EXO Next Door AU

Episode 12 || 1

Unsicher tapste ich hinter Ji her, die gut gelaunt ungefähr drei Schritte vor mir her ging. Im Arm trug sie einen weißen Wäschekorb, genauso weiß wie die Hose, die sie trug, indem sich schon ein paar Klamotten der EXO Member angesammelt hatten.
Dagegen war ich purer oder besser gesagt krasser Kontrast. Ich hatte mich heute ganz schwarz gekleidet - mir sogar einen schwarzen Pullover zu meiner dunkelgrauen Hose von Misa ausgeliehen, da ich eigentlich keinen besaß. Das hier war auch eigentlich so gar nicht mein Stil. Das letzte Mal, als ich nur schwarz getragen hatte, war schon Ewigkeiten her. Nur um den Hals hatte ich etwas Farbe gelegt, eine goldene Kette mit einem Notenschlüssel als Anhänger, die Ji mir vor ein paar Tagen geschenkt hatte, die jedoch in Misas schwarzem Pullover vollkommen versank. Schade drum. Doch ich wollte sie unbedingt anhaben, wenn ich Zeit mit Ji verbrachte.
Beim Betten machen war sie ihr im Bezug von D.Os Decke hängen geblieben. Eigentlich hatte ich nach einer Befreiungsaktion aus der Decke heraus nur gesagt, wie schön ich sie fand und wie gerne ich auch so eine hätte, doch aus irgendeinem Grund hatte Ji sie mir daraufhin gegeben. "Wenn sie dir so gut gefällt, fände ich es toll, wenn du für mich auf sie aufpassen würdest, als Freundin. Daran hängen Erinnerungen.", hatte sie gesagt und dabei wie ein Honigkuchenpferd gegrinst. "Ich vertraue dir irgendwie. Nimm's als Freundschaftsgeschenk." Hinterfragt hatte ich es nicht und lange darüber nachgedacht auch nicht. Je länger ich nachenken würde und darüber spekulieren würde, welche Großtante sie wohl Ji geschenkt hatte, desto merkwürdiger fand ich es. Doch gut, ein Geschenk konnte ich schlecht ablehnen.
Vielleicht kam meine Kleiderwahl von der Schuld, die ich ihr gegenüber empfand. Natürlich, es war nichts schlimmes dabei, ein wenig nach der Vergangenheit einer Person zu fragen, schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Freundin handelte. Und dennoch kam ich mir ein wenig vor wie eine Spionin, ein Doppelagent oder Sonstiges.
Zudem war mir immernoch komisch, denn die Vergangenheit zwischen ihr und Chan aufkochen wollte ich eigentlich auch nicht, auch wenn sie mich schon interessierte...
Ruckartig wurden meine Gedanken von Ji unterbrochen, die mit einem Ruck den weißen Wäschekorb auf einen Beistelltisch am Rücken des Sofas gestellt hatte. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass ich solange in Gedanken gewesen war, dass wir nun im Spielezimmer angelangt waren.
"Lass uns-", wollte ich Ji gerade zu einer Runde Spielen auffordern, um erstmal auf andere Gedanken zu kommen, da brach ich abrupft wegen Ji ab.
"Huh?", wunderte sie sich und hob etwas auf, ein Zettel oder ähnlich Kleines. Neugierig trat ich einen Schritt näher und beugte mich über ihre Schulter.
Rasch erkannte ich ein Foto. Ich musste es mir nicht länger ansehen, um zu wissen, welches Foto es war. Hatten D.O oder Sehun es hier hingelegt, um mir meine Informationsaktion leichter zu machen?
"Ein Bild von mir?", Ji betrachtete es unsicher, stemmte dann abrupt die Hände in die Hüften. Diese unerwartete Bewegung ließ mich zusammen zucken und ich biss mir unwillkürlich etwas zu fest auf die Unterlippe. Es war Glück, dass ich dort nun nicht zu bluten begann.
"Ich bin mir sicher", murmelte Ji weiter und sah das Bild noch einmal an, um es daraufhin in ihrer Hosentasche verschwinden zu lassen.
"Das war Kwangsoo! Wie peinlich!", murmelte sie jammernd.
Sie brauchte ein paar Momente, um sich zusammen zu reissen, dann sah sie nervös lächelnd zu mir.
