"Chris? Nicht einschlafen! Bitte!"
Wie ein Ruck durchzog es mich, ich riss meine Augen wieder auf. Dann war ich wieder wach.
Naja, wach war relativ, aber irgendwie war ich wach.
"K-keine Sorge. Ich schlafe nicht ein", beeilte ich mich zu sagen.
Ich blieb häufig genug lange wach, ich würde jetzt nicht schlapp machen. Warum fühlte ich mich dennoch so müde und kaputt?
"Das hoffe ich doch...", grinste Chanyeol neben mir und stupste mich leicht in die Seite.
"Lass mich hier nicht alleine, hörst du?"
"Keine Sorge...", murmelte ich und starrte vor mich auf den Boden. Schon seit einer gefühlten halben Stunde spürte ich meine Füße nicht mehr. Immer wieder warf ich einen Blick unter das Laken, um zu überprüfen, dass sie überhaupt noch dran waren. Wenn sie abfallen würden, würde mich das nicht überraschen.
"Oh Junge", stöhnte Chanyeol neben mir. Aus einem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er Ji wegstieß. Im Schlaf rutschte sie immer wieder Richtung Chanyeols Schulter, um sich dort bequem zur Ruhe zu legen, was ihm anscheinend gar nicht gefiel.
"Lass sie doch auf deiner Schulter schlafen?", merkte ich an, da ich eigentlich kein Problem dabei sah, doch Chanyeol ignorierte mich. Oder er wollte sich nicht rechtfertigen, das konnte auch gut sein. Ein Lachen durchfuhr ihn und belustigt sah er zu, wie Jis Kopf eine ganze Runde kreiste, bis er wieder Chanyeols Schulter ansteuerte.
"Yo... Hey, du!", bevor Ji auch nur die Chance hatte, sich gegen ihn zu lehnen, hatte er sich auch schon zu mir gebeugt. Sein Kopf ruhte auf meinem Schoß und seine braunen Augen blitzten spielerisch zu mir hoch.
"Hi", grinste er. Ich starrte nur zurück. Langsam versuchte ich mich an einem Lächeln, ein hoffentlich so Warmes wie das, was ich Ji schon gegeben hatte.
"Huh? Was?", hörte ich Ji von rechts. Sie war anscheinend aufgewacht, da Chanyeols fehlende Schulter sie hatte fallen lassen und hatte sich gerade aufgerichtet. Auch Chanyeol bemerkte das und setzte sich ebenfalls wieder normal hin.
Ich lehnte mich ein wenig nach vorne und sah zu Ji. Sie war knallrot im Gesicht.
"Rudolf mit der roten Nase!", lachte Chanyeol neben mir. Belustigt hob er seine Hand und deutete mit seinem Finger auf Jis gerötetes Gesicht.
Langsam realisierte Ji, was er meinte, und tappte sich vorsichtig mit ihren Händen ins Gesicht. Anscheinend wollte sie ihre Röte verstecken, doch es gelang ihr ganz und gar nicht. Und weniger rot wurde sie auch nicht, im Gegenteil.
"Sind dir alte Erinnerungen peinlich?", neckte Chanyeol sie belustigt weiter.
Erstaunt ließ ich meinem Blick von Ji zu ihm gleiten. Er schien wie ausgewechselt zu sein, seit er Ji endlich daran erinnert hatte, dass die Beiden sich schon von früher kannten.
"Ich glaube ja."
"Du... du...", wollte Ji sich verteidigen, brachte aber anscheinend keinen guten Konter hervor. Ein Schmunzeln huschte über meine Lippen.
Ji war wirklich durch und durch ein niedliches Mädchen, durchfuhr es mir. Kein Wunder, dass Chanyeol sie so sehr mochte...
"Denkst du nicht, dass du dumm bist, mich nicht wieder zu erkennen?", Chanyeol schien von seinem belustigten, spielerischen Trip gar nicht mehr herunter zu kommen.
"Und was ist mit dir?!", urplötzlich griff Ji mit beiden Händen nach Chanyeols Gesicht und quetschte seine Wangen. Irgendwie sah das schmerzhaft und unangenehm zugleich aus.
"Was ist passiert, dass du dich so sehr verändert hast? Es ist wirklich unglaublich. Dieses Kind ist jetzt bei EXO!"
Empört stieß Chanyeol sie und ihre Hände von sich weg.
"Oh, sorry. Ich hab' es nicht so gemeint", entschuldigte sich Ji sofort bei ihm und sah ihn wirklich betroffen an.
Langsam ließ sie ihren Blick abschweifen, wobei sie anscheinend realisierte, was sie soeben getan und gesagt hatte und da es ihr anscheinend im Nachhinein peinlich war, wurde sie rot.
