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(Zwei Stunden vorher)

Immer noch lachend verließ der königliche Alphaclan das Haus und schlenderten zu dem Solarsegler hinüber. Dieser Segler hatte drei offene Sitzreihen und lief auf breiten Rädern, die aus einem Pflanzenfaserverbund gefertigt waren. Ein riesiges Sonnensegel sorgte für den Antrieb. Entweder surfte das Gefährt bei starkem Wind oder nutze die Energie der Sonne für die Fortbewegung.
„Kommt schon," rief Henry und zog Sabina an sich, während Tjorben sich hinter das Steuer schwang. Rasch fanden alle ihren Sitz (Bianca auf Jareds Schoß) und schon lenkte der blonde Alpha den Segler in Richtung der Stadt.
Jared begann augenblicklich mit Bianca rumzuknutschen und fuhr ihr mit der Hand unter den Rock. Jay grinste und rief gegen den Fahrtwind: „Bist du auch so geil wie ich? Gott, ich glaub, ich werde die erstbeste Delta gegen die nächste Wand ficken!" Sabina war merkwürdig still. Sie küsste Prinz Henry auf Hals und Schulter, doch sie war nicht mit vollem Einsatz dabei.
Bianca bemerkte das Verhalten ihres Zwillings und fragte laut: „Was ist los, Bina? Sag bloß, es ist wegen Gwen?!"
Sabina schnaubte und sagte kühl: „Was denn sonst! Klar geht mir die Bevorzugung von Mama echt auf die Nerven, trotzdem ist sie unser Blut... unser kleines Cousinchen... und wir haben sie so übel zugerichtet."
Hendrik schüttelte fassungslos den Kopf und keifte: „Sie hat sich das alles selbst zu zuschreiben! Versau uns jetzt nicht den schönen Tag, indem du Trübsal bläst!"
Henry grinste und sagte: „Hör auf deinen Vater, Süße! Wenn du etwas blasen willst, ich hätte da was in meiner Hose, dass du benutzen kannst!" Dabei wackelte er anzüglich mit den Augenbrauen und schob Sabina von seinem Schoß, so dass sie vor ihm kniete. Die blonde Delta schob ihre Gewissensbisse von sich und machte sich fleißig daran, dem Prinzen Erleichterung zu verschaffen.
Zufrieden lehnte sich der Alpha zurück und stöhnte genüsslich. Wenn er jetzt statt der heftig blasenden Delta eine süße, kleine Omega hätte, wäre er wunschlos glücklich...
Bei dem Restaurant angekommen, wartete schon Kai auf sie. Der große Mann stieß sich mit einer geschmeidigen Bewegung von der warmen Sandsteinwand ab und kam mit dem für ihn so typischen katzenartigen Gang auf die Gruppe zu. Lächelnd schloss Henry seine Hose und sprang vom Segler um seinen besten Tracker zu begrüßen.
„Mein Freund... und? Hast du Neuigkeiten für uns?"
Alpha Kai nickte ruhig und deutete auf das Gebäude hinter sich.
„Ich konnte den Alphaclan des Omega mit dem Namen Josh überreden mit ihm herzukommen, damit du selbst die Befragung durchführen kannst. Aber, Henry... sei vorsichtig. Der Clan hat sich gerade erst um seinen fruchtbaren Part zusammengefunden und sie sind unglaublich territorial und beschützerisch, was den Kleinen angeht!"
Dankbar klopfte ihm der Prinz auf die Schulter und langsamen Schrittes ging der königliche Clan in das Restaurant hinein.
Vier riesige Männer standen wie eine Wand vor dem hintersten Tisch und musterten die Ankömmlinge mit misstrauischen und wachsamen Blicken. Henry und seine Alphas hoben die Hände, als ein drohendes Knurren durch den Raum schwang.
„Bitte, habt keine Sorge. Wir werden eurem Omega nicht zu nahe kommen. Wir möchten uns nur ein wenig mit ihm unterhalten..."

„Schon ok, Rafe..., Xander? Tretet zur Seite. Je eher wir das hier erledigt haben, desto eher können wir unseren Kleinen in sein Nest zurückbringen!"
Murrend und gezischte Drohungen auf Henry abfeuernd machten die vier Männer Platz und gaben den Blick frei auf einen fünften Alpha, auf dessen Schoß ein zierlicher Teenager saß. Josh hatte sich an die Brust des Riesen mit den langen braunen Haaren geschmiegt und sah unruhig zu den sich nähernden Männern.
„Mach dir keine Sorgen, Josh... ich lass nicht zu, dass dich nochmal einer von ihnen verletzt!" murmelte der Mann und kraulte sachte den völlig verspannten Nacken des Omegas.
„Er hat recht. Weder ich noch einer meiner Männer werden dir was antun. Wir wollen nur wissen, wie du dich hast verstecken können und warum und ... ob du von anderen Omegas weißt..."
Henry zog sich betont langsam einen Stuhl heran und setzte sich.
Josh's Blick wanderte zu Tjorben und unwillkürlich presste er sich enger an den Mann hinter sich. Der dunkelhäutige Mann namens Rafe sagte mit einer unglaublich tiefen Stimme: „Duncan wird nicht zulassen, dass dich jemand anderes anfasst... auch nicht, wenn er aus dem Königsclan stammt!"
Der braunhaarige Alpha namens Duncan nickte grimmig und küsste Josh auf eine Bißnarbe an der Schulter.
Der Junge seufzte und richtete sich schließlich auf. „Also dann... ich hab mich mit Supress verstecken können. Ich wollte einfach nicht Teil eines Clans sein... dass ich nur noch in einem Nest sein soll, um Nachwuchs zu produzieren, geht mir nach wie vor gegen den Strich! Omegas sind mehr wert als lediglich auf eine Gebärmaschine reduziert zu werden... Deshalb hab ich mich versteckt. Und für die beiden jährlichen Hitzezyklen hab ich mich einfach zusammengerissen. Ich hab mich durch die Krämpfe und das Verlangen hindurch gekämpft, einfach weil die Alternative für mich nie in Frage kam. Vor allem wenn man bedenkt, dass meine persönlichen Erfahrungen mit Alphas nicht unbedingt positiv waren. Und nein! Ich weiß von keinem anderen Omega... War es dass dann? Können wir bitte gehen, Duncan?"

„Moment, wir sind hier noch nicht fertig," sagte Tjorben abwehrend, als der braunhaarige Riese sich erhob und ein kollektives Knurren erscholl von den fünf Männern um Josh und Rafe grollte: „Doch, sind wir! Du hast unseren Kleinen gewürgt und geschlagen. Wärst du nicht ein Clanmitglied des Prinzen hätte ich dir bereits die Eingeweide rausgerissen! Wir werden jetzt gehen!"
Tjorben wurde rot vor Wut und wollte vorwärts stürmen, doch eine schnelle Bewegung von Henry hielt ihn zurück.
Finster auf den königlichen Clan blickend verließen die Alphas mit Josh den Gastraum und Stille trat ein.
„So ein Scheiß aber auch! Schon wieder eine Sackgasse!" stöhnte Jay und ließ sich neben seinem Bruder auf einen Stuhl plumpsen.
Alpha Kai runzelte fragend die Stirn.
„Wieso?" fragte er und band seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf zusammen.
„Echt jetzt? Da fragst du noch? Das war ja offensichtlich ein verfickter Griff ins Klo!"
Kai schüttelte den Kopf und schnaubte: „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass Duncans Clan seinen Omega für uns freigibt oder?"
Wütend sprang Jay wieder auf und schrie Kai an: „SAG MAL, SPINNST DU EIGENTLICH? WARUM STELLST DU DICH WIE EIN DUMMER VOLLIDIOT AN?!"
„Jay! Rumschreien bringt gar nichts! Komm wieder runter!" fauchte Henry genervt und zog seinen Bruder am Arm wieder auf den Stuhl.
„Ich bin nur verwirrt, warum ihr alle so bedröppelt drein schaut! Wir haben doch längst unsere Kleine gefunden!" warf Kai ein.
Acht Köpfe ruckten zu ihm herum und Sabina fragte entgeistert: „Von wem redest du, Alpha? Außer Josh gibt es keine Omegas mehr in dieser Stadt..."
Kai sah die Delta entgeistert an und sagte mit leicht fassungsloser Stimme: „Im Ernst? Seid ihr alle so blind? Immerhin lebt ihr seit neunzehn Jahren mit dem Schätzchen zusammen!"
„WAS?" kreischte Bianca und sah panisch zu ihrer Schwester.
„Ok, einmal für die Dummen... Eure Cousine Gwendolyn ist das, was wir suchen!"
„Kai... du musst dich irren! Der kleine Kobold hat keine zweimalige Phasen im Jahr, an denen sie unpässlich ist, sie hat eine Periode, wie jede Delta auch." wandte Henry ein, doch Kai schüttelte entschieden den Kopf.
„Das liegt daran, dass sie keine Omega ist.. sie ist eine Epsilon...."

In einem Feld voller Schmetterlinge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt