Episode 8 || 2

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Die Sonne war gerade dabei unter zu gehen und tauchte die komplette Umgebung in gleißendes Orange, als ich den Schlüssel im Schloss umdrehte und mir so Zugang zu unserem Ferienhaus verschaffte. Nur einen Augenblick später war ich auch schon drinnen und schloss behutsam die Tür hinter mir.
Durch das Glas konnte ich noch sehen, wie Chanyeol die Straße nach rechts zu ihrem eigenen Haus ging. Er hatte mich nach dem Eis essen und einem kleineren Spaziergang durch die Gegend nach Hause begleitet...
Ich drehte mich von seinem Anblick weg, als ich ihn von dem beschränkten Sichtfeld der Glasscheibe schon nicht mehr sehen konnte.
Die Schuhe und die Jacken im Eingangsbereich, die übrigens nicht aufgeräumt sondern eher hingeschmissen dalagen, als hätten drei Bomben eingeschlagen, ließen darauf schließen, dass ich nicht alleine schon wieder Zuhause war. Eher gesagt schien ich die Letzte zu sein, die ankam.
"Misa? Laura?", rief ich vorsichtig, während ich an der Garderobe vorbei in unseren Esszimmer- und Küchenbereich huschte. Zum Aufräumen würde ich die Beiden schon noch zwingen, hinterherräumen wollte ich nämlich nicht unbedingt. Ich war doch nicht ihre Mutter und Misas Untergebene schon gar nicht.
Irgendjemand war auf jeden Fall da, denn ich konnte eindeutig Stimmen aus dem Essbereich aufschnappen.
Einige Augenblicke später war ich auch schon am Esstisch angelangt, von wo mich ein blaues Paar Augen und ein braunes Paar Augen aus sofort fixierten.
"Chris!", rief Misa überrascht meinen Namen aus und deutete auf mich.
"Was machst du denn schon hier?"
Verwirrt trat ich einen Schritt näher und ließ mich auf meinen Stammplatz Stuhl neben Laura fallen.
Die untergehende Sonne blendete mich einen kurzen Augenblick lang, doch meine Augen gewöhnten sich schnell an das viele Licht, dass durch das große Fenster hier eindrang.
"Wie, was mache ich schon hier?", fragte ich verunsichert nach und warf einen prüfenden Blick zu Laura. Ich fragte mich zwar auch, wohin Sehun und Misa heute verschwunden waren, doch meine Neugier auf Lauras Tag war mindestens genauso groß.
"Naja, Chanyeol und du, ihr wart doch noch zusammen Eis essen und da dachte ich nicht, dass du so schnell...", murmelte Misa, doch ich unterbrach sie zügig.
"Woher weißt du das?"
"Sehun und ich haben euch in der Stadt gesehen", erklärte Misa sofort und setzte ein belustigtes Grinsen auf.
"Du kannst mir nichts verheimlichen! Ich kann mir meinen Teil schon denken..."
"D-das...", versuchte ich mich zu rechtfertigen, verstummte jedoch. Es würde nichts bringen, es Misa zu erklären, denn sie würde mir wahrscheinlich sowieso nichts glauben und weiterhin ihre Andeutungen für richtig erklären.
"Selbst wenn, Eis essen dauert doch nicht die ganze Nacht lang!"
"Aber Film gucken...", Misas Grinsen wurde noch breiter, doch ich unterband es sofort mit einem Seitenhieb. Und ich hielt mich mit dem Seitenhieb wirklich nicht zurück, sodass Misa sofort aufjapste und sich die verwundete Stelle rieb.
"Brauchst nicht gleich gewalttätig werden! Schlimm. Ich bin immerhin dein Meister!", jammerte sie und versuchte ihren Arm so zu drehen, dass sie einen Blick auf die Wundstelle werfen konnte, vergebens jedoch.
"Wir sind nicht deine Untertanen!", seufzten Laura und ich im Chor, um direkt im Anschluss Misas Protest gegen diese Aussage mit einem Lachen zu übertönen.
Als das Lachen abgeebbt war, wandte ich mich wieder zu Misa.
"Und was haben du und Sehun in der Stadt gemacht?", fragte ich neugierig.
"Ach, ich habe ihm nur ein wenig die Umgebung näher gezeigt... Zumindest die Stellen, die ich von unserer nächtlichen Wanderung hierher schon kannte..."
"Ich wusste doch, dass das Hergehen und nicht Herfahren trotzdem etwas bringen würde!", rief Laura triumphierend aus und gab sich selbst einen Highfive, einen Highself wie ich es gerne nannte. Misa verdrehte nur die Augen.
"Was auch immer...", seufzte sie.
"Gerade als du gekommen bist, Chris, wollte ich Lauras Tag aus ihr herausquetschen..."
"Oh, ist das so?", fragte ich nach und warf einen kurzen Blick zu Laura, die sofort erschrocken erstarrt war.
"Das hatte ich auch vor, so ein Zufall aber auch!"
Lauras Augen weiteten sich vor Schreck nur noch mehr und das so extrem, dass ihre Augen Bowlingkugeln glichen könnten. Ihr Blick gerade war wirklich unbezahlbar.
"Umso besser! Also, Laura, was hast du heute und die letzten Tage so gemacht? Raus mit der Sprache! Keine Geheimniskrämerei mehr!", verlangte Misa und kniff ihre Augen bedrohlich fixierend zusammen. Ich hätte schwören können, noch im selben Moment Laura schlucken hören zu können.
Nur einen Atemzug später entspannte sich ihre erschrockene Miene jedoch und machte Platz für ein sehr selbstsicheres, zufriedenes Lächeln.
"Das lässt sich mit Worten ziemlich schwer erklären...", seufzte sie, wobei ihr Lächeln jedoch nicht nachließ, im Gegenteil. Das alleinige Nachdenken schien das Lächeln in ihrem Gesicht bloß zu verstärken.
"Dann zeig uns, wohin du immer so schnell verschwindest! Wir haben ein Recht darauf, es zu erfahren!", plädierte Misa weiterhin auf Antworten und hämmerte demonstrativ ihre Faust auf den Esstisch.
"Ich befehle es dir!"
Obwohl Misa versuchte, so gut es ging, ihre harte Herrscher Miene aufrecht zu erhalten, konnte sie sich nach dem letzten Satz ein Lachen jedoch auch nicht mehr verkneifen.
Ein Augenblick verstrich.
"Wenn du es uns-", wollte Misa weiterhin drohen, wurde jedoch von Laura harsch unterbrochen.
"Alles klar."
"Alles klar?", wiederholte ich überrascht. Auch Misa schien genauso verwirrt von dieser unerwarteten Antwort wie ich zu sein.
Laura zuckte bloß mit den Schultern.
"Ich kann es euch zeigen und dann werdet ihr es wahrscheinlich verstehen. Habt ihr morgen Zeit?"
Ungläubig hob ich eine Augenbraue an und nickte. Für den morgigen Tag hatte ich mir noch keine Pläne gemacht, was sich nun als ziemlich gut herausstellte. Nur Misa neben mir geriet ins Schwanken.
"Also eigentlich war ich mit jemandem verabredet...", überlegte sie laut.
Ich räusperte mich. "Sehun", murmelte ich in mein Räuspern hinein, doch keiner verstand mich.
"Aber in Ordnung. Ich bin neugierig und schließlich habe ich es ja auch verlangt", kam sie nach einigen Momenten zum Schluss und nickte.
"Also abgemacht?", fragte ich Laura vorsichtshalber nochmal. Es kam mir merkwürdig vor, dass sie die letzten Tage immer geheim gehalten hatte und uns jetzt auf einmal doch zeigen wollte, womit sie den ganzen Tag verbrachte. Viel zu merkwürdig für meinen Geschmack.
Höchst zufrieden stimmte auch Laura in das Nicken mit ein und zückte nebenbei auch noch ihr Handy.
"Abgemacht."

EXO Next Door AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt