"Also wirklich! Weißt du denn nicht, wieviele Sorgen wir uns alle gemacht haben?", Laura trat mit einem vorwurfsvollen Blick zu mir ans Bett, setzte sich auf die Kante und reichte mir eine Tasse mit warmen Tee. Dicht gefolgt kam auch Chen herein, der sich vorsichtig an das Bettende setzte.
"I-ich konnte doch nichts dafür!", verteidigte ich mich selbst und nahm dankend den Tee entgegen. Die Wärme der Tasse allein schon hüllte meine Hände wohlig warm ein wie ein Paar Handschuhe, wie Taschenwärmer.
"Hach Chris. Und wir Trottel haben es erst heute morgen bemerkt...", jetzt fing Laura an, die Schuld auf sich zu schieben.
Bestimmt hatten sie besseres zu tun gehabt, als nach mir zu sehen, schoss es mir belustigt durch den Kopf, doch ich sprach es nicht aus, um die Beiden nicht in Verlegenheit zu bringen.
"Ist doch okay. Hauptsache ihr habt es irgendwann gemerkt, früher oder später ist doch vollkommen egal", versuchte ich sie murmelnd zu beruhigen und trank anschließend einen ersten Schluck Tee.
Laura hatte mir meinen Lieblings Tee gemacht, Früchtetee. Dieser wärmte mich schon nach dem ersten Schluck komplett aus dem Inneren heraus auf. Wie sehr hatte ich mich nach so einer Wärme in dem kalten Geheimraum gesehnt.
"Heute Nacht schlafe ich jedenfalls auf der Couch!", lachte Chen und warf Laura entschuldigende Blicke zu.
"Dann geht Chris uns auch bestimmt nicht mehr verloren", fügte er in das Lachen hinein noch hinzu.
"Pass auf, am Ende verschwindest du selbst", murmelte ich und nippte weiter an dem Tee. Obwohl ich nur ganz leise gemurmelt hatte, um meine Stimme so gut wie nur möglich zu schonen, bekamen sowohl Chen als auch Laura alles mit und brachen in Gelache aus.
"Wenn du schon kontern kannst, dann geht es dir wirklich relativ gut", stellte Laura erleichtert fest. Irgendwie schien sie in Gedanken gebracht worden zu sein, beiläufig zupfte sie an der dicken Decke herum, die sie mir sofort übergeworfen hatten, als ich wiederkam.
Ich würde niemals ihre Blicke vergessen, als ich komplett durchgefroren und kaputt im Türrahmen gestanden hatte und sie mit einem müden Gähnen begrüßt hatte. Ungefähr so wie Misa hatten sie geguckt, als sie uns zusammen mit Kwangsoo aus dem Geheimgang gerettet hatte, nur noch ein wenig besorgter und weniger neugierig. Wie unglaublich begeistert Misa von dem Geheimgang gewesen war...
"Habe ich doch gesagt, mir geht's blendend."
"Wo ist eigentlich die schöne Kette hin, die Ji dir geschenkt hatte? Hattest du sie nicht angezogen?", fuhr Laura aus ihren Gedanken hervor. Das hatte sie beschäftigt? Ehrlich?
Ich erstarrte erschrocken in meiner Trinkbewegung. Die goldene Halskette mit dem Notenschlüssel-Anhänger.
Chanyeol hatte sie wiedererkannt, sie war anscheinend von seinem Großvater an Ji und dann an mich gegeben worden zu sein. Beinahe wie ein Wanderpokal.
Warum Chanyeol sie jedoch mitgenommen hatte, hatte ich nicht verstanden. Wage erinnerte ich mich an seine Worte, doch ich war zu erschöpft, um sie zu einem klaren Bild zusammen zu puzzeln oder alles zu hinterfragen. Irgendeinen Grund hatte es jedenfalls gegeben, doch ob ich ihn jemals noch erfahren würde? Ich zweifelte daran.
"Chan hat die Kette jetzt", gab ihr nur leise den Fakt von mir, damit Laura nicht anfing, in die Stille Sachen hinein zu interpretieren. Zwei jugendliche Mädchen und ein internationales, männliches Idol über Nacht in einen Geheimgang verschwunden und erst am Morgen wieder aufgetaucht - das schrie schon genug nach irgendwelchen Skandalen und Andeutungen.
