Wann war ich das letzte Mal aufgewacht, ohne dass mich eine Person verprügelt oder mein Wecker aus dem Schlaf geklingelt hatte? Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern, doch heute war einer dieser seltenen Tage.
Sogar Misa war noch am schlafen gewesen, als ich vor circa einer oder zwei Stunden vorsichtig aus dem Bett gerollt war, um Laura nicht unnötig zu wecken.
Aus irgendeinem Grund saß ich nun schon an meinem gewohnten Stammplatz am Esstisch und frühstückte ein Toast mit Nusscreme. Natürlich war das Toast ungetoastet, denn in der Küche irgendein Gerät anzufassen traute ich mich doch nicht.
Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, sodass ich von meinem Platz aus die Straße in ihrer morgendlichen Dämmerung getaucht sehen konnte. Doch irgendetwas sagte mir, dass es bis zum Sonnenaufgang nicht mehr lange sein konnte. Und das war nicht nur das Wissen, dass ich niemals allzu lange vor Sonnenaufgang aufstehen würde. Welcher normale Mensch machte sowas auch schon, wenn derjenige nicht unbedingt ein überfleißiger Jogger war?
Keine Menschenseele außer mir schien wach zu sein. Die Straße draußen war wie leergefegt.
Mein Blick schweifte auf meinen Handydisplay. Es war viel zu früh, als das ich schon eine Nachricht hätte erhalten können. Nur die Wetter-App meldete sich und verkündete fröhlich einen ausnahmsweise angenehm warmen und sonnigen Tag.
Zufrieden warf ich einen Blick an mir herunter. Mit Jeans und einem weißen schlabbernden T-Shirt war man so gut wie immer relativ gut angezogen. Trotzdem machte ich mir gedanklich eine Notiz, nachher vorsichtshalber eine Jacke mitzunehmen. Man konnte nie wissen und schon gar nicht wohin uns Laura führen wollte.
Sie hatte den ganzen Abend danach kein Wort mehr zum heutigen Tag verloren und immer nur äußerst merkwürdig gelächelt, wenn man versuchte, Informationen aus ihr heraus zu bekommen, wie eigentlich die Tage davor auch schon. Nach einiger Zeit, deutlich später als ich, gab selbst Misa auf. Und das wollte schon etwas heißen. Laura schwieg wie ein Sarg.
"Nanu? Chris?", hörte ich erstaunt hinter mir. Sofort drehte ich meinen Kopf und warf einen Blick über meine Schulter hinweg zu Laura, die verschlafen noch in Schlafzeugs im Türrahmen stand. Ihre Haare waren komplett zerzaust und auch der Ausschnitt ihres hellrosanen Pyjamashirts hing irgendwie schief. Anscheinend war sie gerade aus dem Bett gestiegen.
"Du bist nicht ernsthaft schon wach, oder? Halluziniere ich? Ich schlafe noch, oder? Kneif mich."
"Nein, du schläfst nicht! Ich bin tatsächlich mal als Erste wach, ob du es glaubst oder nicht!", antwortete ich lachend und drehte mich wieder zu meinem Frühstück, um einen Bissen Toast zu essen. Die Hälfte hatte ich immerhin bisher schon geschafft.
"Oha, dass wir mal früher wach sind als Misa. Das hätte ich niemals erwartet...", murmelte Laura, gähnte anschließend und setzte sich auf ihren Platz neben mich. Grüßend stupste sie mich kurz in den Arm und griff danach nach einem Becher und dem Wasser, was Beides noch auf dem Tisch herumstand.
"Ich dachte, sie wäre bereits wach und versklavt die Gegend oder so, während wir noch schlafen. Wie üblich. .."
Müde blinzelte sie nach draußen auf die leere Straße, auf der sich ganz offensichtlich niemand zum versklaven befand.
"Hätte ich auch nie erwartet, das muss ich wirklich zugeben..."
Erschrocken zuckte ich zusammen und warf abermals einen Blick über meine Schulter, um eine nicht ganz so verschlafene Misa, im Gegensatz zu Laura jedoch fertig angezogen, zu sehen. Im Gegensatz zu mir wiederum trug sie jedoch ein Kleid.
"Oh, guten Morgen! Dann sind wir ja jetzt alle wach!", stellte ich lachend fest und drehte mich wieder zu meinem Essen. Zum Glück waren wir nur zu Dritt, würden noch mehr Menschen auftauchen, würde ich mein Toast niemals zu Ende essen können. Schnell aß ich einen weiteren Bissen. Drei Viertel hatte ich schon hinter mir gelassen und bereits auf den Weg in meinen Magen geschickt.
"Merkwürdigerweise schon", bestätigte Misa und trat näher, um sich ebenfalls an den Esstisch auf einen der bunten Stühle fallen zu lassen. Neugierig warf sie einen Blick zu Laura neben mir hinüber.
"Und? Wohin geht's heute?"
"Ich hab's euch doch gesagt. Lasst euch einfach überraschen! Ihr werdet schon sehen!", lächelte Laura.
"Und hoffentlich hasst ihr mich danach nicht...", fügte sie murmelnd hinzu, gerade so laut, dass nur Personen, die direkt neben ihr saßen, wie ich, es hörten. Noch bevor ich nachfragen konnte, was sie damit meinte, kam mir auch schon Misa zuvor.
"Ich hasse Überraschungen! Erzähl es uns jetzt! Sofort!", jammerte sie lautstark und setzte noch ein dramatisches Seufzen hintendran. Zustimmend nickte ich. Gegen Überraschungen hatte ich nichts, aber Laura hielt uns jetzt schon lange genug auf die Folter. Ich wollte es jetzt endlich wissen. So schnell wie nur möglich. Ich konnte meine Neugier kaum in Grenzen halten. Was würde Laura uns zeigen? Wohin würde sie uns bringen? Und vor allem, was war letztendlich ihr Grund für das Verschwinden?
Noch ehe ich meinen Gedanken und aufkommenden Theorien beendet hatte, hatte ich mein Toast auch schon fertig hinunter geschlungen. Fertig aufgegessen.
"Fertig?", fragte auch Misa mich und erhob sich noch im selben Augenblick. Hinter ihr ging durch das Fenster die Sonne so langsam auf und tauchte unseren Essbereich in warmes Morgenlicht. Es war lange her, seit ich das letzte Mal einen Sonnenaufgang gesehen hatte...
Abenteuerlustig erhob Misa die Faust ein wenig. Ihr übliches Abenteuer-Grinsen umspielte wieder ihre Lippen.
"Von mir aus kann es losgehen...", murmelte ich und erhob mich ebenfalls, um mir im Anschluss im Bad die Zähne putzen gehen zu können.
Misas Blick wanderte zu Laura und musterte diese scharf.
"Warum bist du noch nicht angezogen? Jetzt aber schnell!", befahl sie.
"Jaja, ich bin schon auf dem Weg! Entspann dich!", entgegnete Laura nur. An ihrer Stimme erkannte man noch genau, wie müde und verschlafen sie noch war.
"Wir haben eh noch genug Zeit..."
"Zeit ist Geld!", unterbrach Misa sie und klatschte wie ein Sklaventreiber in die Hände. Ihr abenteuerliches Grinsen vermischte sich mit einer Art Genugtuung.
"Hopp! Ich will hier niemanden trödeln sehen!"
Widerwillig erhob sich auch Laura und trottete einige Schritte hinter mir in Richtung Badezimmer.
DU LIEST GERADE
EXO Next Door AU
Fanfiction"Viel Spaß euch Beiden", murmelte ich Ji noch zu und ging ein paar Schritte zurück, gerade rechtzeitig, als man Chanyeol in der Ferne auf uns zurennen sehen konnte. Für einen Moment wollte ich bleiben, Ji und Chanyeol nicht einander lassen, doch ich...