Chanyeols Gesichtsausdruck wechselte von Empörung wieder zurück zur Belustigung. Ein wenig hob er seinen rechten Mundwinkel zu einem Grinsen an und sah herausfordernd zu Ji.
"Brauchst du ein Springseil?", fragte er und deutete mit seinem Kinn in die Richtung, in der Ji ihr rosanes Springseil hatte liegen lassen.
"I-ich brauche es nicht!", rief Ji sofort empört auf und klatschte sich sofort ihre Hände wieder schützend ins Gesicht.
"Yeah", Chanyeol lachte auf. "Immerhin, dein Gesicht hält dich warm. Während des Winters ist dir nicht kalt."
"Hör schon auf!", unterbrach Ji ihn, fiel aber in das Lachen mit hinein.
"Was soll Chris denn von mir denken?"
"Ich?", erstaunt zuckte ich zusammen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass den Beiden bei ihren Gesprächen überhaupt noch bewusst war, dass sie nicht alleine hier waren.
Das dritte Rad am Fahrrad...
"Ist hier noch eine Chris?", fragte Chanyeol, immer noch lachend.
Ich grinste und drehte meinen Kopf zu meiner Linken. Ich musste auf andere Gedanken kommen, positiv denken.
"Was meinst du, Chris Nummer 2? Was denken wir jetzt bloß jetzt von Ji?", fragte ich die Luft.
Allgemeines Gelächter brach wieder ein. Es dauerte ein wenig, bis wir uns alle wieder beruhigt hatten und sich wieder Stille über uns legte.
Da unterbrach Chanyeol die Stille auf eine abrupte Art und Weise.
"Magst du Kai?", wollte er von Ji wissen und warf ihr einen kurzen Blick zu.
Gespannt hielt ich die Luft an. Ich hatte schon von Sehun und Misa so eine Vermutung in diese Richtung gehört, hatte es aber als Unsinn abgestempelt. Das Chanyeol ebenfalls so etwas fragte, stellte meine Abstemplung ganz schön in Frage.
"Was?!", Ji schien überrumpelt.
"Ist er dein idealer Typ?", fragte Chanyeol unbeirrt weiter.
"Was sagst du da?! Natürlich nicht!"
Ji wehrte die Behauptung etwas zu stark ab für meinen Geschmack, doch andererseits, warum sollte sie lügen? Ein Grund fiel mir zumindest nicht ein.
"Okay. Gut", murmelte Chanyeol nur und kuschelte sich nur noch mehr vor sich in das Laken auf seinem Schoß.
"Und du, Chris?", wandte er sich auch an mich.
Es war wirklich zu süß, wie die Beiden versuchten, mich zu involvieren, dafür zu sorgen, dass ich eben nicht das dritte Rad war. Doch egal wie sehr sie es versuchten, ich spürte, sie würden es nicht ändern können.
Langsam schüttelte ich meinen Kopf.
"Keine Ahnung. Ich habe kaum mit ihm geredet. Aber eher nicht", gab ich wahrheitsgemäß zu.
Ich hatte einen anderen, idealen Typen...
Doch weiter nachgefragt wurde nicht mehr. Die Sache hatte sich anscheinend erledigt.
"Mann, es ist kalt!", versuchte Chanyeol die Stille weiter in Schach zu halten und rieb sich ein wenig die Hände.
"Du sagst es...", murmelte ich zustimmend. Kalt, beklemmend und unbequem. Meine Füße hatten immer noch kein Lebenssignal von sich gegeben und langsam spürte ich, wie auch meine Unterschenkel sich verabschiedeten.
"Eh?", machte Chanyeol neben mir. Vorsichtig drehte ich meinen Blick nach rechts.
Ji war wieder eingeschlafen und lehnte gegen seine Schulter. Er sah sie schmunzelnd an, während sie schlief.
"Also wirklich, wie kannst du nur einschlafen?", fragte er sie, doch natürlich kam keine Antwort, Ji hatte sich für ungewisse Zeit ins Schlummerland verabschiedet.
Auch ich tat es Ji gleich und schloss meine Augen. Zumindest versuchen sollte ich, einzuschlafen.
Den Kopf in den Nacken gelegt atmete ich noch einmal tief durch.
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EXO Next Door AU
Fanfiction"Viel Spaß euch Beiden", murmelte ich Ji noch zu und ging ein paar Schritte zurück, gerade rechtzeitig, als man Chanyeol in der Ferne auf uns zurennen sehen konnte. Für einen Moment wollte ich bleiben, Ji und Chanyeol nicht einander lassen, doch ich...