Episode 6 || 1

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"Vielen, vielen Dank, dass ihr mir tragen helft! Alleine hätte ich das bestimmt nicht alles geschafft bekommen", bedankte sich Ji überschwänglich schon bestimmt das einhundertste Mal in Folge.
Sie war zwar ein wirklich nettes und sehr niedliches Mädchen, doch so langsam war mal genug mit Dankungen.
Vor circa einer halben Stunde wurden Laura und ich ungemütlicherweise brutalst von Misa aus dem Bett geprügelt und geschmissen, damit wir gemeinsam einkaufen gehen konnten beziehungsweise mussten. Misa wollte die ganze Arbeit nicht alleine machen.
In dem Geschäft trafen wir dann, nachdem wir bereits das Nötigste besorgt hatten, auf Ji, das Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie machte ebenfalls ein paar Besorgungen, die sie alleine jedoch nicht getragen bekam, sodass wir ihr unsere Hilfe angeboten hatten. Wir mussten sowieso in die gleiche Richtung zurück.
"Das ist doch selbstverständlich", murmelte ich wieder, wie schon die ganze Zeit über und warf Ji ein entspanntes Lächeln zu.
"Chris hat Recht. Wir sind doch Nachbarn!", warf Laura lachend ein und holte ein wenig Abstand auf, den sie durch ihre kurzen Beine und die somit vergleichsweise kleinen Schritte immer wieder aufbaute. Obwohl es heute wieder einmal frisch war und der Himmel komplett von weißen Wolken bedeckt war, hatte Laura ein Kleid angezogen und ich fragte mich, ob sie wohl beim Gehen fror. Doch selbst wenn sie fror, ließ sie es sich nicht anmerken, sondern strahlte weiterhin wie immer Fröhlichkeit aus.
"Und Freunde!", fügte Misa hinzu, rieb sich leicht fröstelnd die Hände und steckte diese dann wieder zurück in ihre grüne Jacke. Sie war die Einzige, die gerade nichts an Eingekauftem trug.
"V-vielen Dank! Danke!", bedankte sich Ji weiterhin, ohne das ihr die Röte aus dem Gesicht wich. Sie schien sich so sehr darüber zu freuen, dass Misa sie eine Freundin nannte, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
"Ist das eigentlich alles für dich?", wollte Misa wissen. Ji schüttelte ihren Kopf und erklärte, dass sie auch einige Besorgungen als Putzhilfskraft für EXO machte. Zufrieden mit dieser Antwort nickte Misa und sah neugierig auf die Einkäufe, jedoch merkwürdigerweise keine seltsame Bemerkung oder sonstiges.
Schweigen legte sich über unsere kleine Gruppe, als wir um die Ecke bogen, was jedoch ausnahmsweise mal angenehm war. Wir hatten die ganze Zeit über geredet und gelacht, sodass ich beinahe schon wieder ein wenig müde war. Doch diese angenehme Stille war nur kurzweilig, da sie schon bald von einem lauten Handyklingeln zunichte gemacht wurde.
Erschrocken sah Ji auf, anscheinend war es ihr Handy, das klingelte. Schnell reichte sie Misa eine ihrer Tüte und kramte mit ihrer nun freien Hand ihr Handy raus, um den Anruf sogleich anzunehmen.
"Ja?", fragte sie, die Röte von vorhin wich ihr dabei aus dem Gesicht. Neugierig warfen wir ihr Blicke zu und versuchten vergeblich die Stimme des Anrufers zu hören, doch dafür war die Stimme zu leise. Wer hatte sie angerufen?
"Aber Mom! Das ist mir alles zu viel!", jammerte Ji und sofort war die Identitäts-Frage geklärt gewesen.
"Kwangsoo macht garnichts!", jammerte Ji weiter und erntete sowohl von Misa einen vorwurfsvollen Blick, als auch anscheinend einen Vorwurf von ihrer Mom, dessen Stimme plötzlich ein wenig lauter geworden war. Laura wechselte schon von meiner rechten Seite auf meine linke, um nicht direkt neben Ji und dem Handy laufen zu müssen.
"Ich bin nicht Cinderella, weißt du?!", warf Ji ein und sah uns entschuldigend an. Mit dem Lippen formte sie eine Entschuldigung, die jedoch Laura nicht mitbekam, da sie in diesem Moment vorwurfsvoll zu Misa sah. Ihr Blick rief geradezu "und wir sind nicht deine Untertanen!".
"Ich würde lieber Miete zahlen..!", führte Ji ihr Gespräch weiter, doch mit einem Mal rutschte ihr ihr Handy aus der Hand und fiel.
Natürlich blieben wir sofort stehen, damit sie es aufheben konnte, doch gerade, als sie sich bückte, hielt vor uns ein junger Mann an und fixierte zuerst Ji, dann eine nach der Anderen uns.
Unsicher, wie wir reagieren sollten, starrten Laura, Misa und ich zurück und dann zu Ji, die den Mann erst beim aufstehen bemerkte und sofort zu einem Stein erstarrte. Ihr komplettes Gesicht wurde rot und ungläubig sah sie den jungen Mann an. Anscheinend kannten sie sich, ging ich zumindest aus der Reaktion von aus.
"B-bist du auch u-unterwegs?", stotterte Ji drauflos und sah schüchtern auf den Boden. Erste Liebe? Ihr Ex Freund? In Gedanken rätselte ich.
Dieser nickte.
"Ja, genau. Du anscheinend auch...", der Mann ließ seinen Blick wieder über Misa, Laura und mich schweifen und sah anschließend wieder zu Ji.
"Du weißt, dass ich bei der Armee war?", fragte er. Ohne den Blick zu heben oder eine normalere Hautfarbe anzunehmen nickte Ji, schwieg jedoch.
"Ah... Und wie erging es dir so?"
Schweigen.
"Wie ich sehe gleich..."
Das Gespräch zwischen den Beiden hang sehr und selbst ich als Aussenstehende empfand es irgendwie als unangenehm und erdrückend. Arme Ji. Wer war dieser Kerl bloß und was hatte er getan, dass Ji so verunsichert wirkte?
Misa warf mir unsichere Blicke zu, fragend, ob sie sich einmischen sollte oder lieber weiterhin im Hintergrund bleiben sollte und auch Laura fing an, unsicher auf ihren Füßen ein wenig nach vorne und hinten zu wippen.
Zögerlich dachte ich kurz nach, schüttelte meinen Kopf und biss mir auf die Unterlippe. Die Beiden schienen sich einige Zeit nicht gesehen zu haben, vielleicht wurde das ja gleich wieder besser? Tausend Fragen zu ihrer Vergangenheit in meinem Kopf.
"Du siehst der Person, mit der du redest, nicht in die Augen", merkte der junge Mann plötzlich an und ungläubig weitete ich meine Augen ein wenig.
"Das ist ganz schön unangenehm", fügte er hinzu, sein Blick durchdringend. Ich schnappte unauffällig nach Luft.
Genau in diesem Moment legte Misa ihren freien Arm um Ji und sah den Typen herausfordernd an. Auch sie holte schon Luft, um den Mann auf diese doch sehr unhöfliche Bemerkung hinzuweisen. Egal was zwischen den Beiden passiert war, etwas Höflichkeit konnte man doch erwarten! Man sah doch, dass Ji sich nicht wohl fühlte!
"I-ich wollte nicht... sorry...", stammelte Ji und Tränen füllten sich in ihre Augen.
"Du musst dich für nichts entschuldigen, Ji!", kam es von Laura von der Seite. Zustimmend nickte ich.
"Stimmt..", murmelte Ji, jetzt nur noch so leise, dass ich es mitbekam. Unfähig, etwas zu unternehmen, schluckte ich. Auch dem Mann schien seine Lage endlich bewusst zu werden.
"Warum fängst du an zu weinen? Die Leute werden falsch denken!", sagte er und brachte damit bei mir persönlich das Glas zum Überlaufen. Wütend wand ich meinen vorhin noch mitleidigen Blick von Ji auf ihn, stockte jedoch, als ich sah, wer dort hinter dem Mann auf uns zukam.

EXO Next Door AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt