•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 34°

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Meine Fassade blieb standhaft, ebenso wie ich die Emotionen im Griff behielt. Mit vollem Selbstbewusstsein und Eleganz verließ ich die Tanzfläche, während einige von den Fernandes, einschließlich Alex, versuchten, mich aufzuhalten. Unbeeindruckt und schweigsam lief ich an Valeria vorbei. "Ich hoffe, du konntest den Anblick genießen", hauchte ich ihr ins Gesicht, bevor ich das Anwesen verließ und der Kälte entgegentrat.

"Es reicht! Was passiert hier?" Rückte Alex unerwartet näher, als er mich zum Stehen brachte. "Ich habe bekommen, was ich wollte und jetzt bin ich zufrieden", meinte ich ihm mit einem Lächeln. "Du klingst, als gehörtest du in die geschlossene Psychiatrie!" Brüllte er, doch ich blendete es gekonnt aus.

"Würde ich die Gründe nicht kennen, würde ich mich sicherlich ebenso als verrückt abstempeln." Er fuhr sich durch die Haare, als unerwartet Amira neben ihm erschien.

"Mein Name ist Lucia Velera und in meiner Jugend wurde ich auf Teneriffa wegen meiner Adipositas gemobbt. Menschen wie Ian Fernandes und Valeria López haben mein Selbstbild zerstört und mich zu Suizidversuchen getrieben." So schnell, wie ich ihnen monoton die Erklärung bot, konnten sie es nicht verarbeiten.

Mit schnellen Schritten entfernte ich mich von der holprigen Semesterfeier und verschwand im Dunkeln der Straßen, mein Smartphone abschaltend.

Bevor sie reagieren konnten, befand ich mich mit entblößten Füßen auf dem Asphalt, auf dem Weg zum Strand. Ich lief, sodass sie mich nicht einholen konnten. Die Ruhe suchte ich, bevor der Tsunami am Ufer aufprallte.

Während ich vor meiner Angst davonlief, erreichte der Tsunami schneller als erwartet das Ufer. Ich erreichte den Strand und stolperte über meine Füße. Die Unterdrückung überwältigte mich schlagartig und in meiner Verschwommenheit nahm ich die Umgebung nicht wahr.

Mitten in der Nacht, einsam und allein am Strand, fiel ich auf meine nackten Knie. Ich schrie, als ob meine Vergangenheit mich einholen würde und ich alles in einem Zeitraffer erneut durchleben müsste.

Mitten in der Dunkelheit, einsam und vom Ozean umgeben, spürte ich die Kälte des nassen Sandes auf meinen Knien. Ein Schrei entkam aus meiner Seele, als die Flut meiner Erinnerungen mich überwältigte. Meine Faust krachte mehrmals auf den Sand, meine Schuhe und die Clutch wurden achtlos dahin geworfen. Der Alkohol kontrollierte die Emotionen, die längst außer Kontrolle geraten waren.

Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf. Die Unterdrückung der vergangenen Jahre überkam mich mit brutaler Wucht, als ich vor lauter Verschwommenheit nicht mehr zwischen Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden konnte.

°•Triggerwarnung!°

Mit mühevoller Anstrengung erhob ich mich, das Kleid schwer und durchnässt am Körper klebend. Gedankenlos trat ich weiter in das kalte Wasser des Ozeans, jede Welle empfing mich wie ein trügerischer Trost. Die Dunkelheit der Nacht ähnelte meine verdorbene Seele.

Der Schalter in meinem Inneren schien umgelegt zu sein und jede negative Gedanke drängte mich. Ein unbestimmtes Verlangen nach Erlösung trieb mich voran, während die Gedanken an meine qualvolle Vergangenheit wie Dämonen durch meinen Geist spukten.

Hinter mir vernahm ich das sanfte Plätschern, als würde jemand meine verschollenen Fußspuren folgen. Der Ozean schien mich zu rufen, eine verlockende Melodie, die nur ich zu hören schien. Ich versuchte, schneller in die Weite des Wassers zu gelangen, meine Schritte wurden jedoch von einer Hand gehalten.

Die Dunkelheit umhüllte mich und die salzige Wasser füllte die Luft. Das Verlangen nach Erlösung vermischte sich mit der bitteren Realität meiner Selbstzerstörung.

KarmaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt