.

Durch das Mondlicht war es kaum möglich in Deckung zu bleiben. Daddy lief unruhig auf und ab und wandte seinen Kopf mehrmals in meine Richtung. Der Alpha redete auf Damien ein, die Luna neben ihm. Paps stand mit meinem Dad abseits an einen Baum gelehnt und starrte auf den sich zusammenkauernden Jungen, der vor Schmerzen schrie. Ab und an konnte man Knochen brechen hören.

Matthew fuhr sich ständig über den Hinterkopf, wie er es immer tat, wenn er nervös war.

"Du musst dich konzentrieren" sprach der Alpha wieder. "Marlon, er ist noch ein Kind, wenn du ihn nervös machst, bringt das gar nichts" wandte die Luna ein. Und wie immer hatte sie recht.

Er hatte Angst. Angst vor dem, was sich in ihm rührte, vor den Schmerzen, die angeblich gut sein sollten. Ich konnte ihn verstehen. Es war einfach zu sagen, er solle sich konzentrieren und es geschehen lassen. Er hatte einen starken Willen.

Du kannst das. Vertraue auf dich, dachte ich so verzweifelt. Doch Damien schien immer schwächer zu werden. Sah denn niemand, dass dies nicht der richtige Weg war? Ihn mit Mondlicht vollzupumpen und seinen Wolf, seinen vermutlichen Subspace zu triggern und heraus zu zwingen.

"Keine Angst, Kleiner. Du machst das toll. Fast geschafft" sagte nun Daddy, das streitende Alphapaar unterbrechend. Daddy hatte das nötige Einfühlungsvermögen, wie auch die Luna.

Wieder schrie er auf und wälzte sich auf dem Boden umher. "Kannst du gar nichts machen Marcus?" "Nichts... das Mondlicht gibt ihm die Kraft... er muss sie nur... annehmen" erwiderte Paps vorsichtig.

"Tzz, der war gut Doc" quälte Damien heraus, bevor wieder ein Knochen brach.

Ich fühlte mich nutzlos. Ich musste doch irgendetwas tun können.

Natürlich. Sie hatte gesagt, wenn ich sie brauchen sollte, sei sie da... Gut, ich brauchte sie nicht unbedingt, aber Damien könnte etwas Unterstützung gebrauchen...

'Mann ist das jetzt unhöflich.... Hi Luna... ich bin mir sicher, Ihr könnt mich hören, ich oder besser mein Freund hier braucht etwas Unterstützung... Ich bitte Euch, helft, oh Mondgöttin' betete ich in Richtung des Mondes.

Ich spürte eine starke Kraft in mir. Sie zog ein in meinen Geist. 'Hallo kleiner Welpe, ich verspreche, ich gebe mein Bestes. Damien ist für dieses Rudel ebenso wichtig wie du es bist, Romeo. Er hat Angst und du musst sie ihm nehmen. Vertraue auf deine Intuition, sie wird dich leiten. Vertraue auf dich selbst, mein Welpe und durch dich wird es passieren.'

Ich öffnete die Augen und atmete schwer. Ihre Kraft war unglaublich. Sie hatte gesagt, ich sollte auf meine Intention hören. Was versuchte ich die ganze Zeit? Ihn zu unterstützen. Bei ihm zu sein...

Also gut.

Damien schrie und nichts hielt mich mehr auf. Ich rannte zu ihm unter entsetztem Geschrei aller Erwachsenen. Ich wimmerte, als ich mich vor ihn setzte und leckte behutsam sein Gesicht. "Hi, Welpe..." lächelte er leicht. Ich stupste mit der Nase an seine Hand und er streichelte mein Fell. Schien den Schmerz für einen Moment zu vergessen.

"Romeo bist du des Wahnsinns, komm gefälligst weg von ihm" sprach der Alpha. Ich rührte mich keinen Zentimeter. Im Gegenteil ich lehnte mich an Damien, den eine weitere Schmerzenswelle durchfuhr. Seine Rippen brachen. Er bekam keine Luft. Ich legte meinen Kopf auf seiner Brust ab und schnurrte. Er atmete gleich viel besser und hatte endlich aufgehört zuschreien.

"Romy, wir wissen, dass du helfen möchtest, aber das ist gefährlich. Er hat sich nicht im Griff. Er könnte schlagen oder beißen und das nicht einmal mit Absicht. Komm bitte weg von ihm" sagte Daddy ruhig. 'Vertraut mir bitte' sprach ich über den Mindlink. 'Bitte Daddy... Paps' sprach ich.

Niemand sagte mehr etwas. Damien schrie, ich wimmerte und kuschelte mich eng an ihn.

Es dauerte nur noch einen letzten Schrei, bevor ich Fell statt Haut spürte.

Er weinte, ich sah ihn an. Der Alpha kam auf uns zu und streichelte Damiens Kopf.

"Willkommen, junger Omega" sprach er deutlich und wir heulten alle, zumindest alle in Wolfsform, laut auf. Die Glückwünsche kamen immer näher, ich hatte mich wieder an ihn gekuschelt und sah die anderen nicht.

Bevor ich beinahe einschlief, er war so warm, vernahm ich ein letztes Wort, welches mich sofort hellwach machte. Es kam von Matthew und Damien gleichzeitig.

"Mate!"

Little wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt