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(Triggerwarnung)

„Du wertloser kleiner Wurm!"
Nur zu gerne hätte Gwens Onkel etwas erwidert, doch das Atmen - ganz zu schweigen vom Sprechen - fiel ihm gerade ein wenig schwer. Verständlich, wenn ein zwei Meter großer Muskelberg mit unfassbar schlechter Laune ihn wiederholt an der Kehle packend gegen eine Backsteinwand hämmerte.
„Wo ist sie? WO?"
Henry hatte eindeutig die Geduld verloren und machte Anstalten, den fuchsteufelswilden Tjorben abzulösen, um selbst etwas von seinen Frust an Hendrik auszuleben.
Es war schließlich Maximilian, der seinen Hass so weit bezwingen konnte, dass er seine Clansbrüder von dem Stück Elend, welches einst ein Beta gewesen war, wegziehen konnte.
„Wenn ihr den Bastard tötet, bekommen wir nie die Antwort auf die Fragen, was passiert ist und wohin unsere Kleine hin verschwunden ist!"
Jared trat vor und hockte sich vor den zusammengeschlagenen Mann und sagte ruhig: „Versteh uns nicht falsch, wir werden dich so oder so töten. Den einzigen Unterschied wird die Art und Weise deines Todes machen. Kooperiere und es wird schnell gehen, Tjorben wird dir das Genick brechen und das war's dann. Halte uns weiter zum Narren und er wird anfangen dir Körperteile abzuschneiden. Vermutlich angefangen mit deinem dreckigen, kleinen Schwanz, den du in unser Mädchen reinstecken wolltest! Also? Was soll es sein?"
„Ich bin ausgesprochen fasziniert, wie zivilisiert ihr sechs noch seid. Würde es hier um Josh gehen, wäre dieser Mistkerl längst Hackfleisch."
Duncan lehnte an einer der bröckelnden Steinsäulen, die Arme vor der Brust verschränkt und fixierte Hendrik mit einem eiskalten , angewiderten Blick.
Jay spiegelte seine Position auf der anderen Seite des Raumes, von seinem übermütigen Grinsen war nichts mehr zu sehen. In seinen hellblauen Augen blitzte die reinste Mordlust, und während Tjorben noch mit seinen Fäusten Gwens Onkel bearbeitete, spielte der jüngste des Alpha Zirkels längst mit einem scharfen Messer. „Glaub mir, mein Freund... da ist keine Zivilisation mehr. Es ist nur eine Fassade. Was der kleine Pisser noch nicht geschnallt hat ist, dass er nur noch halbwegs intakt bleibt, weil er seinen kümmerlichen Wurm nicht in unsere Gwendolyn reingesteckt hat! Und auch die Tatsache, dass er eventuell weiß was mit unserer Epsilon geschehen ist, hilft zumindest bei seiner momentanen Lebenserwartung."
Duncan seufzte und schüttelte den Kopf.
„Vielleicht sollte ich es mal versuchen.. In den Camps waren die Trainer ausgesprochen kreativ, wenn es um Folter ging und ich war ein ziemlich gelehriger Schüler!"
Henry richtete sich auf und sah den ersten Alpha von Josh's Zirkel an. Sein Atem ging schnell und hart, seine Augen tiefschwarz vor Wut, doch dann fuhr er sich durchs Gesicht und er nickte langsam.
„Tjorben... lass den Abschaum los und Duncan ran. Er wird uns die Antworten bringen!"
Der blonde Vollstrecker stierte mit einem absolut irren Blick auf den Prinzen, dann stieß er mit einem ohrenbetäubenden Knurren der schlaffen Körper von Gwens Onkel zu Boden und wich langsam ein paar Schritte zurück.
Der Clanfremde Alpha schlenderte betont langsam auf sein Opfer zu...

Als Duncans Zirkel vor vier Tagen Zuhause angekommen war, hatten sie einen glücklichen kleinen Omega erwartet, der mit Rafe zufrieden in seinem Nest kuschelte... doch weit gefehlt. Kaum waren sie durch die Tür getreten, segelte eine Blumenvase an ihnen vorbei und zerschellte direkt neben Davids Kopf. Ihr niedlicher Kleiner stand fauchend wie eine Babykatze halb geduckt vor dem Sofa und bombardierte den flink ausweichenden Rafe mit so ziemlich allem, was er in die Hände bekam! Dabei fluchte er wie ein Kesselflicker und bedachte den Alpha mit höchst unfeinen Ausdrücken...
Es dauerte eine ganze Weile, bis Duncan es geschafft hatte, Josh so weit zu beruhigen, dass der Omega schließlich mit der Sprache herausrückte. Der erste Alpha wiegte den Jungen auf seinem Schoß, während er ihnen erzählte wie Rafe es gewagt hatte, seine beste Freundin zu bedrohen. Der gesamte Clan kannte natürlich jede Geschichte mit Gwen und wusste wie sehr Josh sie liebte. Strafend sahen die vier Männer zu ihrem Vollstrecker. Rafe hob abwehrend die Hände und maulte: „Sie war frech uns gegenüber und hat unseren Kleinen angeschrien... was sollte ich denn da machen?"
Josh wurde puterrot im Gesicht, fletschte die Zähne und sprang mit zu Krallen gekrümmten Fingern auf den dunkelhäutigen Alpha los.
David pflückte ihn sich aus der Luft und drückte den aufgebrachten Omega sanft an seine harte Brust. „Es wird alles gut, Kleiner! Hm? Hat der böse Rafe deine Gwenny denn verletzt? Nein? Na, siehst du... es ist kein Schaden entstanden. Also beruhig dich, Schätzchen..." Danach begann David sanfte Küsse auf den Hals des immer noch leise grummelnden Omegas zu verteilen, bis Josh endlich aufhörte den Vollstrecker mit Blicken zu erdolchen und seinen Nacken reckte, damit David besseren Zugang bekam.
Duncan warf einen erleichterten Blick zu Rafe und dieser nickte nur. „Der kleine Rotschopf war ähnlich angepisst, wie unser Josh hier.." murmelte der Vollstrecker und rieb sich den Oberarm, wo ein schwerer Brieföffner aus Messing ihn getroffen hatte.
Tja... und so wurde ein Schuh draus. Nachdem Rafe die Epsilon beschrieben hatte, war es nicht weiter schwer gewesen, zwei und zwei zusammenzuzählen und Duncan hatte den königlichen Clan in die richtige Richtung geführt.

„Ich würde an deiner Stelle wirklich reden, ich meine, ich hab von Haus aus zwar einiges an Geduld - was mit Sicherheit an meiner Verpartnerung mit meinem süßen Omega liegt - aber die sechs hinter mir, dass ist ein ganz anderes Thema! Also... erzähl, was hast du mit Gwendolyn gemacht? Und lüg mich besser nicht an... da reagiere ich höchst allergisch drauf!"
Hendrik mühte sich in eine sitzende Position und spuckte einen Batzen Blut dem Alpha vor die Schuhe.
„Fick dich... ihr werdet mich doch sowieso umbringen. Da freue ich... mich ... wenn ihr für den Rest... eures Lebens... an der Unwissenheit ver..reckt, weil die kleine... Schlampe ... AAAAAHHHH...."
Mit einer Seelenruhe hatte Duncan Hendriks Hand genommen und ihm einfach einen Finger abgerissen. Nachdenklich betrachtete der Alpha den Daumen und warf ihn dann lässig über seine Schulter.
„Fangen wir nochmal von vorne an..."
Zwei Stunden später hatte Gwens Onkel keine Finger oder Zehen mehr und auch die Ohren hatte Duncans starken Händen nicht standhalten können und schließlich gestand der Beta, heulend und winselnd wie der Abschaum der er war, was er mit Gwendolyn gemacht hatte und in welche Richtung die junge Frau vermutlich verschwunden war.
Langsam erhob Duncan sich, nahm ein feuchtes Tuch mit einem höflichen Nicken von Jared entgegen und wischte sich das Blut von den Händen.
„Das wird nicht einfach werden, Henry. Das Waldgebiet ist riesig und noch mehr Alphas zur Suche zu rufen ist echt viel zu riskant, vorallem wenn eure Kleine sich tatsächlich in Hitze befinden sollte! Das gäbe ein Massaker! Und wahrscheinlich würde die Epsilon in den Kämpfen unbeabsichtigt in Stücke gerissen werden..."
„Ich denke nicht, dass Gwendolyn weit gekommen ist," sagte Kai. „So verletzt wie sie war, mit den Krämpfen der Hitze... Os und Ees benötigen Unmengen von Flüssigkeit während der Zyklen... Ich werde dem Fluss folgen... vielleicht kann ich ihren Geruch wieder aufstöbern."
Henry nickte entschlossen und sagte: „Wir, Bruder. Wir... du führst uns und wir folgen. Tjorben? Mach diesem Stück Dreck den Gar aus und dann lasst uns loslegen!"
Der blonde Riese stiefelte unablässig knurrend auf das klägliche Häuflein Mensch zu, hob den Fuß und zerstampfte mit einem einzigen brutalen Tritt den Kopf von Hendrik.
„Erledigt! Suchen wir unser Herz!"

In einem Feld voller Schmetterlinge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt