Episode 2 || 1

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Ungefähr eine Stunde war vergangen.
Schon seit einer halbe Stunde lag ich quer über der Couch und wartete darauf, das Laura endlich mal fertig wurde, damit wir die Nachbarn mit Kuchen überraschen konnten.
Aus einem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Misa ungeduldig auf und ab ging und dabei immer wieder auf die Uhr starrte.
Sie hatte sich ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden und trug, genauso wie ich, einen einfachen Hoodie zu engen Jeans. Und lustigerweise war das nichtmal abgesprochen gewesen.
"Bis Laura fertig ist, ist schon die Welt untergegangen! Was soll ich dann noch erobern?"
Sie seufzte laut und theatralisch und wandte sich zu mir um.
"Und du, wie kannst du nur daliegen? Kriegst du nie genug vom schlafen?"
Langsam schüttelte ich meinen Kopf hin und her und grinste dabei. Doch Misa hatte recht und deswegen stand ich in einem Schwung von der Couch auf, um mir erstmal durch die nun zerstrubbelten Haare zu fahren.
"Ich gehe mal sehen, wo Laura bleibt..."
"Tu das."
Ich liess Misa hinter mir und machte mich auf den Weg zum Bad. Vorsichtig klopfte ich, doch als keine Antwort kam, öffnete ich einfach. Keiner da, nur mein eigenes Paar brauner Augen sah mir in meinem Spiegelbild entgegen.
"Laura?", fragte ich vorsichtig und verliess das Bad wieder. Wo war sie bloß?
Sofort steuerte ich unser gemeinsames Zimmer an und wurde dort tatsächlich fündig.
Dort auf der Bettkante saß sie, wie zuvor am Esstisch eifrig und lächelnd in ihr Handy versunken. Es schien, als wäre sie in eine andere Welt abgetaucht. Auch sie trug wie Misa einen Pferdeschwanz.
"Laura?", fragte ich vorsichtig und lehnte mich an den Türrahmen. Wie von der Terantel gestochen schaltete Laura ihr Handy aus und blickte zu mir. Sie brauchte einen Moment, um sich zu fangen, da ich sie anscheinend tatsächlich aus ihrer Welt gerissen hatte.
"Chris. Oh, ja?", fragte sie vorsichtig. Einen Augenblick später schaltete sie ihr Handy wieder ein und warf einen Blick auf den Display.
"Oh nein, ich habe ganz die Zeit vergessen!", entschuldigte sie sich, während sie aufstand und zu mir ging. Ihr Gesicht war leicht errötet.
"Schon ok. Ich frag' garnicht erst", entgegnete ich ihr lächelnd und ging nach einem erleichterten und dankbaren Lächeln von Laura zurück zu Misa, die schon auf uns wartete.
Als sie uns ankommen sah, warf sie die Hände über den Kopf und wandte ihren Blick Richtung Himmel.
"Halleluja, endlich! Gott, wie lange kann man nur im Bad brauchen!", rief sie dramatisch aber lachend, liess die Hände sinken und sah Laura strafend an.
"Tut mir Leid..."
Lauras Röte hatte immer noch nicht aufgehört und langsam fing ich an, mir wieder irgendwelche Hirngespinste und Sachen auszudenken. Doch schnell wurde ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, als sich Misa die Schlüssel zum Haus vom Tisch schnappte und Richtung Haustür ging.
Ich wartete noch auf Laura, die sich die kleinen Küchlein schnappte, die Misa gekauft hatte, damit wir sie zum Kennenlernen zusammen mit den Nachbarn essen konnten.
"Kommt schon!", wiederholte sie einige Male und gemeinsam verließen wir das Haus. Während Misa hinter uns die Tür abschloss, traten Laura und ich schon die Einfahrt hinaus auf die Straße und sahen nach rechts.
"Also, zu wem gehen wir?", fragte Laura leicht verunsichert und warf auch einen Blick nach links die Straße hinunter.
"Wir sollten nur bei den direkten Nachbarn klingeln!", warf ich erschrocken ein, als ich sah, wie Laura auch weiter entfernte Häuser anfixierte.
"Schon klar!", lachte diese.
Neben uns tauchte Misa auf, welche lässig den Schlüssel am Bund schwang und ihn dann in ihrer Hosentasche verschwinden ließ, um nochmal demonstrativ zu zeigen, das sie die Macht hatte, ob wir jemals wieder reinkamen. Vielleicht hätte ich mir die Ersatzschlüssel mitnehmen sollen...
Ohne zu Fragen steuerte Misa nach rechts. Laura und ich folgten ihr, blieben jedoch verwirrt vor dem Eingang zu unserem Nachbarhaus stehen.