"Chanyeol?", Chen schlug verwundert seine Augen auf und auch Laura schien verdutzt zu sein.
"Warum hat denn Chanyeol die Halskette?", fragte sie vorsichtig nach. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich wusste es schließlich selbst nicht.
Von mir aus konnte er sie jedoch gerne behalten. Oder an Ji zurück schenken. Oder sonst was damit machen. Jonglieren. Sie essen. Sie vergraben. Mir egal.
"Wenn du willst können wir morgen zusammen drüben nachfragen gehen?", fragte Laura vorsichtig weiter, als ahnte sie etwas. Hoffentlich bildete ich mir das jedoch nur ein und sie ahnte nicht wirklich etwas, sondern war nur besorgt.
"Oder ich frage nach", meldete sich auch Chen und bot seine Mithilfe an, doch ich schüttelte nur meinen Kopf. "Nein, danke. Ich will nicht nach drüben. Geht schon."
"Was? Kann es sein... Ist irgendwas in deinem sogenannten Geheimgang passiert? Habt ihr euch gestritten?", Lauras Blick wurde immer verwirrter und verständnisloser, doch gleichzeitig auch immer wissensdurstiger.
Verständlich, ich hatte zwar knapp geschildert, wo ich gewesen war und was grob passiert war, doch ich hatte keine einzigen Details oder Gespräche genannt. Ich konnte es gut verstehen, dass sie neugierig war.
Wieder schüttelte ich meinen Kopf, diesmal sogar etwas bestimmter als zuvor.
Mir war nicht danach, darüber zu reden, schon gar nicht wenn Chen mit dabei war. Nichts gegen Chen, er machte einen super netten Eindruck, doch ich würde höchstens mit Laura oder Misa im Vertrauen meine Gefühle teilen. Doch nicht jetzt.
Mein Blick fiel auf Lauras Handgelenk. Schon wieder trug sie das bemerkenswert schöne Armband, welches mir vor dem Fotostudio am Eingang schon einmal aufgefallen war.
"Woher hast du eigentlich das Armband?", ich deutete mit einer Kopfbewegung auf Lauras Handgelenk, um das Thema so schnell wie möglich zu wechseln und trank anschließend noch einen Schluck Früchtetee. Der Tee war wirklich beruhigend und wohltuend, machte mich schläfrig.
Würden die Beiden nicht am Bettrand jeweils sitzen, ich glaube, ich wäre sofort eingeschlafen.
"Das Armband?", Laura strahlte erfreut auf und hob ihr Handgelenk in die Höhe. Das Armband blinkte im Lampenschein auf.
"Gefällt es dir? Es ist schön, nicht wahr?"
"Das habe ich ihr geschenkt", kam es vom Bettende von Chen, der von einem bis zum anderen Ohr stolz grinste. Beinahe zeitgleich wurde Laura rot.
"Bei unserem ersten Date", fügte sie flüsternd hinzu und wurde direkt danach noch eine Spur röter. Sie hatte lange darüber geschwiegen und jetzt offen darüber zu reden schien sie ein wenig in Verlegenheit zu bringen.
Ich lächelte in die Tasse hinein und trank den letzten Schluck.
Mit einem verliebten Glänzen in den Augen nahm Laura die nun leere Tasse entgegen und stand auf.
"Ruh dich erstmal aus, wir werden immer noch genug Zeit zum Reden haben", zwinkerte sie mir zu und trat Richtung Tür.
Auch Chen erhob sich von dem Bettrand und folgte Laura. Gemeinsam verließen sie den Raum und noch ehe die Tür zugemacht war, fuhlte ich, wie meine Augenlider ganz schwer wurden.
Es dauerte nur ein paar kurze Atemzüge und schon war ich im Schlummerland.
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EXO Next Door AU
أدب الهواة"Viel Spaß euch Beiden", murmelte ich Ji noch zu und ging ein paar Schritte zurück, gerade rechtzeitig, als man Chanyeol in der Ferne auf uns zurennen sehen konnte. Für einen Moment wollte ich bleiben, Ji und Chanyeol nicht einander lassen, doch ich...