Episode 5 || 2

1.2K 109 12
                                    

Eine besonders kalter Windstoß erfasste mich, als ich gerade die Türklingel zum EXO-Haus betätigte. Sofort verstärkte sich mein Zittern und ich war mir langsam nicht mehr sicher, ob das Zittern tatsächlich von dem immernoch ungewohnten Gefühl kam, neben EXO zu wohnen und sie besuchen zu können, ohne dass mich Bodyguards verprügelten, oder ob ich eher aus Kälte zitterte.
Zum Glück dauerte es nicht lange und ein äußerst gut gelaunter Baekhyun öffnete mir mit einem Schwung die Tür.
"Chrissi!", rief er und strahlte förmlich gute Laune aus, die mich sofort ansteckte.
"Baekhyun", entgegnete ich mit einem Lachen reflexartig. Baekhyun fing ebenfalls leicht zu lachen an und ging dabei einen Schritt zur Seite, um mich nach innen zu lassen.
"Komm rein, es ist kalt draußen."
"Danke...", bedankte ich mich höflich und trat zögerlich ein. Eine Welle aus warmer Heizungsluft kam mir entgegen und vertrieb alle Kälte von meinem Körper. Auf einen Schlag fühlte ich mich schon wieder lebendiger und tatsächlich hörte auch das lästige Zittern auf.
Hinter mir wurde die Haustür geschlossen.
"Was führt dich zu uns?", fragte Baekhyun und trat an mir vorbei, während er mich winkend dazu aufforderte, ihm weiter nach innen zu folgen, sodass wir nicht den ganzen Tag im Eingangsbereich verbringen würden.
Langsam folgte ich ihm, bis ich ihn eingeholt hatte, neben ihm herging und die Kaffeekanne vorweisen konnte.
"Sehun hat seinen Kaffee bei Kwangsoo vergessen", erklärte ich.
"Echt?", Baekhyun klang kein wenig erstaunt oder überrascht. Im Gegenteil, es schien ihn sehr zu belustigen.
"Das ist jetzt schon die dritte Kanne! Und wir haben nichtmal Mittag! Dieser Junkie! Wir setzen ihn auf Entzug!", lachte er, hielt jedoch inne, als es plötzlich an der Tür klingelte. Abrupt blieb er stehen und warf mir einen entschuldigenden Blick zu.
"Ich... muss...Paket...", versuchte er stammelnd zu erklären, doch ich unterbrach ihn schnell.
"Ist schon okay, geh an die Tür. Ich finde den Weg auch selbst, danke."
Lächelnd sah ich ihm noch kurz hinterher, wie er zurück Richtung Eingang stürmte, dann drehte ich mich um und durchquerte das Haus alleine weiter.
Doch das vorhin war eine Lüge gewesen.
Eigentlich hatte ich keine Ahnung, wo es lang ging. Ich könnte höchstens das Wohnzimmer aufsuchen oder Chanyeols Zimmer, doch ich bezweifelte stark, dass sich Sehun an diesen Orten aufhielt.
Zögerlich tapste ich einfach auf gut Glück los. So groß konnte das Haus nun wieder auch nicht sein und eventuell hatte ich ja das Glück und fand ihn schnell.
Ehe ich mich versah, befand ich mich auch schon im Wohnzimmer, von wo ich wusste, dass eine Treppe hinauf führte. Da sich dort Chanyeols Schlafzimmer befand, lag es nahe, dass Sehun ebenfalls irgendwo dort sein Zimmer hatte, oder?
Unsicher bahnte ich mir meinen Weg auf die Treppe zu, als ich abrupt innehielt. Ein kleines Stück weiter erkannte ich schwach eine vertraute Stimme wieder.
Auch wenn es nicht die von Sehun war, so ließ ich dennoch von meinem Ziel, der Treppe, ab und sah nach, von wo genau die Stimme kam.
Kaum einen Augenblick später stand ich auch schon an einer Hausecke und sah in die Küche, in der Chanyeol stand. In der einen Hand hielt er eine Kanne, in die man heißes Wasser füllte, in der anderen einen Becher mit irgendeiner gelben Substanz. Das geöffnete Glas Honig, in dem noch ein Löffel steckte, auf dem Tisch kaum ein Stück weiter ließ darauf schließen, dass es sich dabei um diesen Honig handelte.
Doch statt sich darauf zu konzentrieren, wo Chanyeol mit seinem heißen Wasser hinzielte, sah dieser immer wieder auf den Display seines Tablets.
Einen Atemzug lang sah ich ihn noch an, dann beschloss ich, meinen Weg fortzuführen. Ich konnte hier schlecht ewig stehen und Chanyeol beim Mixen sonderbarer Getränke zuzusehen.
Doch gerade als ich mich umdrehen wollte, zuckte ich durch Chanyeols Aufruf abrupt zusammen.
"Heiß!!", rief er laut mit Schmerz in der Stimme auf und schmetterte zeitgleich den Becher und die Kanne auf den Tisch.
"Ach, vergesst es!"
Reflexartig stieß ich mich von der Ecke weg und kam rasch auf Chanyeol zu.
"Alles okay?!", fragte ich sofort, als ich bei ihm ankam, was Chanyeol noch mehr erschrecken zu schien als die Tatsache, dass er sich eventuell beim Mixen verbrannt hatte.
"Ah! Chris! Woher kommst du denn?", fragte er mich entgeistert, während er seine Augen aufriss.
In ein und derselben Bewegung stellte ich Sehuns Kanne mit Kaffee auf einem noch trockenen Plätzchen auf der Theke ab und kam Chanyeols Hand näher.
"Von dahinten", antwortete ich kurz murmelnd, während ich auf seine Hand sah. Seine Haut hatte sich eindeutig rot verfärbt.
"Das musst du sofort kühlen", stellte ich fest und hob meinen Blick zu Chanyeol hinauf. Mir war bisher garnicht aufgefallen, wie immens unser Größenunterschied war. Natürlich, mit meinen 1,57m war ich nicht die Größte und zugegeben, neben Laura fühlte ich mich auch immer noch etwas größer, doch direkt vor Chanyeol stehend war ich praktisch wie eine Ameise. Eine winzig kleine Ameise.
Verblüfft sah Chanyeol zu mir hinunter, ließ seinen Blick zu seiner Hand schweifen, erschrak ein weiteres Mal und drehte sich dann zeitgleich zum Waschbecken.
"Du hast recht, stimmt", sagte er, während er mit seiner nicht verbrannten Hand den Wasserhahn anhob.
Währenddessen wand ich mich wieder zu der Theke um, griff nach einer Serviette aus dem Serviettenspender, der ebenfalls auf der Ablage stand und zum Glück nicht nass geworden war und begann, das merkwürdigerweise immernoch heiße Wasser aufzutupfen.
Auf wievielen Grad hatte dieses Wasser gebrüht?! Ein Wunder, dass es nicht schon längst kondensiert und für immer als Nebel in die Weiten der Küche verschwunden war.
Schnell deckte ich auch noch den letzten Rest an Fläche ab, bevor sich das Wasser weiter ausbreiten konnte.
Prüfend umrundete ich die Theke und sah nach, ob etwas auf den Boden getropft war, doch wie ein Wunder war der Boden komplett verschont geblieben.
Als ich mich wieder umdrehte, verharrte ich wieder in meiner Bewegung, denn ich bemerkte, wie mich ein Paar brauner Augen aufmerksam fixierte.
Chanyeol stand direkt neben dem Waschbecken, in der einen Hand ein Handtuch, mit dem er sich die verbrannte, nun nasse Hand trocknete.
"Du bist immer genau dann da, wenn ich Hilfe brauche", merkte er an und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.
"A-ach, nur Zufall...", antwortete ich und wand meinen Blick ab, denn der Augenkontakt machte mich nervös.
Schwach hörte ich, wie Chanyeol kurz seufzte.
"Ich wünschte, das wäre nicht nötig..."
Überrascht hob ich meinen Blick wieder und entgegnete dem seinen, was zwar meinen Herzschlag erhöhte, doch da musste ich jetzt durch.
Zögerlich holte ich kurz Luft, um darauf zu antworten, als ich von einem Ruf hinter mir unterbrochen wurde.
"Ich habe jemanden Schreien hören! Was ist passiert?!", rief Baekhyun, kam um die Ecke gedüst und stand auch schon keinen Augenblick später bei Chanyeol und mir.
"Du übertreibst. I-ich habe nicht geschrien!", entgegnete ihm Chanyeol sofort und sein vorhin lächelnder Mund formte sich leicht schmollend.
"Natürlich nicht!", lachte Baekhyun und warf einen Blick zu mir, um mir kurz zu zuzwinkern und dann wieder zu Chanyeol zu sehen.
"Was ist passiert?", fragte er weiter, jedoch war der neckende Ton aus seiner Stimme verschwunden und hatte sich eher ins neugierige gewandelt. Genauso neugierig sah er nun auch auf den Tisch und runzelte nachdenklich ein wenig die Stirn.
"H-honigtee...", murmelte Chanyeol leise. Bildete ich mir das nur ein, oder war ihm das unangenehm? Wurde er da gerade leicht rot?
Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, wurden meine Gedanken von Baekhyun unterbrochen.
"Honigtee hilft bei Erkältungen, oder?", fragte er und gab Chanyeol einen freundschaftlichen Stoß an die Schulter.
"Soso... Ist das eventuell für eine kranke Person, die zufällig nebenan wohnt?"

EXO Next Door AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt