Langsam öffnete ich meine Augen eine Spalt weit und starrte hoch an die Decke des Zimmers. Ich brauchte erstmal ein wenig Zeit, um zu realisieren, wo ich mich eigentlich befand.
Sofort schloss ich meine Augen wieder und atmete tief die zugegeben stickige Luft ein. Mit einer Hand strich ich mir eine Strähne meines rot-braunen Haars aus dem Gesicht.
Wir waren gestern abend schneller als gedacht am Mietshaus angekommen und hatten uns sofort schlafen gelegt, was unüblich für uns war, da wir eigentlich alle das lange Wachbleiben gewöhnt waren. Zum Glück waren die Betten schon bezogen gewesen, als wir ankamen. Und weder der Frau noch der Gruppe von Männern waren wir begegnet, was für ein Glück. Auch unsere Koffer waren bereits dagewesen, glatter hätte es wirklich kaum ablaufen können.
"Bist du schon wach?", flüsterte eine Stimme links von mir vorsichtig. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, öffnete wieder langsam und nur einen Spalt weit meine Augen und sah Laura an, die neben mir lag und nur kurz auflachte.
"Du siehst aus, als würdest du noch halb schlafen!"
"Wach ist relativ", murmelte ich daraufhin und schloss meine Augen wieder. Nicht, dass ich jetzt noch müde war, nein, eigentlich war ich bloß zu faul zum aufstehen. Wie immer.
Laura und ich teilten uns gemeinsam ein Zimmer, da Misa sich sofort das große Einzelzimmer nebenan gekrallt hatte. Fürs diskutieren waren wir gestern Nacht dann zu müde gewesen. Doch eigentlich war es garnicht so schlecht gewesen, mit Laura in einem Zimmer würde sicherlich noch lustig werden.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich lautstark die Tür öffnete und Misa das Zimmer betrat.
"Ihr seid ja immernoch im Bett! Schlaft ihr?", rief sie leicht entsetzt. Ich öffnete meine Augen abermals, um ihr einen Blick zuzuwerfen, der ihr signalisieren sollte, dass ich wach war, als ich innehielt. In ihrer Hand hielt sie ein großes Kissen, mit dem sie bedrohlich näher kam.
"Wenn ihr nicht aufsteht...."
"N-nein, wir stehen ja schon auf!", beeilte sich Laura und richtete sich kerzengerade auf, die Hände schützend vor sich haltend.
Misa holte bedrohen mit dem Kissen aus und sah Laura kurz prüfend an, um mich dann zu fixieren, ohne das Kissen herunter zu nehmen.
"Aufstehen."
"Wieviel Uhr haben wir?", fragte ich, ohne auf ihren Befehl einzugehen oder gar die Anstalt zu machen, mich aus dem Bett zu bewegen. Es war gerade viel zu bequem, als das ich mich jetzt weg bewegen würde.
"Fast 2 Uhr Nachmittags", seufzte Misa als Antwort. "Aufstehen!"
"Jaja..."
Statt dem Befehl nachzukommen drehte ich mich auf meinen Bauch und versank mein Gesicht in meinem Kissen. Eigentlich erwartete ich nun, dass mich Misa mit dem Kissen aus dem Bett prügeln würde, doch erstaunlicherweise verliessen sie und Laura stattdessen das Zimmer.
Einige Momente lag ich noch da, dann verliess ich jedoch letztlich ebenfalls das Bett und folgte den Beiden, die sich in die Küche begeben hatten.
Die Küche war sehr modern, der Abschnitt zum Kochen war direkt mit dem Bereich zum Verzehr verbunden. Der runde Tisch war bereits gedeckt und Misa war gerade dabei, für uns alle Toast mit Bacon zu zubereiten.
Schnell liess ich mich neben Laura auf einen der bunten Stühle am Tisch fallen, von dem ich einen herrlichen Blick aus dem Fenster hatte.
"Woher hast du den Bacon, Misa?", wollte Laura wissen.
"Ich war, im Gegensatz zu euch, richtig produktiv und hab' schon eingekauft!", antwortete Misa ihr mit einem leichten Anflug von Stolz in der Stimme. Geschickt liess sie die fertigen Baconstreifen von der Pfanne auf die Tost gleiten und schaltete den Herd aus, um uns anschließend unser Frühstück zu servieren.
"Vielen Dank und guten Appetit...", murmelte ich immer noch verschlafen und begann, am Toast kleine Happen zu knabbern.
"Achja? Woher wusstest du, wo das Einkaufszentrum liegt?", fragte Laura weiter aus und biss direkt im Anschluss ebenfalls in ihr Toast.
"Ich habe die Nachbarn gefragt", antwortete Misa ihr und zuckte mit den Schultern.
"Im Haus nebenan hat niemand geöffnet, obwohl ich mir sicher war, das jemand durch die Gardinen nachgesehen hat, wer draußen vor der Tür steht! Ist das zu glauben?"
Man brauchte kein Psychologie Studium, um zu sehen, dass Misa das als sehr unhöflich empfand. Doch zum Glück ging sie nicht weiter drauf ein, das hätte noch eine lange Schimpfeinlage werden können.
"Dafür wurde mir im Haus eins weiter geöffnet!"
"Und? Wer wohnt da so?", fragte Laura weiter. Ich warf ihr kurz einen prüfenden Blick zu. Irgendwas war merkwürdig, sie stellte selten so viele Fragen, wenn wir uns nicht gerade im Mathematik Unterricht befanden.
"Eine Frau... mit ihrem Sohn und der Tochter", antwortete ihr Misa sofort und setzte wieder dieses gefährliche Abenteuer-Grinsen auf.
"Was hast du angestellt?", seufzte ich leicht lachend und biss abermals in mein Toast mit Bacon, welches ich schon beinahe aufgegessen hatte.
"Der Tochter bin ich nicht begegnet, weil sie noch schlief, wie ihr beiden Idioten. Aber dem Sohn..."
Misa machte eine lange Pause und sah abwechselnd Laura und mich an.
"Spuck schon aus!"
"Der ist ganz schön merkwürdig. Und wir sind ins Gespräch gekommen..."
Wieder diese viel zu lange Spannungspause. Wie ich es hasste.
"Und?", hakte ich weiter nach. Statt mir zu antworten, holte Misa ihr Handy aus der Hosentasche und wedelte damit vor unseren Augen herum.
"Bingo! Mein erster Kontakt hier in der Gegend!"
Stolz legte sie ihr Handy neben ihren Teller hin und sah uns abwartend an. Was erwartete sie? Applaus? Laura und ich reagierten nicht, sondern sahen sie nur leicht verwirrt an, woraufhin Misa nur seufzte.
"Na, das könnte unser Schlüssel zur Nachbarschaft sein! Wir übernehmen die Herrschaft hier!"
"Natürlich. Träum' weiter", lachte ich und aß den Rest meines Toasts.
"Und mach mir dabei noch ein Toast."
Fordernd hielt ich ihr meinen leeren Teller hin und weitete bettelnd meine Augen.
"Ihr werdet mir noch danken!", lachte diese und nahm meinen Teller entgegen, um in die Küche zu gehen und meinem Wunsch nachzukommen.
Nun hatte ich wieder komplett uneingeschränkte Sicht auf die Straße und ließ meinen Blick den Weg hinaufwandern, wobei mir ganz besonders ein schwarzer Van auffiel, der eindeutig nicht in diese Gegend passte. Das er der Familie, von der Misa erzählt hatte, gehörte, bezweifelte ich. Secret Service vielleicht? Unwillkürlich kamen mir die Erinnerungen an letzte Nacht zurück.
"Misa hat schon irgendwie recht... Wir sollten uns anziehen und wenigstens der Nachbarschaft vorstellen. Wir sind jetzt für einige Zeit hier", überlegte Laura laut, brachte mich so aus meinen Gedanken und sah dabei an mir vorbei zur Uhr. Stumm nickte ich zustimmend und liess sehnsüchtig meinen Blick vom Van in die Küche zur kochenden Misa wandern.
"Willst du auch noch was, Laura?"
Ich liess meinen Blick zu Laura wandern, die bereits aufgegessen hatte und auf Misas Frage hin nur ihren Kopf schüttelte. Sie war ganz in ihr Handy vertieft, welches sie so hielt, dass man nicht erkennen konnte, was sie machte und lächelte dabei.
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EXO Next Door AU
Fanfiction"Viel Spaß euch Beiden", murmelte ich Ji noch zu und ging ein paar Schritte zurück, gerade rechtzeitig, als man Chanyeol in der Ferne auf uns zurennen sehen konnte. Für einen Moment wollte ich bleiben, Ji und Chanyeol nicht einander lassen, doch ich...