chapter|| thirty-three

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,,Armitage...", murmelte ich entkräftet und strich mir die losen Haarsträhnen aus meinem Blickfeld. Trotzdem entging mir keine Sekunde das Aufflackern von Hoffnung in seinen Augen, dass mir damals so viele schöne Abende beschert hatte.

,,Ella, was ist los?", fragte seine sanfte Stimme ganz dicht bei mir, als er seine schmale Hand, ganz rau von seiner Arbeit in den letzten Tagen, auf die Stelle meines Oberarms legte, der nicht bedeckt war. Entrüstet trat ich einen Schritt nach hinten und versuchte den Schmerz auszublenden, den diese Geste in ihm auslöste. ,,Mir geht es gut, ich brauchte bloß ein wenig Luft zum Atmen. Erst James, der mir seit der Ankunft nicht von der Seite zu weichen scheint und danach... du.", antwortete ich ausweichend auf seine vorherige Frage und deutete daraufhin auf den Weg, der seitlich zu uns entlanglief. ,,Vielleicht möchtest du mich bis zu meiner Hütte begleiten. Solange könnten wir reden, denn es scheint, als gäbe es da etwas, dass du loswerden willst." Voller Aufmunterung schenkte ich ihm ein Lächeln und drehte mich um, bevor er darüber nachdachte und ablehnte.

Armitage war mir insgeheim immer ein guter Freund gewesen, auch wenn diese gewaltige Kluft zwischen uns existierte. Solange er jedoch Bereit war zu reden, war ich es auch.

Nach einigen Sekunden hörte man das Rascheln von Kleidung und ein seichter Windstoß signalisierte mir, dass er neben mir herlief. Der Duft von Erde, Schweiß und Patchouli stieg mir in die Nase, woraufhin mein Körper sofort reagierte. Verdammter Verräter!

,,Nun, worüber willst du mit mir reden, Armitage? Und versuch erst gar nicht es zu verleugnen. Man sieht es dir an, wenn du lügst." Auf mein Kommando hin schien dem Rothaarigen eine gewisse Röte in die Wangen zu steigen, was in mir ein starkes Kribbeln auslöste. Schnell wandte ich den Blick ab und beobachtete den erdigen Weg zu unseren Füßen und die kleinen und größeren Pflanzen am Rande dessen.

,,Es ist nicht einfach dich mit ihm zu sehen, denn eigentlich müsste ich wütend auf dich sein. Du bist damals gegangen, ohne ein Wort darüber zu verlieren und das hat mich zutiefst verletzt. Jetzt verstehe ich aber, wieso du es damals getan hast. Du wolltest fliehen, vor dem Monster, dass ich geworden bin und vor der Ersten Ordnung." Oh. Normalerweise war ich solch Ehrlichkeit nicht von Armitage gewohnt, umso mehr überraschten mich seine Worte.

Überrumpelt hielt ich in meinem Schritt inne und starrte ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Er war tatsächlich auf das Eifersüchtig, was ich mit Poe teilte und außerdem verstand er meine Beweggründe zur Flucht, obwohl ich mich ihm nie anvertraut hatte. Ja, ich war vor dem Monster geflohen, dass er geworden war, doch daran war einzig und allein die Erste Ordnung schuld.

,,Hör zu, Armitage. Du hast recht. Vielleicht hätte ich damals ehrlich zu dir sein sollen, doch ich will dich nicht anlügen. Unter den Bedingungen, in denen wir eine romantische Beziehung miteinander geteilt haben, war es unmöglich offen zu dir zu sein. Wahrscheinlich hättest du mich mit großer Freude dem Supreme Leader überbracht und dabei zugesehen, wie er mich tötet" Unter meinen Worten zuckte der gesamte Körper des Generalen zusammen und Bedauern trat in seine Augen. Bei der Macht, ich hatte mich tatsächlich gewagt ehrlich zu ihm zu sein und jetzt bereute ich es noch. War es Mitgefühl, das mich dies Denken ließ oder Reue gegenüber einem Leben, dass wir miteinander hätten führen können?

,,Vermutlich hast zu recht. Mit all dem, was du sagst. Die Erste Ordnung machte mich fortgehend zu einem Mörder, der die Autorität über andere genoss. Doch auch aus diesen Gründen war ich Bereit gewesen mich als Spitzel bereitzustellen.", entgegnete er sichtlich getroffen von meinen Worten und nahm das vorherige Schritttempo auf. In Anbetracht seiner Größe war es deutlich schwieriger mit ihm schrittzuhalten, wenn er das Tempo vorgab.

Nachdenklich musterte ich sein Seitenprofil und bemerkte das stetige Pochen seines Kiefermuskels, den er fortwährend anspannte. Wieso nur hatte ich das Thema überhaupt angesprochen? Es war schließlich offensichtlich wie sehr uns die Vergangenheit weiterhin bewegte.

Seufzend strich ich die störenden Strähnen aus meinem Gesicht und richtete den Blick stur nach vorne. Meine Schultern schmerzten und mein Rücken protestierte langsam bei jedem Schritt den ich machte. Die letzten Tage waren die reinste Hölle gewesen, seitdem die Erste Ordnung unentwegt Aktivitäten durchführte.

,,Tut mir leid. Am liebsten hätte ich dieses Thema weitesgehend umgangen, nur deine bloße Anwesenheit." Nochmals holte ich Luft und versuchte meine Worte mit Bedacht zu wählen. ,,Bringt mich durcheinander und weckt in mir den Wunsch, Ehrlich zu dir zu sein. Wir haben vieles in der Vergangenheit getan, das den jeweils anderen verletzt hat. Hoffentlich wirst du mir den Verrat irgendwann verzeihen können, selbst wenn du verstehst." Armitage nickte bei jedem Wort, dass ich sagte, zumindest entnahm ich diese Kenntnis aus der Sicht meines Augenwinkel. Nichtsdestotrotz schien es dem Rotschopf weiterhin eine Bürde zu sein, mit mir zu sprechen.

,,Ich verstehe. So verstehe ich auch den Grund dafür, dass du dich bei mir entschuldigst, auch wenn es nicht notwendig ist. Lass uns nur einfach normal sein, als wäre niemals etwas zwischen uns passiert."

Zum Glück blien mir eine Antwort darauf erspart, sobald die Umrisse der Häuserreihen erkennbar wurden. Ungewollt blitzten Erinnerungen in mir auf, die ich normalerweise gekonnt verdrängte. Doch jetzt in diesem Moment erschien es mir richtig, sie mit sanften Händen entgegenzunehmen.

,,Danke für dieses Gespräch, Elizabeth.", sprach Armitage fast zu leise, sodass das Rauschen der Blätter seine Stimme verdrängte. Anerkennend neigte ich den Kopf und machte an der Tür meiner Hütte einen Schritt nach vorne, um mich vor dem schmalen Mann hinzustellen. Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, bevor meine Hände sanft sein Kinn umfassten und ihn einen Kuss auf die linke Seite hauchte. ,,Solltest du jemals das Bedürfnis haben mit jemanden zu reden, der deine Situation versteht. Du weißt, wo du mich findest."

Das unterschwellige Angebot in meinen Worten war vollkommen Ernst gemeint. Denn keiner verstand die unbehagliche Situation des Generalen besser, als jemand der selber einst der Ersten Ordnung diente.

Sogleich ich einen Schritt nach hinten machte, erkannte ich das schüchterne Lächeln in seinem Gesicht und musste sofort selber breit Grinsen. Hinter ihm raschelten die majestätischen Baumkronen und weiter hinten hörte man das Zischen und Scheppern von Maschinen. Unzählige Menschen waren hier anwesend und dennoch fühlte es sich so an, als wären wir allein.

Für einen letzten Moment erlaubte ich meinen Gedanken den Anblick des lächelnden Mannes abzuspeichern, bevor ich mich kurzerhand von ihm verabschiedete und die schwere Tür nach Innen öffnete. Mit einem kurzen Klick signalisierte sie mir, dass sie geschlossen war.

Träumerisch huschte mein Blick zwischen die Möbel und geschlossenen Türen, ehe ich leise in mein Schlafzimmer schlich und mich auf die ordentlichen Decken schmiss. Die Sonne würde zwar erst in drei Stunden untergehen. Sobald ich jedoch eine gemütlichere Position zwischen meinen Kissen einnahm, übermannte mich der Schlaf schneller als erwartet.

***

Nennt man sowas wahre Liebe? Wahrscheinlich nicht, obwohl man behaupten mag, das dort einiges aus der Vergangenheit erwacht. So eventuell auch die Gefühle von Armitage für Ella.

Dieses Mal gibt es keine Fragen, dennoch würde ich gerne wissen, was ihr von dem Verhalten von Hux haltet? Denkt ihr er sollte Ella besser loslassen oder für sie kämpfen? (;

Möge die Macht mit euch sein!

I'll protect you foreverᴾᴼᴱ ᴰᴬᴹᴱᴿᴼᴺWo Geschichten leben. Entdecke jetzt