Ich bin gleich wieder da, hatte er gesagt. Gleich wieder da.
Ich bin gleich wieder da.
Gleich.
Wie lange dauerte für ihn gleich? Wann würde er wieder da sein? Wann war gleich? Wann? Gefühlt war bereits eine ganze und eine halbe Ewigkeit verstrichen, die ich gegen die Couch lehnte und mit verschränkten Armen auf Chanyeol wartete. Die Uhr zeigte an, dass bereits zwanzig Minuten verstrichen waren. Zwanzig Minuten, die einer ganzen und einer halben Ewigkeit glichen.
Wie lange konnte es dauern, bis man zwei Jungs und eventuell noch ein Mädchen, wenn er Ji auch einlud, zum Eis essen eingeladen hatte?! Selbst wenn sie noch diskutierten, wohin, konnten sie niemals so lange brauchen. Spätestens jetzt hätte er zurück sein müssen...
Ich ließ meinen Blick zum gefühlten 900.sten Mal durch den großen Raum schweifen, in den mich Chanyeol gezogen hatte. Überall waren Spieleautomaten an der Wand aufgereiht, auf dem Boden lagen ein Basketball und ein Fußball herum und aus einem Augenwinkel erkannte ich hinter der zweiten Couch einen Kicker. Wo war ich hier überhaupt gelandet? In einer Spielehalle? Im Spielehimmel?
Es kostete mich wirklich Selbstbeherrschung, nicht eines der Arcade Games anzuschmeissen und eine Runde zu spielen. Doch dann würde ich wahrscheinlich nie wieder davon wegkommen und das Eis könnten wir uns dementsprechend dann auch sparen.
Gerade als ich mich von der Couch wegstoß, um hinauf zu gehen, um zu überprüfen, ob noch alle lebten und sie sich nicht noch im selben Moment umbrachten oder ähnliches, hielt ich inne.
Eine hochrote Ji betrat den Hobby-, Wohnzimmer- und Spieleraum, wie auch immer dieser Raum hier genannt wurde. Sie schien mich nicht zu bemerken, hielt jedoch mitten im Raum an und schlug sich die Hände in ihr knallrotes Gesicht.
"Oh nein, mein Gesicht ist so rot, es könnte mich verraten. Gott, ich habe mich zu sehr in den Charakter hinein gesteigert...", redete sie mit sich selbst, während sie ihre Wangen mit ihren Handflächen aneinander quetschte und die Augen zusammenkniff.
"Ji?", fragte ich vorsichtig und trat einen Schritt auf sie zu.
Wovon redete sie? Zu sehr in einen Charakter hinein steigern? Hatte sie etwa...
Erschrocken riss Ji ihre Augen auf und starrte mich an. Die Röte in ihrem Gesicht wurde schlagartig noch schlimmer als zuvor, obwohl ich mir nicht einmal sicher war, ob das überhaupt möglich war.
"Chris!", war das Einzige, was sie ungläubig und erschrocken ausstieß. Langsam ließ sie ihre Arme sinken.
"Ji? Alles in Ordnung?", ich lachte. Anscheinend hatten Baekhyun und D.O sie dazu überredet, mit D.O zu proben, nachdem ich von Chanyeol gekidnappt und hierher gebracht wurde. Das würde zumindest ihr Selbstgespräch von vorhin und diese immense Röte erklären.
"Du bist ziemlich rot... soll ich einen Arzt oder so anrufen? Brauchst du irgendwas?", fragte ich vorsichtig und musterte sie besorgt. Ich wusste, wie sie sich ungefähr fühlte und war genau in diesem Moment dankbar, dass mir mein Blut nie so extrem ins Gesicht schoss wie bei ihr.
"Anrufen?", wiederholte Ji murmelnd, ihr Blick und ihre Gedanken schweiften ab.
"Hallo? Planet Erde an Ji Yeonhee?"
Vorsichtig trat ich noch einen Schritt näher und schnippste direkt vor ihren Augen. Einmal, zweimal... keine Reaktion.
"Ich rufe, glaube ich, lieber einen Notarzt oder so an..."