"Chris, das gerade war nur...", wollte sie sich erklären, doch ich unterbrach sie.
"Schon gut", antwortete ich reflexartig. Dafür hätte ich mich am liebsten selbst geschlagen. Ich hatte soeben die wahrscheinlich einzige Chance verpasst, dieses Thema anzusprechen.
Doch es war zu spät, Ji hatte sich schon wieder den Wäschekorb geschnappt und war erleichtert ein paar Schritte weiter gegangen.
"Diese ganzen Spiele, kannst du mit denen etwas anfangen?", wollte Ji ein neues Thema anfangen, doch diesmal unterbrach sie sich selbst und nicht etwa ich, obwohl mir das Thema Games eigentlich ganz lieb gewesen wäre.
"Was macht den Chanyeols Sweater hier?", dachte sie laut.
Ich ließ meinen vor Verärgerung gesenkten Blick in Jis Richtung hochblitzen und trat zu ihr.
Doch nicht die graue Jacke von Chanyeol auf dem Kleiderhaken erregte meine Aufmerksamkeit, sondern eher das riesige Loch in der Wand dahinter. Ich hätte meinen morgendlichen Nussnougat Aufstrich verwettet, dass dieses Loch nicht schon immer dort war.
"Was? Warum ist hier ein Loch?", fragte sich auch Ji.
"Eigentlich müsste hier keins sein", pflichtete ich ihr bei und trat ein paar Schritte weiter darauf zu.
Keine Frage, dort ging es weiter. Meine Neugier war geweckt.
"Komm, das sehen wir uns genauer an!", ohne mich noch einmal zu Ji umzudrehen ging ich einen Schritt weiter. Für einen Moment fühlte ich mich wie Misa.
"Meinst du wirklich?", rief mir Ji unsicher hinterher, und als sie merkte, dass ich nicht stehen blieb, folgte sie mir.
"Warte auf mich! Ich nehme noch kurz Chanyeols Sweater..."
Bevor sie ihren Satz überhaupt ausgesprochen hatte, war sie dicht hinter mir und folgte mir.
Erstaunt sah ich mich um. Dieser Gang schien lange nicht mehr genutzt worden zu sein, die unzähligen Schätze, die sich hier zwischen Plunder und Kram türmten, waren verstaubt bis zum geht nicht mehr.
Wumm.
"Huh?"
Erschrocken wandten Ji und ich uns zum Eingang um. Dort, wo man eben noch in die Spielehalle gesehen hatte, war nun kein Durchgang mehr. Wie war das Möglich?
"Wer ist da?", ertönte eine tiefe Stimme im Geheimgang.
Erschrocken flüchtete Ji zur Wand und stülpte sich kurzerhand den Wäschekorb über ihren Kopf.
"Ji? Alles okay? Was ist in dich gefahren?", nur schwer konnte ich mir bei diesem Anblick ein Lachen verkneifen. Was war das bloß für eine seltsame Reaktion?
Doch bevor Ji mir antworten konnte, war jemand anderes neben mir aufgetaucht. Und bei diesem Jemand handelte es sich um keinen anderen als Chanyeol.
Verwirrt warf er mir einige schmunzelnde Blicke zu, dann sah er verständnislos zu Ji herab.
"Hey", er klopfte auf den Wäschekorb, doch Ji reagierte nicht.
"Wie lange willst du das drauf lassen?", fragte er leicht genervt.
Ich kniete mich zu Ji.
"Alles im grünen Bereich, es ist nur Chanyeol, du kannst rauskommen", flüsterte ich ihr mit einer Mischung aus Lachen und Ernsthaftigkeit zu.
"Nur", lachte Chanyeol.
Vorsichtig lugte Ji unter ihrem ''Versteck'' hervor, um daraufhin den Korb vollends zur Seite zu schleudern.
"Hilf mir hoch", forderte sie Chanyeol auf und streckte ihm abwartend ihre Hände entgegen.
Doch statt ihr aufzuhelfen schüttelte Chanyeol nur seinen Kopf und wandte sich ab, um in den Tiefen des Ganges zu verschwinden.
Empört sah Ji ihm noch hinterher. Beinahe zeitgleich richteten wir uns Beide auf.