"Misa? Hier ist der Eingang?", fragte ich vorsichtig und brachte Misa so zum stehen. Diese drehte sich um, warf kurz einen Blick zu dem Haus und schüttelte den Kopf.
"Da macht doch eh keiner auf!"
"Aber wir sollten es versuchen... Vielleicht war der Bewohner ja unter der Dusche oder so! Also... Schlechtes Timing?", überlegte ich laut und ließ meinen Blick zu dem Haus schweifen.
Das Haus war sehr groß, eigentlich zu groß für nur eine Person, es könnten locker mehrere Person darin leben. Der Vorgarten war sorgsam gehegt und gepflegt und mit kleinen Bäumen bepflanzt.
"Macht was ihr wollt!", rief Misa und hob leicht die Hände.
"Ich bin ein Haus weiter mich mit dem Mädchen anfreunden! Bye!", lachte sie, drehte sich kurzerhand um und ging schnurstracks auf das benannte Haus zu.
"Misa!", versuchte Laura es noch, doch Misa machte keine Anstalten, umzukehren. Ratlos sah sie mich an, zuckte mit den Schultern und sah dann wieder zu dem Haus.
"Komm. Soll Misa doch machen, was sie will!", seufzte ich, setzte das selbstbewussteste Lächeln auf, das ich hatte und ging die Einfahrt hoch. Zugegeben, ohne die extrovertierte Misa fühlte ich mich gleich etwas unsicherer, doch ich tat mein Bestes, es mir nicht anmerken zu lassen. Außerdem war Laura noch bei mir, ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen. Wir mussten nicht immer hinter Misa hergehen!
Je näher ich der Haustür kam, umso schwerer und langsamer wurden meine Schritte, sodass es sich anfühlte wie eine Ewigkeit, als wir endlich an der Haustür ankamen. Zögerlich hob ich die Hand, warf Laura noch einen kurzen Blick zu und klingelte dann.
Nichts passierte.
"Nanu? Keiner da", sagte ich und wand mich dabei zu Laura, doch aus einem Augenwinkel konnte ich genau in diesem Moment sehen, wie wieder die Gardinen geschlossen wurden. Es war also doch jemand Zuhause! Warum machte dann keiner auf?!
"Lässt sich nichts machen...", seufzte Laura und wollte schon wieder gehen, doch ich hielt sie auf.
"Moment", flüsterte ich und klingelte abermals. Irgendjemand musste öffnen, ob früher oder später!
Wir warteten wie zuvor wieder. Gespannt und erwartungsvoll sah mich Laura an.
Gerade als ich dabei war, mich umzudrehen und zu gehen, da sich nichts tat, wurde die Tür geöffnet.
Überrascht verharrte ich mitten in meiner Bewegung und sah auf zu dem jungen Mann, der nun im Türrahmen lehnte. Er trug einen Zebrastreifenpullover und seine dunklen Haare waren leicht zerzaust.
"Hallo...", murmelte der Mann und sah Laura und mich prüfend an. Er erinnerte mich stark an jemanden, doch ich konnte mich nicht erinnern, an wen. Neben mir erstarrte Laura augenblicklich zu einer Salzsäule, aber warum?
Noch bevor ich antworten konnte, ergriff der junge Mann wieder das Wort.
"Wir wären dankbar, wenn ihr unsere Privatsphäre respektieren könntet. Keine Fotos oder Autogramme oder...", redete der Mann drauflos, stockte aber, als von uns keine Reaktion kam.
"E-eh? W-wir sind n-neue Nachbarn...", traute ich mich schließlich mit zitternder Stimme zu sagen und stieß Laura von der Seite an. Was war denn los, das er uns so aus der Fassung brachte?
Dabei ließ ich den jungen Mann nicht aus den Augen, dessen Miene sich entspannte und tatsächlich freundlicher wurde.
"Wir haben Kuchen und wollten vielleicht ein wenig plaudern und...", sprudelte es merkwürdigerweise in diesem Moment aus Laura heraus.
Hinter dem jungen Mann tauchte ein weiterer auf.
"Sehun? Wer ist da? Fans? Vielleicht das Mädchen von eben, das Chanyeol nass...", fragte dieser, sah uns, unterbrach sich selbst, stellte sich direkt neben Sehun an die Eingangstür und lächelte uns an.
Sehun? Hatte ich richtig gehört?
Unwillkürlich musste ich schlucken. Das konnte nicht sein. Deswegen kam er mir so bekannt vor. EXO? EXO als Nachbar?! Unmöglich aber wahr. Und das neben ihm musste dann Baekhyun sein!
"Ja, Nachbarn", antwortete Sehun und sah zu Baekhyun.
"Kommt doch rein!", strahlte dieser, trat einen Schritt zurück und zog Sehun mit, sodass Laura und ich eintreten konnten.

EXO Next Door AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt