Still schweigend sahen wir uns in die Augen und ich merkte, wie sich anfing ein Kloß in meinem Hals zu bilden. Wieso genau musste Poe jetzt danach fragen.
Es gab zwar keine Antwort auf diese Frage, aber genauso wenig konnte ich ihm die Wahrheit sagen, denn die Drohung von James schwang immer noch in meinen Gedanken, wie ein Blatt, dass durch den Wind geleitet wird.
"Ich kann es dir nicht sagen...", murmelte ich und drehte meinen Kopf gekränkt zur Seite, um den Blick meines Gegenübers nicht begegnen zu müssen. Doch ich hatte diese Überlegung nicht mit Poe gemacht und im selben Moment spürte ich, wie seine rauen Finger sich unter mein Kinn legten und mein Kopf sich widerwillig in seine Richtung drehte.
Schlagartig wurde meine Sicht verschwommener und ich merkte wie der Druck in mir entstand einfach zu weinen, aber noch gerade so konnte ich diesem Drang widerstehen.
Nervös biss ich mir auf meine Unterlippe und versuchte dabei nicht erneut in Tränen auszubrechen. Mit leicht glänzenden Augen sah ich Poe in die Augen und ich konnte seine Gefühle wie eines meiner eigenen Tagebücher lesen. Sie brachen förmlich aus ihm heraus und ich merkte wie mich diese Gefühle drohten zu erdrücken. Die Sorge, Angst und eines stach besonders heraus. Ein Gefühl welches ich nicht richtig identifizieren konnte und doch machte es mich neugierig.
Ich wollte unbedingt herausfinden, was dieses Gefühl in seinen Augen zu bedeuten hatte. Was es war und was es mir vielleicht noch zeigen könnte.
Doch die innerliche Trauer in mir und die Angst, die ich gegenüber von James entwickelte, riss mich mit. In einem tiefen Abgrund, den ich nur mit der Hilfe von anderen Personen wieder aufsteigen konnte und diese Personen hatte ich nicht. Alle die ich liebte, alle Menschen die mir sehr nahestanden, sind gestorben und somit hatte ich niemanden mehr.
Kaum noch konnte ich dem Drang widerstehen unzählige Tränen zu vergießen. Der Anblick von den glänzenden Augen Poe' jagten mir einfach viel zu viele Erinnerungen durch den Kopf und die Angst blieb dabei ein ständiger Begleiter.
"Ella"
Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken, holte mich zurück in die harte Realität und abermals verschwamm meine Sicht für einige Momente.
Ich biss fester auf meine Unterlippe und ich schmeckte das Blut, welches sich plötzlich wie eine zweite Schicht auf meine Zunge legte. Ich musste mich zusammenreißen um wegen des metallischen Geschmackes nicht das Gesicht zu verziehen.
Nur nebenbei bekam ich mit, wie er die Hand unter meinem Kinn ein wenig hoch wandern ließ, damit sie schlussendlich Platz auf meiner Wange einnehmen konnte.
Sein Daumen strich, in sich wiederholende Bewegungen, über meine erhitzte Wange, die dadurch nur noch mehr an Hitze annahm. Ein leises schniefen entkam mir und ich bemerkte zeitgleich, wie die Sorge in seinen Augen zunahm.
"Poe, ich hab doch gesagt, dass ich es nicht kann." Meine Stimme war brüchig und drohte jeden Moment in den dunklen Abgrund zu stürzen und mich somit vollkommen verstummen zu lassen. Noch rechtzeitig konnte ich aber meinen Satz beenden, der mir sofort einen kleinen Stich ins Herz versetzte.
Poe musste sich schreckliche Sorgen machen, die mehr als verständlich waren, doch so sehr ich mich ihm auch anvertrauen wollte, irgendwas hinderte mich daran und hielt mich fest, wie eine Schelle, die sich um mein Handgelenk geschnürt hatte.
"Ich wüsste noch nicht mal, wie ich es dir erklären sollte. Alles was in den letzten Stunden vorgefallen war, nimmt mich mit, auch wenn es nicht wirklich etwas schlimmes war."
Mein Tonfall war leise und ich wich dem Blick von dem jungen Mann wieder aus. Ich versuchte mich hochzudrücken, merkte aber sofort wieder, dass es kein Versuch wert war, denn noch immer lag eine Hand von Poe auf meiner Schulter und hindere mich so daran, dass ich aufstehen konnte.
"Diese Last müsstest du nicht mehr tragen, dafür musst du dich aber mir anvertrauen.", sagte Poe und weicht zeitgleich ein wenig weg. Doofer spürte ich nicht mehr den Druck auf meiner Schulter und auch der dunkle Schatten über mir verschwand, als er sich wieder vernünftig auf die Couch setzte und mir einen besorgten Blick zuwarf.
Auch ich zwang mich dazu eine vernünftige Haltung einzunehmen, wobei ich seinen Augen keinen Moment begegnen wollte. Innerlich musste ich mich zwingen nicht nochmals zu schniefen, während ich einen stechenden Schmerz in der Gegend meines Herzens spürte.
Meine Augen verrieten all den Kummer, der in mir tobte. Alle Gefühle, die mich zu Foltern schienen und auch das bedrückende Gefühl, welches die Gedanken an James in mir auslöste. Er wusste genau, wie er es schaffen konnte mir Angst zu machen, denn nur eine kleine Drohung hatte gereicht.
Währenddessen bekam ich noch nicht einmal richtig mit, dass der Commander sich von seinem Platz erhoben hatte, selbst nicht, als neben mir der Stoff der Matratze wieder hochging. Erst die klare Stimme von ihm brachte mich zur Vernunft und ich sah auf.
Seine Haare waren leicht zerzaust und man konnte beim näheren betrachten die silberne Kette erkennen, die mir vorhin auch schon aufgefallen war. Dadurch huschte ein kleines Lächeln über meine Lippen und es brachte mich auf andere Gedanken.
"Ich sollte wohl besser gehen. Wenn du dich doch dazu entscheiden solltest mit mir zu reden, du weißt wo du mich findest."
Keine Sekunde lässt er auf eine Antwort warten, bis er mir ein letztes Mal zulächelt und dann Richtung Tür stapfte. Das letzte was ich realisierte, war der dumpfe Ton, der entstand, als die Tür zurück ins Schloss fiel.
Genervt aufstöhnend ließ ich mich in die weichen Kissen zurückfallen, die sich wie ein sicheres Versteck, vor all den Gefahren dort draußen, anfühlten. Ihr rauer Stoff elektrisierte meine Haut und sehr schnell breitete sich eine Gänsehaut über diese aus.
Der Geruch von Poe lullte mich ein und es fühlte sich an, als wäre er noch immer in dieser Hütte, direkt vor mir. Denn sein männlicher Geruch umhüllte mich wie ein fester Panzer, den ich nie wieder abgeben wollte.
Geborgenheit überrumpelte mich und augenblicklich merkte ich, wie meine Augenlider immer schwerer wurden. Nur schwer konnte ich mich mit diesem Gefühl wach halten und am Ende holte es mich sogar ein. Zog mich tief in seinen Bann, in die unendliche Dunkelheit. Der einzige Ort, der mich mein Leben lang nicht verlassen hatte. Die Dunkelheit.
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I'll protect you foreverᴾᴼᴱ ᴰᴬᴹᴱᴿᴼᴺ
Sci-fi»𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐞𝐫𝐝𝐞 𝐝𝐢𝐜𝐡 𝐛𝐞𝐬𝐜𝐡𝐮̈𝐭𝐳𝐞𝐧... 𝐟𝐮̈𝐫 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫« Seit Jahren herrscht Krieg in der weit weit entfernten Galaxies und es scheint so, als würde es noch kein schnelles Ende geben. Gut gegen böse, doch welche Seite wird gewinnen...