EXO Next Door AU

Episode 7 || 1

"Du brauchst mir nicht zu helfen, wirklich nicht. Das hier ist schließlich mein Job", erklärte mir Ji zaghaft, während ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Sie freute sich über mein Angebot, ihr ab und zu zu helfen, das konnte man ihr deutlich ansehen.
Ihr Gesicht hatte im Kontrast zu ihrem sehr hellen gepunkteten Kittel eine leichte Röte angenommen, wie ich es mittlerweile gewohnt war. Sie wurde wirklich häufig und schnell rot, das kannte ich eigentlich nur von Laura, wenn sie einen besonders traurigen Film sah.
Ich winkte mit einer Handbewegung ab und lächelte.
"Ich habe eh nichts besseres zu tun. Was soll ich machen? Egal was!", antwortete ich und folgte ihr die Treppe des EXO Hauses hinauf. Mein Blick wanderte nach rechts hinunter, blieb jedoch ängstlich am durchsichtigen Treppengeländer hängen, welches mir überhaupt nicht geheuer war. Es sah sehr unsicher aus, auch wenn dieses moderne Haus eigentlich nicht gefährlich sein sollte.
Über das Treppengeländer hinweg konnte ich Misa sehen, die zusammen mit Sehun auf der Ledercouch saß und sich mit ihm über etwas anscheinend sehr spannendes unterhielt. Die Beiden lachten gerade auf und tauschten einen Highfive aus, um danach in noch mehr Lachen auszubrechen. Ich fragte mich, worüber die Beiden sich so amüsierten.
Wenn ich nun noch wüsste, wohin Laura heute morgen verschwunden war... Das konnte langsam nicht mehr so weitergehen. Ich seufzte so leise wie nur möglich und sah zurück zu Ji, die schon weiter voraus gegangen war und gerade die Tür zu Chanyeols Zimmer ganz rechts öffnete.
"Du kannst mir vielleicht beim Bett machen helfen... Den Rest mache ich alleine...", sagte sie, ihre Stimme abschweifend und sehr in Gedanken. Achtlos und vollkommen vertieft in ihre Welt ging sie an Chanyeol vorbei, ohne ihn wirklich zu beachten, der an seinem Schreibtisch saß und aufgeschrocken erst Ji fixierte, dann mich.
Wie konnte Ji nur bei diesem durchdringenden Blick in ihren Gedanken bleiben?
Beinahe gleichzeitig erhob er sich, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich an die Tischkante, während er begann, eine Schallplatte auf dem kleinen Schallplattenspieler auf dem Schreibtisch zu drehen. Sein Blick ließ uns nicht los.
Eilig folgte ich Ji hinein und schloss die Tür zu dem Zimmer hinter mir. Vorsichtig nickte ich Chanyeol im Vorbeigehen kurz grüßend zu, versuchte mein bestes für ein Lächeln und wandte mich dann nach links zum Bett, bei dem Ji schon stand.
Mit einer Hand hatte sie bereits die Bettdecke gegriffen und angefangen, diese total merkwürdig durch die Luft zu schütteln.
Unsicher, zum Teil wegen Jis plötzlicher Abwesenheit und dieser sehr fragwürdigen Art Betten zu machen, zum anderen wegen Chanyeols Blick in unserem Nacken, umrundete ich Ji und das Bett, griff nach dem Kissen und schüttelte es ein wenig aus, während Ji sich weiter an Bettdecke zu schaffen machte.
Mit einem Mal jedoch schien sie in die Realität zurück gerissen worden zu sein, denn sie drehte sich nun zu Chanyeol um und machte eine ausholende, fragende Handbewegung.
"Brauchst du etwas?"
Ihre Augen wurden ganz rund, wie die eines Welpen, und mir fiel auf, dass sie im Gegensatz zu eben kein bisschen rot war.
Noch im selben Moment erhob sich Chanyeol lässig, wischte mit seinen Fingern über die Schreibtischfläche und kam daraufhin schlendernd näher.
"Kannst du nicht besser putzen?", fragte er mit einer Tonlage, die mir die Kehle zuschnürte. Was hatte er bloß? Er schien gereizt, beinahe wütend, was mich sehr erschrak.
"Da wurde doch noch garnicht geputzt!", versuchte ich Ji natürlich zu verteidigen, unterbrach mich jedoch selbst, da ich sofort merkte, dass ich ignoriert wurde und die Beiden eventuell nicht stören sollte. Chanyeol sah aus, als hätte er etwas auf dem Herzen, was vor allem Ji betraf. Zögerlich legte ich das Kissen wieder an seinen ursprünglichen Platz hin, konnte jedoch nicht widerstehen, Ji und Chanyeol weiter anzusehen und vor allem mitzuhören. Meine Neugierde war geweckt.
"Warum bist du so abgelenkt, wenn du an deine erste Liebe denkst?", fragte Chanyeol sie und blieb nur Zentimeter vor ihr stehen, die Hand mit dem Staub vor ihren Augen hin und her schwingend, als wäre er ein Hypnotiseur. Erste Liebe? Meinte er denn Mann von gestern? War er... eifersüchtig?
Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, doch meine Aufmerksamkeit ging schnell wieder an Ji, die sich den Staub schnappte und schnippisch auf der Stelle wieder zum Bett umdrehte, ohne auf Chanyeol einzugehen. Ihr Blick war sehr nachdenklich und abwesend geworden, doch irgendwie anders als eben. Die übliche Röte auf ihren Wangen war übrigens wieder da.
Aus einem Augenwinkel nahm sie mich wahr und hielt kurz inne, komplett aus ihrer Welt gerissen.
"Chris...", murmelte sie leise und nun schien sich auch Chanyeol daran zu erinnern, dass ich auch anwesend war.
Sein Blick schwankte zu mir herüber, während er circa einen halben Schritt von Ji wegging und die Hand in seine Hosentasche verschwinden ließ.
"S-schon okay. Diskutiert das aus, ich störe nicht weiter. Keine Sorge!", beeilte ich mich zu sagen und hob beschwichtigend die Hände.
"N-nein-", antwortete Ji, doch ich war bereits an ihr und Chanyeol vorbei zur Tür gegangen.
"Chris, du musst nicht-", wollte auch Chanyeol mich aufhalten. Es schien beiden unangenehm zu sein, mich aus dem Zimmer zu scheuchen, doch ich würde einfach selbst gehen und ihnen diesen Schritt abnehmen.
"Ich bin... irgendwo, wenn ihr mich sucht! Vielleicht bei Misa... Ich schaue einfach später nochmal vorbei", unterbrach ich beide eilig und blieb an der Tür stehen.
Zögerlich warf ich nochmal einen kurzen Blick über meine Schulter zu den Beiden, lächelte aufmunternd und verschwand dann durch die Tür hinaus.
Erleichtert seufzte ich auf, als ich die Tür hinter mir schliessen konnte. Erst jetzt wurde mir mein schneller Herzschlag bewusst.
Mein Blick wanderte zu dem Glasgeländer und darüber hinweg, doch zu meiner Enttäuschung saßen weder Misa noch Sehun noch auf der Couch, zu denen ich mich hätte gesellen können. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, noch zu erfahren, worüber die Beiden eben noch gelacht und geredet hatten.
Zögerlich ging ich ein paar Schritte vorran, setzte einen Fuß vor den anderen, und steuerte das nächste Zimmer an, aus dem ich leises Lachen hörte. Waren das vielleicht Misa und Sehun?