"Oh nein!!", unterbrach mich Ji.
"Mein Handy!"
"Dein was?"
Anscheinend war Ji immernoch in ihren Gedanken. Doch ohne mir zu antworten drehte sie auf der Stelle um und brauste davon.
Nach einem kurzen Seufzen folgte ich ihr, was sollte ich auch schon anderes tun? Es dauerte nicht lange, dann war ich hinter Ji auch schon in der Küche angelangt.
Unsicher blieb ich jedoch auf Abstand stehen und beobachtete, was sich vor meinen Augen abspielte.
"Bitte, gib mir das Handy!! Gib es mir!!", rief Ji mit Verzweiflung in ihrer Stimme.
Chanyeol hielt in seiner Hand ihr Handy und streckte seinen Arm so hoch es ging, sodass Ji nicht heran kam. Leicht biss ich mir auf meine Unterlippe. Ji war nicht viel größer als ich und ich konnte nur zu gut nachvollziehen, wie es war, wenn großen Menschen, und das waren soziemlich alle, ihre Größenvorteile ausnutzen. Und sowas war schrecklich.
"Gib es mir!!", schrie Ji plötzlich auf, sodass ich zusammenzuckte. Auch Chanyeol sah sie kurz erschrocken an, gab ihr das Handy jedoch nicht wieder. Sofort entschuldigte sich Ji, wurde jedoch sogleich wieder von Chanyeol unterbrochen. Er sah ihr tief in die Augen.
"Ist er wirklich deine erste Liebe?"
Autsch. Dieser Satz hatte mich gerade so sehr überrascht, dass ich mir noch etwas fester auf die Unterlippe gebissen hatte. Nun blutete ich. Na super.
Redeten sie schon wieder über den Mann, der uns auf dem Weg vom Einkauf nach Hause aufgehalten hatte? Warum wollte Chanyeol immer über ihn reden?
"D-das...", setzte Ji zu einem Satz an, vollendete diesen jedoch nicht, als sie endlich ihr Handy geschnappt bekam.
Sofort griff sie zu und wich ein paar Schritte zurück, um es sich sofort an ihr Ohr zu halten. Allen Anschein nach hatte die Person, die angerufen hatte, aber bereits aufgelegt, denn Ji ließ enttäuscht ihr Handy sinken und sah Chanyeol fassungslos an.
"Na vielen Dank auch!", presste sie gerade so hervor, man konnte ihren Frust und ihren Ärger geradzu spüren. Auch Chanyeol war vorsichtshalber einen Schritt zurück gewichen.
Bevor Ji ihm auch nur eine Chance gab, irgendwas zu sagen, drehte sie sich abrupt um und brauste an mir vorbei hinaus.
Ich sah ihr noch kurz hinterher, unschlüssig, ob ich sie eventuell aufhalten sollte. Doch ich entschied mich dagegen. Ich konnte mich schlecht überall einmischen. Ich mischte mich sowieso schon viel zu häufig ein...
Vorsichtig sah ich wieder zu Chanyeol, der ihr anscheinend auch hinterher gesehen hatte und ich ihm jetzt erst aufgefallen war. Seine Miene war unlesbar aber kalt.
"Chris...", murmelte er, fing sich jedoch schneller als ich reagieren konnte.
"Ein Eis, stimmt...", fügte er murmelnd hinzu und senkte seufzend seinen Kopf. Tapsend näherte ich mich ihm und suchte seinen Blickkontakt.
Doch danach brauchte ich nicht suchen. Nur einen Atemzug später hob er seinen Kopf wieder und sah mir direkt in die Augen. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
"Ich schulde dir immer mehr Kugeln Eis, kann das sein?"
Langsam nickte ich und konnte mir ein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen.
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EXO Next Door AU
Fanfic"Viel Spaß euch Beiden", murmelte ich Ji noch zu und ging ein paar Schritte zurück, gerade rechtzeitig, als man Chanyeol in der Ferne auf uns zurennen sehen konnte. Für einen Moment wollte ich bleiben, Ji und Chanyeol nicht einander lassen, doch ich...