Episode 16 || 2

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Hitze. Nähe. Pfefferminzbonbon Geschmack.
Richtig realisieren konnte ich es nicht, ich war nicht in der Lage dazu, nicht in der Verfassung. Es war so schnell passiert, zu schnell, um sich mental darauf vorzubereiten, so unerwartet.
Fakt war, dass ich gerannt war. Fakt war auch, dass mich Chanyeol an einer Mauer aufgeholt hatte. Ein weiterer Fakt war, dass er mich gegen die Mauer drückte, damit ich nicht fliehen konnte.
Und Fakt war, dass Chanyeol mich gerade küsste.
Oder zumindest geküsst hatte, um genau zu sein. Gerade in dem Moment, als ich es irgendwie so ein wenig realisierte, löste er seine Lippen und sah mir tief in die Augen, ohne dabei wirklich auf Abstand zu gehen.
"Chris?", fragte er unsicher, lachte dabei ein wenig, sah mich weiter an. Ich starrte zurück.
"Mein Name?", antwortete ich, unfähig, irgendetwas Anderes zu sagen, meine Kehle schnürte sich augenblicklich zu. Mein Herz lief Amok, mein Körper schien zu kochen und meine Gedanken waren gerade sowieso alles andere als sortiert.
Tief ein und ausatmen.
Wieder lachte Chanyeol auf und beugte sich etwas vor, sodass seine Stirn die Meine berührte.
"Bist du jetzt wach?", fragte er, sichtlich belustigt über meine Perplexheit.
"Verstehst du jetzt?"
Ich hätte ihm gerne geantwortet, dass ich schon lange wach war und das ich gerade nichts verstand, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Nicht einmal mit dem Kopf schütteln konnte ich, da Chanyeol ja seine Stirn gegen Meine drückte.
Träumte ich? War Chanyeol nicht in Ji..?
Ich war unfähig zu allem, sogar zum Denken.
Vorsichtig löste Chanyeol nun seine Stirn von Meiner und hauchte mir noch einen kurzen Kuss auf die Lippen.
"Ich liebe dich, Chris. Und das Letzte, was ich will, ist, dass du vor mir wegrennst und mich dann auch noch ignorierst. Jetzt verstanden?"
Seine Augen blitzten auf. Das letzte Mal, als sie so geglänzt beziehungsweise aufgeblitzt hatten, war, als er Ji endlich gesagt hatte, dass sie sich schon von früher kannten, als ihm ein Stein vom Herzen fiel. Chanyeol hatte so erleichtert ausgesehen.
Doch gerade? Irgendwas war anders, es war zwar ähnlich, doch trotzdem nicht das Gleiche.
Langsam nickte ich und entgegnete so gut es ging seinem Blick. Meine Beine wurden mit jeder Sekunde, die ich ihm in diese Augen sah, immer weicher. Es grenzte an ein Wunder, dass ich immer noch genug Kraft hatte, um gerade zu stehen und nicht einfach wie ein Kartenhaus zusammen klappte. Was sollte ich sagen?
"T-tut mir Leid", brachte ich gerade so hervor, so langsam kehrte ich irgendwie wieder in den Normalzustand zurück.
Doch warum entschuldigte ich mich?! Schon wieder lachte Chanyeol auf. Beneidenswert, wie locker er gerade war und wie lustig er meine Antworten zu finden schien. Daran sollte ich mir ein Beispiel nehmen und mich ebenfalls zusammenreißen.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen", entgegnete er mir, während er langsam seine Hand von mir nahm. Doch, irgendwie brauchte ich das, mich für mein komisches Verhalten entschuldigen.
Mit meinem Blick folgte ich seiner Hand, die gerade Richtung Jackentasche wanderte.
Noch bevor er seine Hand komplett gesunken und in die Jackentasche gesteckt hatte, griff ich nach ihr und hielt sie mit meinen Händen fest. Sie war erstaunlich groß und erstaunlich warm...
"Hm?", Chanyeol schien überrascht zu sein, dass ich gerade überhaupt irgendwas machte, außer perplex rumzustehen. Und um ehrlich zu sein, ich war bestimmt mindestens genauso überrascht von mir wie er.
"Ehm, also... Ich...", ich räusperte mich. Eigentlich hatte sich mein Herz wieder einigermaßen entspannt, doch jetzt fing es wieder an wie wild zu klopfen. Doch da musste ich jetzt durch.
Tief ein und ausatmen.
"Ich liebe dich auch."
Stille. Ein kalter Windstoß erfasste uns, so kalt, dass ich seine Hand noch ein wenig fester umfasste. Doch mir war nicht kalt, im Gegenteil, ich fühlte mich immer noch als würde ich brühend heiß kochen und diese Hitze ließ nicht nach.
Doch warum antwortete Chanyeol mir jetzt nicht?
Vorsichtig hob ich meinen Blick von seiner Hand hoch zu seinen Augen, blieb jedoch früher hängen, bei seinen Lippen.
Ein glückliches Schmunzeln hatte sich geformt, welches mein Herz noch ein wenig höher schlagen ließ. Schnell sah ich weiter hoch, direkt in seine braunen Augen, die mich zurück fixierten.
"Ich weiß", antwortete er mir gerade in diesem Moment. Wieder zuckte ich zusammen, sodass ich seine Hand losließ.
Woher sollte er es wissen? Ich traute mich gar nicht zu fragen, doch zum Glück kam ich dazu auch gar nicht.
"Moment", sein Blick wanderte an mir herunter, bis er mit großen Augen an meinen Beinen hängen blieb. "Sag' mir nicht, dass du die ganze Zeit über hier draußen in dünnen Leggins rumläufst?"
Ungläubig trat er einen Schritt zurück und betrachtete mich.
"Ehm... Eventuell?", entgegnete ich lachend und stieß mich von der Wand weg, gegen die ich nun nicht mehr gedrückt wurde.
"Das ist nicht dein ernst", fassungslos schüttelte er seinen Kopf. "Eine schlechte Angewohnheit, wenn du mich fragst. Damit solltest du aufhören."
"Ich weiß, ich weiß", wieder lachte ich auf. "Keine Sorge, das kommt auf meine lange Liste mit Dingen, die ich mir abgewöhnen und die ich machen muss!"
Chanyeols Blick wanderte wieder hinauf zu mir, sah mich einen Moment ungläubig an, fiel dann jedoch mit in mein Lachen ein.
Ein weiterer, eiskalter Windstoß blies erbarmungslos vorbei.
"Komm', sonst erkältest du dich noch wirklich", langsam streckte mir Chanyeol seine Hand entgegen. Zögerlich griff ich nach ihr.
"So schnell erkälte ich mich nicht."
"Ich weiß, ich weiß", seine Hand umfasste Meine. "Ich gehe nur auf Nummer sicher."
Langsam setzten wir uns in Bewegung, die Straße nach links Richtung Spielplatz, von wo man aus auch wieder nach Hause kam.
Spielplatz...
"Oh, apropos Spielplatz", beim Gehen und dem Gedanken an den Nachhauseweg fiel mir Ji wieder ein, die theoretisch noch immer an der Schaukel sein sollte.
"Wir sollten Ji abholen, sonst friert sie noch an der Schaukel fest."
"Haha, ja, das würde sie", Chanyeol lachte auf. "Auch als ich ihr gesagt habe, sie soll ins Warme gehen, hat sie sich geweigert."
Er zuckte kurz mit den Schultern.
"Ich konnte aber auch nicht lange diskutieren und sie überzeugen. Die Person, die ich liebe, ist nämlich schneller als sie aussieht!"

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