"Wie, er ist krank?", fragte ich ungläubig.
Das kam davon, wenn man nach Mitternacht noch draußen herumgrub.
Baekhyun antwortete nur mit einem ratlosem Schulterzucken, während er auf Seite ging, damit ich und Misa eintreten könnten. Laura war mal wieder abgehauen, doch mittlerweile ließen wir es durchgehen. Wir wussten ja, was sie tat. Oder zumindest konnten wir uns denken, was sie so tat.
Doch statt einzutreten blieb ich zögerlich vor der Tür stehen. Misa kam nicht an mir vorbei, was sie sichtlich ärgerte.
"Keine Ahnung, auf jeden Fall schläft er jetzt und ruht sich erstmal aus. Ist wahrscheinlich eine kleine Erkältung. Was wolltet ihr denn zusammen machen? War es wichtig?"
"Das würde mich auch interessieren", steuerte Misa bei, während sie weiterhin versuchte, sich an mir vorbei zu drängen, jedoch ohne Erfolg. Instinktiv biss ich mir auf meine Unterlippe.
Es würde sich merkwürdig anhören, wenn ich ihnen von einer Suche erzählen würde, denn dann hätte ich auch gestern Nacht beichten müssen und dafür würde ich wahrscheinlich viele Missverständnisse und Missbilligungen ernten. Außerdem wusste ich nicht einmal selbst, wonach wir suchen würden. Also ließ ich es sein und seufzte nur so leise wie möglich.
"Nicht so wichtig...", ich senkte meinen Blick, um ihn augenblicklich wieder zu heben. Mir war eine kleine Idee gekommen.
"Wenn er erkältet ist, koche ich ihm etwas. Porridge oder so..."
"Du und kochen?", Misa warf mir einen Blick von der Seite zu als wäre ich von einem bösen Geist besessen. Oder Schlimmerem. Ich nickte nur und zuckte mit den Schultern.
Zugegeben, die Technik hasste mich und Kochen war auch nicht mein Spezialgebiet, aber immerhin konnte beim Kochen von Porridge keine Kuchenmasse im Backofen explodieren. Nicht, dass mir so etwas schon einmal passiert wäre, nein nein.
"Warum nicht?"
"Das fragst du noch? Du demolierst uns die Küche!"
Misa brach in kurzes, lautes Gelächter aus, als jedoch Sehun ebenfalls an die Tür trat wurde sie plötzlich leiser. Nach einem kurzen Räuspern wandte sie sich wieder an mich, diesmal ein wenig ernster.
"Ich kann dir helfen", schlug sie vor.
"Wobei helfen?", fragte Sehun neugierig, schnappte sich beiläufig noch eine schwarze Kappe und trat an Baekhyun hinaus zu uns. Die Kappe diente wohl dazu, ihn etwas zu verbergen, sodass er nicht so schnell erkannt werden würde. Interessiert ließ er seinen Blick zwischen Misa und mir hin und her wandern.
"Die Beiden wollen irgendetwas gegen Erkältungen kochen", erklärte Baekhyun mit sichtlicher Belustigung in der Stimme.
"Für Chanyeol?", schlussfolgerte Sehun direkt und stemmte die Hände in die Hüften. Misa und ich nickten bestätigend.
"Ganz genau!", fügte ich noch hinzu. Misa seufzte.
"Dann müssen wir noch Haferflocken besorgen...", überlegte Misa laut und schlug dabei ihre Augen Richtung Sehun auf. Dieser hielt kurz inne, dachte nach und lächelte dann.
"Ich kann gerne mit euch einkaufen gehen!"
"Super!", Misa strahlte augenblicklich auf und hob überschwänglich entschlossen ihre Faust. Ihr abenteuerliches Grinsen kam wieder hervor. Kein gutes Zeichen.
"Worauf warten wir dann noch?"
Noch ehe irgendjemand hätte protestieren können, schnappte sich Misa meine Hand und zog mich Richtung Einfahrt. Sehun folgte uns bloß schmunzelnd.
"Dann bis nachher!", lachte uns Baekhyun nur hinterher und schloss vorsichtig die Tür, doch da waren Misa, Sehun und ich schon auf der Straße angekommen.
Es dauerte zwei Straßenecken, dann hatte ich mich endlich aus Misas unglaublich merkwürdigem und vor allem unbequem schmerzhaften Handgriff befreit. So motiviert wie gerade hatte ich sie lange nicht mehr gesehen.
Sie unterhielt sich beinahe durchgängig mit Sehun und hätte sie mich nicht mitgezogen, hätten sie mich an der vorletzten Ecke wahrscheinlich zurück gelassen und es wäre ihnen nie aufgefallen.
Da entdeckten wir auf unserem Weg Kwangsoo, der mit einer Tüte mitten auf der Straße ging.
"Hey Bro!", rief Sehun ihm entgegen und beschleunigte seinen Schritt, bis er bei ihm angekommen war und ihn in eine begrüßende, kurze Umarmung zog.
Sehun und Misa waren so schnell auf Kwangsoo zugegangen, dass sie mich glatt einige Meter zurück gelassen hatten. Das Leben mit kurzen Beinen äzte.
Im Vorbeigehen zu Kwangsoo, Sehun und Misa kam ich an drei Mädchen vorbei. Sie alle schienen Teenager zu sein, so sahen sie zumindest aus.
Für einen kurzen Moment beneidete ich ihre schwarzen Haare, ich hätte meine roten Haare zumindest für einen Tag gerne getauscht, doch dann kam mir ihr Gespräch zu Ohr.
"Hey, die da drüben, sind das keine Exo Member?", fragte Eine. Oh nein, waren das Fans? Zögerlich verlangsamte ich meinen Schritt, um weitere Sätze aufschnappen zu können.
"Einer von denen auf keinen Fall. Der ist super hässlich!", merkte eine Andere an. Ich biss mir wieder auf die Unterlippe, wurde mir dessen bewusst und ließ es schnell sein. Irgendwann würde meine Unterlippe komplett verwundet und verkrüppelt sein, wenn ich bei Unsicherheit und weiterem direkt darauf herumkaute. Das musste ich mir schnell abgewöhnen, nahm ich mir vor. Was sollte ich jetzt bloß tun?
"Seine Augen sind wie Sehuns...", schwärmte eine Andere, ohne weiter auf Kwangsoo einzugehen, der wahrscheinlich mit Hässlich gemeint war.
"Es ist Oh Sehun!"
"Aber was macht dieses Mädchen neben ihm? Wehe das ist seine Freundin", zischte eines der Mädchen. Sie fingen an leiser zu tuscheln. Wahrscheinlich hatten sie mich bemerkt und deswegen auch die Lautstärke gesenkt.
Spätestens jetzt ging ich wieder schneller, rannte beinahe. Schnell kam ich bei Sehun, Misa und Kwangsoo an, doch statt zu stoppen, ging ich weiter an ihnen vorbei.
"Lauft", murmelte ich im Vorbeilaufen. Dafür erntete ich ziemlich viele verständnislose Blicke, doch als die drei Mädchen anfingen sehr hoch zu kreischen und auf uns zuzurennen war die Situation klarer als klar.
"Verdammt!", fluchte Sehun und rannte ebenfalls los. Er war so etwas wahrscheinlich gewöhnt.
Über meine Schulter hinweg konnte ich sehen, wie er und Kwangsoo mich schnell überholten, Misa und ich folgten rennend und kaum einige Meter hinter uns waren die immernoch kreischenden Fangirls, die zügig aufholten.
Gemeinsam rannten wir noch ein gutes Stück weiter. Langsam merkte ich, wie mir die Puste ausging. Doch die Verfolger schienen Ausdauer wie Olympiasieger was zu haben. Wie konnten sie bloß kreischen und rennen, ohne langsam müde zu werden?
Sehun und Kwangsoo waren schon um die nächste Ecke, die eine dichte Hecke war, verschwunden. Schnell bogen auch Misa und ich dort ab, wurden jedoch bevor wir weiterrennen konnten nach rechts hinter ein dunkles Auto gezogen, welches dort an der Ecke parkte.
Dahinter gehockt saßen wir nun zu viert, Misa und ich drückten uns in die Hecke hinein und Sehun und Kwangsoo hockten nahe des Autos. In der ferne konnten wir die Mädchen immernoch kreischen hören. Das Kreischen kam näher.
"Bro, ich kann nicht mehr laufen. Ich werde sterben", keuchte Sehun und sah zu Kwangsoo. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht die Einzige war, die nicht mehr konnte. Auch Misa neben mir atmete schwer.
"Warum rennen wir überhaupt? Wird etwas Schlimmes passieren, wenn sie uns kriegen?", fragte Kwangsoo unsicher. Er war der Einzige, der noch Ausdauer zu haben schien.
"Nicht wirklich, aber ihr müsstet umziehen, oder?", fragte Misa, hustete aber wieder sofort. Sie schien wirklich erschöpft.
Bestätigend nickte Sehun.
"Huh?", Kwangsoo schien nur noch verwirrter zu sein und ich stellte mir die Frage, ob er sich bewusst war, was Sehun beruflich machte.
"Keiner weiß, dass wir hier wohnen", seufzte Sehun und wurde immer leiser. Die Mädchen waren nun an unserer Ecke angekommen und vorbeigegangen, da sie uns hinter dem Auto nicht gesehen hatten. Mitten auf der Kreuzung hielten sie an und sahen sich um, in welche Richtung wir gerannt sein könnten.
"Und jetzt?", flüsterte ich so leise wie nur möglich. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie uns hier entdecken würden. Mein Herzschlag überschlug sich fast vor Adrenalin, doch weiter rennen könnte ich nicht.
Genau in diesem Moment schnappte sich Kwangsoo Sehuns schwarze Kappe und setzte sie sich auf.
"Ich werde sie ablenken. Rennt ihr weg!", sagte er entschlossen und verließ rasch das Versteck.
"Was wirst du..", wollte Sehun ihn noch fragen, doch Kwangsoo stand bereits mit dem Rücken zu den Mädchen. Als die Fangirls ihn erblickten, kreischten sie wieder auf, da sie ihn vermutlich für Sehun hielten und rannten auf ihn zu. Kwangsoo rannte davon.
Verdutzt sahen wir ihm noch hinterher. Es war alles so schnell gegangen. Ich brauchte einen Atemzug, um es zu realisieren.
"Mein Freund!", rief Sehun Kwangsoo noch hinterher, dann war dieser auch schon um die nächste Straßenecke verschwunden.
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EXO Next Door AU
Fanfiction"Viel Spaß euch Beiden", murmelte ich Ji noch zu und ging ein paar Schritte zurück, gerade rechtzeitig, als man Chanyeol in der Ferne auf uns zurennen sehen konnte. Für einen Moment wollte ich bleiben, Ji und Chanyeol nicht einander lassen, doch ich...